abstandsregeln
: Wissenschaftliche Beweisführung

Ist das friedliche Nebeneinander von Gentech-Pflanzen und gentechfreiem Anbau überhaupt möglich – und wenn ja, unter welchen Bedingungen? Diese Fragen standen diese Woche in einer Anhörung des Bundestages auf der Tagesordnung. Erwartungsgemäß waren sich auch diesmal die geladenen Experten nicht einig. Der Deutsche Raiffeisenverband, der es kaum erwarten kann, dass möglichst auf vielen Äckern Gentech-Pflanzen ausgebracht werden, verkündete, dass bei Mais ein Abstand zwischen Gentech-Pflanzen und einem konventionell bewirtschafteten Acker 50 Meter ausreichen würden, damit die Kontaminationen den Kennzeichnungsschwellenwert von 0,9 Prozent nicht überschreiten würden. Vor wenigen Monaten hieß es noch: 20 Meter würden bei Mais ausreichen. Als Beweis dafür wurden die Ergebnisse einer bayerischen Studie angeführt. Wie sich jedoch herausstellte, hatten die Wissenschaftler eine wichtige Voraussetzung für ihre Kontaminationsergebnisse verschwiegen. Das von dem Pollenflug betroffene Nachbarfeld muss auch breit genug sein, damit die mit der Entfernung abnehmenden Kontaminationen statistisch korrekt auf einen niedrigen Wert heruntergerechnet werden können. Der Raiffeisenverband hat zumindest schon einmal 30 Meter draufgelegt. Der Vertreter des Landwirtschaftsministeriums schlug in der Anhörung gar 150 Meter vor. Dem Pflanzenökologen Ulrich Heink von der TU Berlin ist selbst das zu wenig. Er sprach sich für eine Sicherheitsdistanz von etwa 250 Meter aus. WOLFGANG LÖHR