: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Der Name des amerikanischen Sicherheitsunternehmens „Blackwater“ wurde zum Synonym für ein Phänomen, das zum ersten Mal während des Irakkrieges ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gelangte: dass der Krieg inzwischen wie eine Dienstleistung betrachtet wird und man entsprechende Kriegsdienstleistungen bei Kriegsdienstleistern wie „Blackwater“ einkaufen kann. Hans-Werner Kroesinger, der mit seinen dokumentarischen Theaterproduktionen immer wieder dunkle Praktiken globaler Wirtschaftskonzerne, Kriegsschauplätze und die Interessen sinistrer Konflikt-Nutznießer ausleuchtet, fasst mit „Blackwater“ im HAU 3 nun ein nächstes heißes Eisen an. Am Ende nähert sich Kroesinger auch Fragen nach der künftigen Funktion der Bundeswehr an. Was mit bösen Kindern Schlimmes passieren kann, das hat der Arzt Heinrich Hoffmann 1844 in finstersten Farben ausgemalt. Seine Geschichten vom Struwwelpeter sind ein Klassiker, auch der schwarzen Pädagogik. Bis vor zwanzig Jahren Julian Crouch und Phelim McDermott gemeinsam mit Martyn Jacques und seiner Band The Tiger Lillies die Geschichten zu einer makabren Junkopera verarbeiteten. Im Maxim Gorki Theater inszeniert nun Ronny Jakubaschk „Shockheaded Peter“. Und zwar mit musikalischen Jungstars des Hauses. Samstagabend verwandelt sich dann die Volksbühne in ein Trauerhaus für Christoph Schlingensief, dessen Theaterkarriere hier begann. „Gedenken 3000“ heißt das Spektakel, das den Geist des an allen medialen Fronten virtuos agierenden Künstler im ganzen Haus beschwört. Auch die Präsentation bisher unveröffentlichten Materials wird versprochen. Der Eintritt ist frei, lässt die Volksbühne wissen, und auch, dass eine große Tafel des Gedenkens darauf wartet, mit selbst mitgebrachten Speisen und Getränken befüllt zu werden.
■ „Blackwater“: HAU 3, Do.–So.
■ „Shockheaded Peter“ Maxim Gorki Theater, ab Fr.
■ „Gedenken 3000“: Volksbühne, Sa., 20 Uhr
■ Schlingensief-Filmretrospektive: Babylon Mitte, ab Sa.
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