BSH-Werk gerettet : Spandauer Sparwaschgang
Etwa ein Drittel der Arbeiter verliert den Job sofort. Der Rest muss mehr schuften, bekommt dafür weniger Geld und steht wahrscheinlich in dreieinhalb Jahren auf der Straße. Dennoch jubelten gestern die Gewerkschafter im Spandauer Waschmaschinenwerk. So sehen heutzutage die Sieger eines Arbeitskampfes aus – arg gebeutelt, aber immerhin nicht völlig verloren.
Kommentar von Gereon Asmuth
Als „Sieg der Vernunft“ hat Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS) die Einigung zwischen Werksleitung und Gewerkschaft bezeichnet. Zu Recht. Immerhin wurde nach dreiwöchigem Streik durchgesetzt, dass die Produktion der Bosch-Siemens-Haushaltsgeräte wenigstens noch bis 2010 in Berlin erhalten bliebt. Nach der Schließung der Bildschirmproduktion von Samsung und des Baumaschinenherstellers CNH bleibt der Stadt das dritte Aus innerhalb eines Jahres im Industriesektor erspart.
Auch die Strategie der Streikenden ist zu loben. Die Rückbesinnung auf den alten Wert der Solidarität mit anderen Betroffenen, der gemeinsame Protest mit den ebenfalls von Schließung bedrohten Mitarbeitern des BenQ-Werkes in Kamp-Lintfort gegen die Siemens-Zentrale in München war ein Erfolg. Er hat gezeigt, dass sich selbst ein Großkonzern nicht völlig von der öffentlichen Diskussion abkoppeln kann.
Und dennoch wird offensichtlich, dass in Zeiten der Globalisierung die Gewerkschaften auf lange Sicht am kürzeren Hebel sitzen. Schließlich haben sie nur mit viel Mühe geschafft, der Werksleitung den Weiterbetrieb einer gewinnbringenden Produktionsstelle schmackhaft zu machen. Der Konzern wird nun dreieinhalb Jahre lang seinen Spandauer Sparwaschgang laufen lassen. Danach können die BSH-Arbeiter nur noch auf ein Wunder hoffen.