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Archiv-Artikel

Die ultimative Unabhängigkeit

Die Architektin Iris Busch hat ein Konzept entwickelt, nach dem sich Bewohner von Bauwagen selbst mit Energie versorgen können. Grundlage ist eine pfiffige Dämmung und eine kontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung. Beides ist teuer

„Ich wäre nicht in der Lage, soviel Geld zu investieren, aber die Idee finde ich gut“

von Sörre Wieck

Wohnen in der mobilen Butze ist für viele der romantische Inbegriff von Freiheit und Unabhängigkeit. Doch wenn es um die Energieversorgung geht, sind die bundesweit etwa 10.000 Bauwagenbewohner oft von der Versorgungsbereitschaft ihrer Stadt abhängig. Mit ihrem Projekt „autark mobil wohnen“, hat sich die Hamburger Architektin Iris Busch das Ziel gesetzt, den Bauwagen mit Hilfe alternativer Energiequellen autark zu machen.

„Sofort und überall loswohnen bei vollem Komfort“ lautet Buschs Programm. „Brachflächen können spontan besetzt werden, die Leute sind unabhängig vom Netz der öffentlichen Ver- und Entsorgungsleitungen und der Rückgriff auf fossile Energien wird überflüssig“, zählt die Architektin die Vorteile auf. Sie verspricht Souveränität in punkto Strom, Wärme, Wasser und Abwasser.

Ihr Wärmekonzept umfasst Passivhausfenster, die im Winter nach Süden und im Sommer nach Norden ausgerichtet werden. Die Wände will sie mit einer Vakuumdämmung isolieren. „Das garantiert einen hohen Dämmwert auf schlanken Dämmstärken“, sagt Busch. Zusätzlich schlägt sie Holzfaserplatten mit so genannten Latentwärmespeichern vor, die im Boden, der Decke und in den Wänden verwendet werden können.

Diese funktionieren ähnlich wie Taschenwärmer: Durch Ändern des Aggregatzustandes geben sie Wärme ab. Scheint tagsüber die Sonne, nehmen die mit mikroverkapseltem Wachs gefüllten Platten Wärme auf. Wird es kalt, erstarrt das geschmolzene Wachs und gibt Energie an die Umwelt ab.

Damit möglichst wenig Wärme verloren geht, sieht Buschs Konzept eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung wie in einem Passivhaus vor. Dieses Gerät kann mit einem Biogasbrenner gekoppelt werden, der zusätzlich für Wärme sorgt, falls es doch einmal zu kalt wird.

Um den Strombedarf zu decken, veranschlagt sie eine fünf Quadratmeter große Photovoltaikanlage. Dabei geht sie von einem Bauwagen von acht Metern Länge und einer Breite von 2,55 Metern aus. Sollte die solare Stromproduktion nicht reichen, schafft ein mit Pflanzenöl betriebener Generator Abhilfe, den sich die Platzbewohner teilen können.

Das Regenwasser wird über die Dachflächen aufgefangen, gefiltert, und in einer Zisterne unter dem Wagen gespeichert. Eine solarthermische Anlage erwärmt das Wasser für die Dusche etc. Das Abwasser wird über eine Pflanzenkläranlage aus Kies, Sand und Schilf gereinigt.

Momentan ist ein derartiger Bauwagen ein reines Luftschloss: „Ich bin noch in der Planungsphase und hoffe, es in Verbindung mit der Internationalen Bauausstellung Hamburg zu realisieren“, sagt die Architektin, die selbst für drei Monate in einer mobilen Behausung gewohnt hat.

Das Hauptproblem sind die Kosten. Allein das Material für die Ausgestaltung eines Bauwagens nach diesem Entwurf schlüge mit 23.000 Euro zu Buche. „Ich wäre nicht in der Lage, soviel Geld zu investieren“, bedauert ein Bewohner des Bauwagenplatzes Hebebrandstraße . „Aber die Idee finde ich sehr gut.“