: Der Konflikt um die Ukraine
Kiew schickt Truppen gegen prorussische Milizen, die Nato verstärkt Osteinsatz und die „Bild“-Zeitung polemisiert gegen Russen-Panzer in Berlin. Bei den Genfer Gesprächen zeigt sich Russland kooperativ, die Skepsis bleibt
LESERINNENBRIEFE
Bettelarm
■ betr.: „Adieu, Krim! u. a., taz vom 15. 4. 14
Die volkswirtschaftlich insolvente Ukraine ist ein Staat, der sich nicht nur teilt, sondern auch in autonome Regionen auflöst. Politisch und ökonomisch ist die Ukraine als eigenständiger Staat schon lange nicht mehr überlebensfähig. Akzeptieren sollten deutsche, amerikanische und europäische Politiker, dass gerade in der Ostukraine die Grundwerte der Europäischen Union und die der westlichen Demokratien nie auf dem Spiel gestanden haben, weil sie nicht als so wichtig und erstrebenswert von den Menschen vor Ort eingestuft wurden. Wer sich jahrelang in der Ukraine um seine Zukunft und seinen Wohlstand betrogen gefühlt hat, weil er immer am Rande des Existenzminimums bettelarm sein Dasein fristen musste, interessiert sich herzlich wenig für die Millionen schweren Oligarchie-Politiker der Ukraine, die immer mal wieder regieren möchten.
ALBERT ALTEN, Wernigerode
Neutrale Ukraine
■ betr.: „Warnung vor dem Iwan“, taz.de vom 15. 4. 14
Glauben Sie im Ernst, der Westen und die Nato werden zulassen, dass die Ukraine neutral wird wie Österreich? Dagegen spricht schon, dass die Ukraine finanzielle Unterstützung braucht, entweder von Russland, wie bisher, oder von der EU. MARIONL, taz.de
Dritte Position
■ betr.: „Warnung vor dem Iwan“, taz.de vom 15. 4. 14
Herr Hillenbrand, warum tragen Sie diesen innerdeutschen Konflikt weiter, indem Sie suggerieren, es gäbe nur diese beiden Positionen? Warum kümmern Sie sich nicht darum, was diejenigen, die eben gerade dieses Kalte-Kriegs-Denken gerne überwunden wüssten und nach einer dritten Position suchen, zur Krim-Krise zu sagen hätten? Und wie mit denjenigen, die Putins Politik wie auch die Nato-Kriegstreiberei kritisieren, weder russenfeindlich noch gegenüber den Intentionen des Westens allzu blauäugig sind, auf beiden Seiten auf Hass und Intoleranz stoßen? Welche Interessen dahinter stehen und welches die tatsächlichen Mechanismen dieser Polarisierung sind?
Wäre es so schrecklich altmodisch gedacht, Imperialismuskritik wiederzubeleben und Widerstand gegen geopolitisches Denken und Handeln einzufordern? IRMA KREITEN, taz.de
Selbst entscheiden
■ betr.: „Warnung vor dem Iwan“, taz.de vom 15. 4. 14
Dass viele Menschen hierzulande angefangen haben, mit Russland zu sympathisieren, liegt sicher auch daran, dass Edward Snowden nur dort Asyl gefunden hat. Die Leitmedien allerdings bleiben der westlichen Propaganda treu und tun so, als sei die derzeitige Regierung der Ukraine demokratisch legitimiert. Auch ich wünsche mir, dass die Ukrainer selbst über ihre Zukunft entscheiden können; so wie es die Bewohner der Krim bereits durften. SIGMA, taz.de
Gemeingefährlich
■ betr.: „Warnung vor dem Iwan“, taz.de vom 15. 4. 14
Das derzeitige Thema lautet Friedensbewahrung! Und was die Bild dahingehend abliefert, ist gemeingefählich, weil Volksverhetzung. Dabei spielt es keine Rolle, wie viele die Bild derzeit lesen beziehungsweise sie ernst nehmen. ENKI, taz.de
Sprache ansehen
■ betr.: „Armee nimmt Flugplatz ein“, dpa-Meldung, taz.de vom 15. 4. 14
Am interessantesten ist die beginnende Kriegspropaganda gerade, wenn man sich die Sprache anschaut. Aus Demonstranten werden „Separatisten“. Ich weiß gar nicht mehr, wie man hier die UCK-Terroristen zur Kosovozeit nannte, auch „Separatisten“ oder etwa „Freiheitskämpfer“. Vor einigen Tagen waren diese „Separatisten“ auch noch „russischsprachig“, jetzt sind sie „moskautreu“. Und aus dem russischen Außenminister Lawrow wird in Peking „der Russe“.
AGE KRÜGER, taz.de
Einfach machen?
■ betr.: „Der verprügelte Kandidat“, taz.de vom 15. 4. 14
Gut. Können wir es uns diesmal nicht einfach machen? Alle Ukrainer denen es eigentlich egal ist, ob sie zu Russland oder zur EU oder sonst wem gehören, dürfen als Flüchtlinge zu uns. Die Pro-Russland und die Pro-Vaterland Fraktion können dann in Ruhe ihren Zwist austragen. Und in zehn Jahren dürfen die normalen Ukrainer wieder nach Hause und wir helfen ein bisschen beim Wiederaufbau.
ERNEST, taz.de
Solide Bildung
■ betr.: „Warnung vor dem Iwan“, taz vom 15. 4. 14
Liebe Bild-Zeitung, mit dem Erhalt der sowjetischen Ehrenmale gedenken wir unter anderem der Opfer der ersten Ukrainischen Front, die im April 1945, anders als der noch ungeborene Wladimir Wladimirowitsch Putin, zum notwendigen Ende nationalsozialistischer Hybris beitrug. Das müsste Ihnen doch gefallen. Hoffentlich geht in Zukunft nicht nur taz-Lesern eine solide Bildung eiliger Meinung voraus. DIRK LUBIEN, Berlin
Skepsis hält an
■ betr.: „Russland zeigt sich kooperativ“, taz.de vom 17. 4. 14
Meine Skepsis hält weiter an. Putin akzeptiert die Übergangsregierung nicht. Folglich ist aus seiner Sicht die Einigung auf die „Entwaffnung illegaler bewaffneter Gruppen“ in allen Regionen der Ukraine sicherlich auch auf die von der Übergangsregierung entsandten Truppen anwendbar, zumal sich Putin ja nach Medienangaben das „Recht vorbehält, in der Ukraine einzugreifen“, wenn nötig. Aus meiner Sicht sind das Nebelkerzen. Die Kuh ist noch lange nicht vom Eis.
NOEVIL, taz.de
Was ist das Beste?
■ betr.: „Warnung vor dem Iwan“, taz.de vom 15. 4. 14
Die große Frage nach all den grundsätzlichen Erwägungen ist doch, was für die Menschen das Beste ist. Ich denke auch in der Ukraine ist bekannt geworden, wie Europa mit verschuldeten Ländern umgeht, und wieviel Souveränität noch übrig bleibt. Die bisher den Südländern aufgedrückten Maßnahmen haben zu einer starken Verelendung der Bevölkerung geführt. Kein Wunder, wenn jetzt einige darüber nachdenken, ob eine Orientierung zum Westen oder zum Osten vorteilhafter ist. Das ganze ließe sich gut ohne Sanktionen und militärische Aktionen durchführen. Die nächsten Wahlen standen ja vor der Tür. Wenn der Westen aber einseitig bei den Demonstranten auf dem Maidan die demokratische und Freiheit liebende Bevölkerung ausmacht, ist es bei den Demonstrationen im Osten nur eine von russischer Agitation und vom Geheimdienst gesteuerte Aktion. Ich denke mit solch einer einseitigen Betrachtung verbaut man sich viele Möglichkeiten zur Konfliktlösung, auch im Sinne der Bevölkerung in der Ukraine. Was den Menschen nützt ist eine bezahlbare Energieversorgung, gute Jobs, und ein friedliches Miteinander der verschiedenen Bevölkerungsgruppen. MARTIN_25, taz.de