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Archiv-Artikel

Sympathische Extrawünsche

TAZ-NEUBAU 20 Millionen Euro soll er kosten, 310 Architekten wollen es entwerfen. Das Publikum zeigt sich hochinteressiert – und fragt nach Energiebilanz und Ökobaustoffen

VON SEBASTIAN HEISER

Für Architekten ist es offenbar ziemlich attraktiv, der taz ein neues Haus zu bauen: 310 Büros haben sich beworben. Auf dem tazlab wurden die 25 Büros bekannt gegeben, die nun zwei Monate Zeit haben, um einen konkreten Entwurf auszuarbeiten. Dazu gehören etwa Behnisch Architekten (Stuttgart), Max Dudler (Berlin) und Bjarke Ingels (Kopenhagen). Eine Jury wird dann den Gewinner küren, erläuterte taz-Geschäftsführer Karl-Heinz Ruch am Samstag auf einer Infoveranstaltung zum Neubau vor rund 150 Interessierten.

„Wir bauen ein taz-Haus, weil wir davon überzeugt sind, dass taz-Journalismus eine Zukunft hat“, so Chefredakteurin Ines Pohl. Die taz ist in den letzten Jahren so stark gewachsen, dass sie inzwischen 50 Prozent mehr Fläche braucht, als es im Haupthaus in der Rudi-Dutschke-Straße in Berlin-Kreuzberg gibt. Daher hat die taz noch Büroräume um die Ecke angemietet. Das neue Gebäude mit 8.800 Quadratmetern auf acht Stockwerken soll an der Friedrichstraße entstehen, 450 Meter vom bisherigen Standort entfernt. Dort sollen endlich wieder alle unter einem Dach arbeiten, außerdem spart der Verlag dann die Kosten für die Miete.

Rund 20 Millionen Euro soll das Haus kosten, erläuterte Ruch. Davon zahlt die taz 3 Millionen Euro aus ihren vorhandenen Rücklagen, außerdem hofft Ruch auf gut 3 Millionen Euro Fördermittel. Von den restlichen rund 14 Millionen Euro will die taz möglichst viel als zusätzliches Eigenkapital von ihren Eigentümern einwerben – den derzeit schon mehr als 13.500 Mitgliedern der taz-Genossenschaft. Im Gegenzug verspricht die taz eine Verzinsung von 2 Prozent bei einer Anlage über fünf Jahre und 2,5 Prozent über zehn Jahre. Ruch: „Wenn jeder der Genossen noch einen Anteil von 500 Euro kauft, haben wir schon über 6 Millionen zusammen.“ Der Betrag, der dann am Ende noch zu den 20 Millionen Euro fehlt, komme von der Bank.

„Die Medienkrise ist die Krise eines Geschäftsmodells, an dem wir nicht beteiligt waren“, sagte Ruch. Schließlich hatte die taz sich noch nie hauptsächlich über Werbung finanziert. Es ist außerdem gelungen, rückläufige Erlöse aus den Verkäufen der täglichen Ausgabe durch neue Angebote wie das Wochenendabo, das digitale Abo oder den taz-Shop auszugleichen. Die Gesamteinnahmen steigen Jahr für Jahr kontinuierlich.

Aus dem Publikum gab es etliche Fragen nach der Energiebilanz des Gebäudes und ökologischen Baustoffen. Noch ist aber nichts entschieden: Die taz wartet ab, was die Architekten vorlegen. Eins ist aber jetzt schon klar: In der Tiefgarage ist kein Platz für Autos, sondern nur für Fahrräder. Chefredakteur Andreas Rüttenauer meldete noch einen Sonderwunsch an: „Ich möchte unbedingt, dass das neue taz-Haus wieder eine Dusche hat, denn ich radel jeden Tag 20 Kilometer zur taz und will meinen Kollegen nicht verschwitzt entgegentreten.“ Ein Vorschlag, den Ines Pohl sofort unterstützte.

Mehr Infos: www.taz.de/haus