Görtz holt sich Hilfe

SCHUHE Hamburger Traditionsfirma brauchte dringend frisches Geld, Münchner steigen ein

Der unter Druck geratene Hamburger Schuhfilialist Ludwig Görtz GmbH hat einen neuen Investor ins Boot geholt: den Münchner Finanzinvestor Afinum, der als Minderheitsgesellschafter mit 40 Prozent mit einsteigt. Wie viel er dafür zahlen muss, wurde nicht bekannt gegeben.

Görtz beschäftigt in 170 Filialen rund 3.200 Mitarbeiter, davon arbeiten den Angaben zufolge rund 65 Prozent in Teilzeit. Im harten Preiskampf des Einzelhandels musste Görtz seit 2012 rund 70 Läden schließen und 800 Stellen streichen. Das Unternehmen schrieb nach zwei Verlustjahren 2013 operativ wieder schwarze Zahlen.

Im 1. Quartal 2014 sei Görtz doppelt so stark gewachsen wie der Markt mit einem „guten zweistelligen“ Wachstum, sagte ein Firmensprecher. Die Umstellung der Schuhkollektionen habe sich ausgezahlt, sagte der Sprecher. Ware zu Preisen unterhalb von 50 Euro biete Görtz nicht mehr an. Der Filialist setzt auf „höhere Stilsicherheit sowie höhere Qualität“ – jenseits der 70 Euro.

Die Kapitalgeber beteiligen sich seit dem Afinum-Gründungsjahr 2000 an mittelständischen Unternehmen, darunter sind aktuell der Möbelhersteller Thonet und das Orwo-Großlabor für Bildentwicklung und druck. Die Investoren wollen nach eigenem Bekunden Görtz dabei unterstützen, die „strategische Neuausrichtung erfolgreich zu einem Abschluss zu bringen“.

Die Tradition des Hamburger Familienunternehmens Görtz reicht bis ins Jahr 1875 zurück. Damals eröffnete Johann Ludwig Görtz im Stadtteil Barmbek das erste Herren-Schuhfachgeschäft – inklusive Reparaturwerkstatt und Kartoffelhandel. Der Verkaufsraum war gerade einmal 14 Quadratmeter groß. 1938 wurde die erste Hamburger Filiale eröffnet, zehn Jahre später das Stammhaus in der Spitalerstraße.  (dpa)