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Den Flachmann ziert ein roter Stern

SERBISCH-RUSSISCHE FREUNDSCHAFT Serbische Politiker preisen Putin, und serbische Kleinstädte dienen ihm die Ehrenbürgerschaft an

In der Galerie Progres lächeln die Matrjoschkas um die Wette. Sogar eine mit Putingesicht

In den Ländern Europas macht sich eine russlandkritische, sogar eine feindliche Stimmung breit. In allen Ländern Europas? Nein!

Im Zentrum von Belgrad, direkt am Platz der Republik, ist die Galerie Progres in den russischen Nationalfarben beflaggt. „Serbisch-russisches Festival der volkstümlichen und künstlerischen Kreativität“ steht dort auf großen Plakaten.

Im Galeriefenster: der Kopf einer Schaufensterpuppe mit Fliegerkappe und einem roten Strickschal mit Hammer und Sichel, die Basilius-Kathedrale in grellem Öl. Drinnen: Neben Matrjoschkas, mit rotem Stern bewehrten Flachmännern und dicken Wollsocken liegen auch die blau-weiß gestreiften Shirts der russischen Marine aus, Armee-Parkas und -Messer, T-Shirts mit Kalaschnikows, gemalte Ikonen. Geritzte Ikonen. Gestickte Ikonen. Nationaler Kitsch. Eigentlich gingen die serbisch-russischen Kulturtage im Januar zu Ende. Nun wurde die Verkaufsausstellung, unterstützt vom Kultusministerium in St. Petersburg, aufs Neue geöffnet.

Dabei hat Russland hier keine Imagekampagne nötig. Nach einer Meinungsumfrage des Instituts Cesti gilt den SerbInnen die EU als „böse“, Russland als „gut“. Die Gründe dafür sind vielfältig, gerne sieht man das orthodoxe Russland als „großen Bruder“. Als die Nato 1999 wegen des Kosovokrieges Serbien bombardierte, „stand Russland zu uns“ – so sagte es neben anderen der designierte Premier Aleksandar Vucic, der bei der Wahl im März mit seiner Fortschrittspartei die absolute Mehrheit im Parlament erlangte.

Und der geläuterte Ultranationalist muss es ja wissen. Vor allem aber weiß er, dass die Schutzmacht Russland der Vergangenheit angehört. Putin interessiert sich nicht für den Balkan. Und auch Vucic wird aus der EU und den USA unterstützt.

Bei der Bevölkerung aber zieht die Vorstellung vom „großen slawischen Bruder“– vor allem wegen der negativen Folgen der EU-Assoziierung, den zügellosen Privatisierungen und einer Serbien überhaupt feindlich gesonnenen Welt. In vielen Kleinstädten ist Putin Ehrenbürger, für die SerbInnen im Kosovo ist er ein Held – dass Putin jüngst ausgerechnet das eigenständige Kosovo (das Russland bisher nicht anerkannte) als Vorbild für einen Anschluss der Krim an Russland aufrief, irritierte da kaum – obgleich die Belgrader Führung fürchtete, in Moskau in Ungnade gefallen zu sein. Dabei hatten sich doch sogar ein paar Dutzend serbischer Tschetniks mit langen Bärten, in Fantasieuniformen und mit dicken Kreuzen um den Hals freiwillig zum Dienst auf der Krim gemeldet.

Egal. In der Galerie Progres lächeln die Matrjoschkas um die Wette. Sogar eine mit Putingesicht. Als ich danach frage, legt sie die Verkäuferin behutsam unter den Ladentisch.

Auch draußen am Straßenkiosk stehen neben großen serbischen Fahnen kleine Wimpel der Russischen Föderation zum Verkauf. Und überhaupt ist die ganze Stadt vollgeklebt mit den Slogans der Serbischen Radikalen, deren Vorsitzender Vojislav Seselj zurzeit in Den Haag ist – auf rot-blau-weißem Grund steht da: „Sowohl Kosovo als auch Russland“.

Um diesem Traum etwas näher zu kommen, kann man in Belgrad die serbisch-russische Kreativwirtschaft mit dem Kauf einer Matrjoschka unterstützen oder in dem kleinen Reisebüro, unten am Hauptbahnhof, eine Pauschalreise per Bus in das Kosovo buchen – oder eben eine auf die Krim. Zur Klöster- und Ikonentour. SONJA VOGEL

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