: „Repression und Widerstand“
VORTRAG Trotz Sanktionen aktiv – Hintergründe zu sozialen Bewegungen in Russland
■ 42, lebt als Russlandkorrespondentin seit 1999 in Moskau und ist dort in unabhängigen Medienprojekten engagiert.
taz: Frau Weinmann, man hört aus Russland mehr von Repression als von Widerstand. Ist das ein stimmiges Bild?
Ute Weinmann: Aktuell hat Repression sehr zugenommen. Aber es gibt auch vielfältigen Widerstand, gerade in den Regionen. Die Wahrnehmung davon ist verzerrt: Staatliche Medien zeigen das nur, wenn es gar nicht anders geht, und dann nicht adäquat. Internationalen Medien fehlt der Blick für regionale Proteste.
Wie der Protest gegen den Autobahnbau am grünen Rand Moskaus, um den es auch heute geht...
Ja, auch der Wald von Chimki ist eines der Beispiele. Aber mein Vortrag zielt ab auf ein umfassendes Bild vom regional sehr unterschiedlichen Protest. Also neben Chimki etwa auch Sankt Petersburg. Für Protest gibt es jeweils sehr unterschiedliche Voraussetzungen.
Was heißt das?
Wenn die lokale Bevölkerung selbst betroffen ist, werden Proteste immer wieder auch größer. An abstrakteren Protesten beteiligen sich nur wenige: Außer bei den AktivistInnen gibt es kaum generelles politisches Interesse und größere Ambitionen. Die Leute, die konsequenter an die Öffentlichkeit gehen, werden angegriffen oder festgenommen.
Wie vergangenes Wochenende der Journalist Oleg Kaschin?
Der konkrete Fall ist nicht ganz einfach. Aber es wird grundsätzlich gegen AktivistInnen, JournalistInnen oder Organisationen gehetzt: Kreml-nahe Jugendorganisationen sprechen von Volksfeinden.
INTERVIEW: ANDREAS KOOB
20 Uhr, Paradox, Bernhardstr. 12