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Archiv-Artikel

Unter statt über Wasser

QUERUNG Eine Straßen- und Schienenverbindung zwischen Schleswig-Holstein und Dänemark verzögert sich um mindestens zwei Jahre. Nach neuen Berechnungen soll ein Tunnel günstiger sein als eine Brücke

„Den Planern geht es nicht um die beste, sondern nur um die billigste Variante“

MALTE SIEGERT, AKTIONSBÜNDNIS

Ein Absenktunnel soll es sein, der Deutschland und Dänemark verbindet. Das ergibt aus den neuesten Berechnungen der dänischen Realisierungsgesellschaft Femern A/S, die in Kopenhagen vorgestellt wurden und sei Mittwoch in Internet eingesehen werden können. Der dänische Verkehrsminister Christian Schmidt will diese Empfehlungen nun prüfen. Er kündigte eine Stellungnahme seines Ministeriums für die Brücken- oder die Tunnellösung im Januar an, eine Entscheidung des Parlaments wird im Frühjahr erwartet.

Die Fertigstellung der Fehmarnbelt-Querung wird nun für frühestens 2020 vorhergesagt, zwei Jahre später als bislang geplant. Die Kosten von 5,1 Milliarden Euro muss Dänemark allein tragen, Deutschland muss lediglich für den Ausbau von Straßen und Schienen zwischen Fehmarn und Lübeck aufkommen. Das wird mit bis zu 1,7 Milliarden Euro veranschlagt. Die Berechnungen aus Kopenhagen enthalten einen Zuschuss der EU in Höhe von etwa 500 Millionen Euro. Damit wurden die Erwartungen an eine Geldspritze aus Brüssel deutlich gesenkt. War früher von einem Drittel die Rede, sind es jetzt nur noch zehn Prozent, die Amortisierung verlängert sich nach Angaben von Schmidt von etwa 20 auf 29 Jahre.

Der 18,1 Kilometer lange Absenktunnel soll aus etwa 200 Meter langen Elementen bestehen. Sie sollen in einen ausgehobenen Graben in den Meeresboden gestellt und mit einer Gesteinsschicht bedeckt werden. Die Fahrzeit mit dem Auto gibt Femern A/S mit zehn Minuten an, Züge bräuchten sieben Minuten.

Das Aktionsbündnis gegen die Querung lehnt auch diesen neuen Plan ab. „Ökologisch halbwegs akzeptabel“ sei einzig ein gebohrter Tunnel, sagt Bündnissprecher Malte Siegert: „Den Planern gehe es nicht um die beste, sondern nur um die billigste Variante“. SVEN-MICHAEL VEIT