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Archiv-Artikel

Fischköppe! Schluss! Aus! Sense!

Wieder muss ein Volksstamm dringend aus der Bundesrepublik ausgebürgert werden

Nördlich der Achse Frankfurt am Main–Frankfurt (Oder), das Ruhrgebiet und Großberlin ausgenommen, hebt ein Todesstreifen an, der vierundzwanzig Stunden täglich vom NDR bestrahlt wird: eine von verjauchten Wasserlöchern durchsetzte Ebene, der man die positiven Aspekte der Polkappen- und Gletscherschmelze wünscht. Fingerhuthohe Erhebungen werden gleich als Schweiz bezeichnet. Sonst duckt sich die schüttere Krume unter Güllesilos, im Nitratrausch entworfenen Carports, der Düppeler Sprungschanze sowie dem Jägerzaun, den die Norddeutschen eigens dafür errichten, um sich sogleich tot drüberzuhängen.

Wie mit Wasserwaage und Mobiltelefon gezogene Dränagegräben, dazwischen ein geschlechtskranker Kiefernschlag, radiopassive Furunkelrübenfelder und Kartoffelwüstungen, Rindergulags und Schweineresidenzen, das ist ihre Welt. Was an Gülle nicht sofort versickern oder verzehrt werden kann, fließt ins Celler Loch oder gemächlich in die Dränagen Richtung Ost- und Nordsee ab, von deren Stränden man ungehindert ins Wasser springen kann, gäbe es einen triftigen Grund dafür. Darin imprägnieren nämlich die einheimischen Nitratjunkies ihre Wurstleiber wider den unbarmherzigen Wind. Frisuren, wie wir sie kennen, haben sie im Westteil des Nordens deswegen längst abgeschafft, im Ostteil tragen sie gar keine Haare mehr. Zudem glänzt dieser amphibische Menschenschlag mit einer wattplatten Affektstruktur. Über Jahrhunderte hat er sein Bild durch komplizierte Inzuchtverfahren geformt und macht seiner Bezeichnung Ehre: Gäbe es nur Norddeutsche auf der Welt, die Menschheit wäre mit einem Schlag ausgerottet. Ihre Physiognomie orientiert sich an einer bekannten stärkehaltigen Feldfrucht, doch die in einer ästhetischen Warteschleife verharrenden Zwischenergebnisse dürfen wir nicht ernst nehmen.

Sprechen können sie erst, seit sie sich beim täglichen Abschneiden der herauswuchernden Keime große Spalten ins aphthenbehaftete „Gesicht“ geschält haben. Signalisieren die Weibchen trotz aller Widrigkeiten Paarungsbereitschaft, trifft man sich hinter den Traktoren in verkarsteten Altöltümpeln, um mit preisreduzierter Unterhaltungselektronik dieses oder jenes aneinander zu vollziehen. Und wenn ihre Bälger groß sind, wollen sie Erwachsene werden.

Eine Anmutung politischer Strukturen vermitteln die geschwürig zwischen Hamburg, Bad Kleinen und Hannover wuchernden ehrenamtlichen Bürgermeister. Sie werden von den Hühner- und Schinkenbaronen mit Labskaus und Klarem gemästet, obendrein steht ihnen bei jeder Neuvermählung das Recht der zweiten bis tausendsten Nacht zu. Schon die Hanse bewies ja, dass der Weg vom Pfeffersack zum Drecksack keine zwei Millimeter betragen muss. Über die ganze Bescherung streicht ein Matjesodem, wie aus 300.000 vermodernden Luftpumpen gepresst. Und eine rechtsalternative Unterhaltungsillustrierte, die man aus Gewohnheit „Nachrichtenmagazin“ nennt, exportiert diesen Abgeist unter Verwendung von Lehnwörtern aus der Kaffeefahrtensprache in die halbe Welt.

Für die sensorischen Regressionen Beck’s und Jever ließen sie sich in den Achtzigern den Begriff „Szenebier“ patentieren und infantilisierten zehn Prozent jeder westdeutschen Großstadt. Die damit kontaminierten Leute bleiben auf Lebenszeit versetzungsgefährdet, mindestens jedoch schwer vermittelbar. Ganze Plattenfirmen, der Springer Verlag, selbst Tomte konnten demzufolge unbehelligt nach Berlin umziehen und die Keime des norddeutschen Wahns aussäen. Günter Grass, Torfrock und Wolf Biermann lassen sie freie Hand, Fips Asmussen und Eva Herman sind nach wie vor auf freiem Fuß und lassen das ihnen hörige Stimmungskanonenfutter ihre unfrohe Botschaft in die andere Hälfte der Welt brüllen. Hier ist die Fangquote eindeutig zu niedrig! MICHAEL RUDOLF