: Friedens- Demo sorgt für Unfrieden
BRAUNE BEWEGUNG
„70 Jahre Besetzung Deutschlands sind genug, USA go home“, stand auf einem selbst gebastelten Pappschild, „Gegen Pressekriecher“ auf einem anderen. Diese pointierten Forderungen waren zunächst der einzige inhaltliche Eindruck, der sich den rund 1.500 Demonstranten der selbst ernannten „Friedensbewegung 2014“ bot. Denn von der improvisierten Bühne am Potsdamer Platz drangen die Worte des Redners nicht bis ins Publikum vor, zu hören war lediglich ein Krächzen und Rauschen. Erst im Verlauf der Ansprache des Initiators der neuen Bewegung, Lars Mährholz, fand wohl jemand den Lautstärkeregler.
Seit inzwischen sechs Wochen macht die „Friedensbewegung“, machen die „Montagsdemonstranten“ zu jedem Wochenbeginn in mehreren deutschen Städten auf sich aufmerksam. Die erste Demo fand in Berlin statt, die bislang größte am vergangenen Montag ebenfalls. Vor Ort, in Webblogs sowie in sozialen Netzwerken versammeln sich die überwiegend männlichen Aktivisten, offenbar angetrieben von der Angst vor einem dritten Weltkrieg. Die These: Vorwiegend jüdische Kapitalisten, beispielsweise die Rothschilds, nutzten die US-amerikanische Notenbank Fed, um mittels Krieg ihre „Neue Weltordnung“ aufrechtzuerhalten. Unterstützt würden sie, so die Überzeugung, von den Mainstreammedien, die die einzig wahren Friedensverfechter daher ignorierten beziehungsweise wahrheitswidrig in die rechte Ecke stellten.
Angezogen von den kruden Theorien fühlen sich Verschwörungstheoretiker aller Art. Neben dem 34 Jahre alten Berliner Mährholz, der die Fed für an allen Kriegen der vergangenen 100 Jahre schuldig befunden hat, haben sich der ehemalige RBB-Radiomoderator Ken Jebsen und der Ex-Linke Jürgen Elsässer zu Sprechern der Bewegung aufgeschwungen. Jebsen, der gekündigt worden war, weil er den Holocaust geleugnet hatte, übernimmt dabei den Part, mit antisemitischen Stereotypen zu spielen. Über seinen Facebook-Account erreicht er mehr als 100.000 Menschen. Elsässer konzentriert sich darauf, die Gegensätze zwischen links und rechts für nichtig zu erklären. Unterstützung dafür erhält er wiederum von NPD-Landeschef Sebastian Schmidtke, der sich am Montag, umgeben von einigen Kameraden, ebenfalls im Publikum befand und anschließend eine „Volksfront über Parteigrenzen hinweg“ forderte. Es wirkt ganz so, als sorge die neue „Friedensbewegung“ vor allem für reichlich Konflikte. ERIK PETER