: Wenig Hoffnung
betr.: „Hannah Arendt wird in Israel gehasst“, taz vom 14. 10. 06
In Ihrem Interview mit der taz geht Idith Zertal mit kritischen Worten auf den aktuellen Zustand der israelischen Gesellschaft in deren staatlichen Verfassung als Nationalstaat ein. Sie erwähnt deren Zersplitterung. Ist damit nicht eine tatsächliche Begründung dafür gegeben, dass es dem Staat so schwer fällt, einen gerechten Ausgleich mit den Palästinensern, seien sie Nachbarn oder auch eigene Staatsbürger, wie auch den Nachbarstaaten zu akzeptieren? Was würde geschehen, so frage ich mich besonders auch nach diesem Interview, wenn dem auf der Illusion der jüdischen Dominanz aufgebauten Gemeinwesen der innere und äußere Feind abhanden käme?
Kann unter dieser Prämisse die Aufrechterhaltung eines dauerhaften Spannungszustandes für die politische Führung Israels nicht sogar als vordergründig (scheinbar) existenzsichernd angesehen werden, ungeachtet des damit verbundenen Paradoxons? Denn auch Israel benötigt natürlich, wie auch seine Nachbarn, für eine gedeihliche Entwicklung Sicherheit und Frieden, was unter den von Frau Zertal erwähnten Bedingungen aber als die innere Kohäsion gefährdend betrachtet werden müsste. Es ist aus der Geschichte bekannt, dass eine auseinanderdriftende Gesellschaft durch Aufrechterhalten eines Feindbildes der Illusion zu unterliegen droht, sich im Innern nicht wandeln zu müssen. Dann aber bleibt wenig Hoffnung für einen gerechten Frieden mit den leidenden Palästinensern, wie auch mit der Bürde dauerhafter Militarisierung lebenden Menschen Israels. GÜNTER SCHENK, Beinheim, Frankreich