Kistenmacher geht

Kaufmännischer Geschäftsführer verlässt vorzeitig die Kunsthalle. Querelen mit Kulturbehörde gebe es keine

Zwei Jahre vor Vertragsende wird ihr kaufmännischer Geschäftsführer Tim Kistenmacher die Hamburger Kunsthalle verlassen. Unstimmigkeiten mit Kulturbehörde und dem seit Februar amtierenden Kunsthallendirektor Hubertus Gaßner habe es nicht gegeben, beteuert er.

Tatsache aber ist, dass die Kunsthalle seit Jahren ein strukturelles Defizit von 500.000 Euro hinter sich herzieht. Immer wieder hatte Kistenmacher hierauf hingewiesen. Finanzierungszusagen der Behörde gab es aber nie. „Es wird spannend, wie mein Nachfolger damit umgeht“, sagt Kistenmacher, der selbst um die Auflösung seines Vertrags zum 30. Juni kommenden Jahres gebeten hat. „Chronische Unterfinanzierung kann man nicht mit einem Fingerschnips lösen.“

Dem neuen Direktor Gaßner hatte die Behörde zugesagt, das Haus schuldenfrei zu übergeben. Ideen zur Deckung des Defizits sind jedoch rar. „Die einzige Chance besteht darin, ein Stiftungskapital aufzubauen, aus dessen Erträgen diese Kosten gedeckt werden können“, so Kistenmacher. Hierfür würden zehn bis 15 Millionen Euro benötigt. Vielleicht könne dies als Initialzündung und als Signal für Mäzene dienen.

Dass Sponsoren allerdings lieber Renommee-Projekte wie die Elbphilharmonie übernehmen als die Basiskosten für defizitäre Kunsthallen, weiß Kistenmacher sehr gut. Was die Kultursenatorin darüber denkt, war gestern nicht zu erfahren. Sie verweist auf den „zu gegebener Zeit“ vorzulegenden Museumsentwicklungsplan und setzt auf die Profiländerung, die sich in der bereits lancierten Stellenausschreibung spiegelt: „Strategien zur Ertragssteigerung durch die Optimierung des Marketings und des Sponsorings“ soll der künftige Geschäftsführer erarbeiten.

Warum man dies Kistenmacher nicht zutraute, bleibt unklar. Der wiederum beteuert, dass er bereits eine neue Stelle in Hamburg habe und für acht Jahre Kunsthalle dankbar sei. PS