Kuhhandel am Kuhgraben

Gibst du mir einen Radweg, lasse ich deinen Traktor durch meine Straße fahren: Zwei Beiräte streiten, ob die Interessen von Radfahrern und Fußgängern im Blockland so wichtig sind wie die der Bauern

„Das wäre ein schönes Tauschgeschäft gewesen“, sagt der CDU-Beiratssprecher

von Jan Zier

Es geht nur um je einen Weg, wenige Hundert Meter lang. Im Blockland. In Horn-Lehe. Und um eine Grundsatzentscheidung: Soll der Tourismus im Blockland Vorrang haben vor der dortigen Landwirtschaft oder nicht? „Ja“, sagt der Stadtteilbeirat Horn-Lehe, „nein“, der Beirat Blockland.

Anlass des Streits ist ein bereits 2002 vom Bauressort geplanter Fahrradweg nördlich des Kuhgrabensees, der vom Kuhgrabenweg zur Hemmstraße führen soll. Der Radweg-Ring um Blockland und Hollerland wäre damit geschlossen, kein Naherholungstourist aus der Stadt müsste mehr an der Autobahn entlang fahren. Nicht nur der Beirat in Horn-Lehe hat sich immer wieder für diese Verbindung ausgesprochen, auch Naturschützer Gerold Janssen ist sie seit langem ein Anliegen. „Für einen sanften Tourismus brauchen wir mehr Infrastruktur“, sagt er, vor allem von Norden nach Süden.

Genau diesen Radweg aber lehnt der zuständige Beirat im Blockland strikt ab, „einstimmig“, wie Joachim Marks von der SPD sagt. Begründung: Der noch unbefestigte Pfad wird landwirtschaftlich genutzt. „Ein voll ausgebauter Fuß- und Radweg wäre viel zu gefährlich“, so Marks. Mehr als drei Meter Breite seien nicht drin – gerade genug für manch landwirtschaftliches Nutzfahrzeug. Links und rechts, sagen die Blockländer, bleibe kein Platz mehr für Radfahrer, Skater und Fußgänger aus der Stadt. „Wir haben nichts gegen Naherholung“, sagt Marks, „aber beides gleichzeitig“, das sei an dieser Stelle nicht möglich.

Brisanz gewinnt der Konflikt durch einen jüngst geäußerten Wunsch der Blockländer, den zu erfüllen wiederum Sache des Beirates in Horn-Lehe wäre: Der Kuhgrabenweg zwischen Hochschulring und Universitätsallee soll für den landwirtschaftlichen Verkehr frei gegeben werden. Seit dem Bau des Technologieparks ist die Strecke komplett gesperrt, die Bauern aus dem Blockland müssen einen Umweg über die Wiener Straße fahren. Doch dort ist es mittlerweile ziemlich eng geworden, sagt auch der Ortsamtsleiter in Horn-Lehe, Wolfgang Ahrens. Angesichts von Bussen und beiderseits der Straße parkenden Autos sei ein Durchkommen „manchmal nur schwer möglich“.

Im Prinzip, da sind sich die Parteien in Horn-Lehe einig, spreche auch nichts gegen den Wunsch der Blockländer Bauern. Es sei denn ihre nachhaltige Ablehnung des Radweges. „Bei dieser starren Haltung kann der Wunsch des Beirates Blockland nicht auf offene Ohren stoßen“, sagt Michael Koppel von den Grünen. „Wenn sie sich da stur stellen, müssen sie sich nicht wundern.“ Jüngst, auf Initiative der Grünen, durchgeführte Einigungsgespräche sind indes gescheitert. „Das wäre ein schönes Tauschgeschäft gewesen“, sagt CDU-Beiratssprecher Stefan Quaß aus Horn-Lehe. Frei nach dem Motto: Gibst du mir einen Radweg, dann lasse ich deinen Trecker durch meine Straße fahren. Doch die Blockländer, klagen CDU und Grüne in Horn-Lehe unisono, zeigten „null Kompromissbereitschaft“. Gleichwohl will niemand die Entscheidung des jeweils anderen Beirates in Frage stellen.

Abschlagen wird Horn-Lehe den Wunsch der Bauern wohl nicht: „Das ist Kinderkram“, sagt Quaß, „davon halte ich nichts.“ Und auch Ortsamtsleiter Ahrens findet ein solches Ansinnen „unlauter“: „Das fangen wir gar nicht erst an.“ Nur den Radweg am Kuhgrabensee, den wird es wohl fürs erste nicht geben.