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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Leiser Ton berührt

■ betr.: „Zerwühlte Erde, sonst nichts“, taz vom 10. 4. 14

Dieser Beitrag von Mathias Greffrath zur Berichterstattung und Kommentierung des Ersten Weltkriegs hat mich berührt und nachdenklich gemacht. Er kritisiert nicht die anderen oder kanzelt sie ab. Stattdessen berichtet er in leisem Ton von einer Sicht auf dieses schicksalhafte Ereignis, in der so etwas wie Frieden momenthaft aufleuchtet. Und seine Schilderung intimer Gartengespräche unter den Klugen und Weisen jener Zeit klingt nicht wie der Bericht über geplatzte Träume – eher als Ermutigung, sich erneut zwanglos zu solchen Gesprächen zu vereinbaren; ob nun an prominenter Stelle in Berlin oder bei sich zu Hause.

Vielleicht müssen wir taz-Leser häufiger loben, dass es solche Beiträge sind, die die taz so besonders machen. Dann erübrigt sich die Diskussion über sinnfreie Schamhaardebatten möglicherweise ganz von selbst. JOCHEN KUHNEN, Immenhausen

Befremdlich

■ betr.: „Die Neinsager“, taz vom 10. 4. 14

Immer mal wieder habe ich mich gefreut über treffende und originelle Aufmacher auf der ersten taz-Seite. Die Häme, mit der Parlamentarier der Linkspartei in Bild-Manier als gleichgeschaltete, friedensnaive FDJ-Pimpfe lächerlich gemacht werden, hat mich allerdings sehr befremdet.

Ist es nicht umgekehrt so, dass alle anderen Parteien, die – was scheinbar vergessen ist – bis Anfang der 90er Jahre gegen Bundeswehreinsätze im Ausland waren, nun offenbar problemlos und gleichgeschaltet mit fliegenden Fahnen den von der Leyen’schen und Gauck’schen Schlachtrufen nach mehr deutschem militärischen Engagement folgen? Die Linkspartei hat zumindest ein Problem mit zunehmender Bereitschaft zum deutschen Militäreinsatz.

Nachdem – wie auch in der taz berichtet – eine deutsche Beteiligung an der Zerstörung syrischer Chemiewaffen logistisch nicht notwendig ist, liegt es nahe, dass der Hauptzweck eines solchen Einsatzes ist, die Hemmschwelle für Bundeswehreinsätze im Ausland zu senken. Dass auch Militäraktionen als pazifistisch deklariert werden, die nicht, wie im aktuellen Fall, der Zerstörung von Waffen dienen, sondern der Zerstörung von „Feinden“ zur Sicherung der eigenen Interessen, wäre nichts Neues. MELITTA RHEUDE-INDINGER, München

Billiger geht es kaum

■ betr.: „Die Neinsager“, taz vom 10. 4. 14

Bei der Titelseite zur heutigen Ausgabe haben Sie sehr weit unten in die Schublade gegriffen. Auf der Seite 2 werden ja immerhin noch die Argumente der Abgeordneten, die gegen den Einsatz der Fregatte „Augsburg“ gestimmt haben, genannt. Da sieht man dann auch, dass die Lage so einfach denn doch nicht ist. Aber der Kommentar von Stefan Reinecke will von alldem nichts wissen. Seine Auslassungen triefen geradezu vor Empörung, wenn nicht Hass auf diejenigen, die es wagen, sich gegen den Mainstream zu stellen („grotesk“, „fadenscheinig“, „Paranoia“, „lächerlich“). Das dazugehörige Aufmacherbild samt Überschrift setzt dem Ganzen allerdings die Krone auf. Billiger geht es kaum noch. GERT HAUTSCH, Frankfurt am Main

Ein Stück Heuchelei

■ betr.: „Grün-rot übertaktiert?“, taz vom 11. 14. 14

Alle haben schwule Nachbarn, und/oder Freunde, Bekannte, Kollegen, Verwandte etc. – aber ob man „das“ in der Schule auch noch besprechen und für das Ende der Verzweitrangung (tolles Wort) eintreten sollte? Da gucken Viele plötzlich ganz komisch und äußern Zweifel, auch wenn sie sich selbst für noch so tolerant und aufgeklärt halten und obwohl sie wissen müssten, dass „die lieben Kleinen“ sowieso davon wissen – wie könnten sie sich ansonsten auf dem Schulhof entsprechend wüst beschimpfen? Solange es nicht den Status – irgendwie besser zu sein – kostet, steckt in dieser Art der Toleranz doch ein ganzes Stück Heuchelei. MANUELA KUNKEL, Stuttgart

Wer wird enttarnt?

■ betr.: „Der gefürchtete Zeuge“, taz vom 12. 4. 14

Vielleicht ist es ja paranoid zu denken, dass Herr Snowden deshalb nicht als Zeuge in die Bundesrepublik einreisen darf, weil dann deutlich würde, wie eng die deutschen Geheimdienste mit der NSA zusammenarbeiteten und dass „Mutti“ über das Kanzleramt sehr wohl darüber informiert war. Aber auch die SPD-Granden, vor allem in den SPD-regierten Bundesländern, müssten dann eventuell mit ihrer Enttarnung rechnen. Endlich würde dann auch deutlich, wie sehr die Bevölkerung belogen und betrogen wurde und wird, von CDU/CSU und auch der SPD. Anders ist doch die Verweigerungshaltung der jetzigen Bundesregierung für jemanden, der die Politik kritisch beobachtet, kaum zu interpretieren.

Wenn die Bundesregierung mit außenpolitischen Gefahren argumentiert, falls Snowden nach Deutschland einreisen dürfte, frage ich mich, ob der außenpolitische Schaden, verursacht durch das Ausspähen durch die NSA, nicht schon ausreichend groß ist, um den Auftritt von Herrn Snowden zu ermöglichen und gegenüber den USA offensiv zu vertreten. Und dann zählt ja auch noch der Einsatz der gleichen Politiker für die Vorratsdatenspeicherung. Mit einer umfassenden Aussage von Herrn Snowden wäre es dann noch viel schwieriger, diese Ausspähung einer ganzen Bevölkerung zu rechtfertigen.

ALBERT WAGNER, Bochum