Teheran beschuldigt Deutsche der Spionage

MENSCHENRECHTE Iranisches Fernsehen zeigt festgenommene Reporter und zum Tode verurteilte Frau

TEHERAN/BERLIN dpa | Die beiden seit über fünf Wochen im Iran inhaftierten deutschen Journalisten werden der Spionage beschuldigt. „Die Spionage-Vorwürfe gegen die beiden Deutschen haben sich bestätigt“, sagte der Justizsprecher der nordwestiranischen Provinz Aserbaidschan, Malek Ajdar Scharifi, am Dienstag nach Angaben der Nachrichtenagentur Fars. „Die Deutschen kamen mit Touristenvisa in den Iran, aber ihre Aktivitäten hier haben gezeigt, dass ihr Ziel Spionage und die Übermittlung von Informationen war, und dies ist bewiesen worden.“

Der Deutsche Journalisten-Verband forderte das Auswärtige Amt auf, seine Bemühungen um die Freilassung der beiden Kollegen zu verstärken. Die deutschen Journalisten dürften nicht für eine Tat bestraft werden, die sie nicht begangen hätten. Die stellvertretende Bundesvorsitzende des Journalisten-Verbands, Ulrike Kaiser, nannte den Spionagevorwurf abstrus: „Berichterstattung über Menschenrechtsverletzungen ist keine Spionage, sondern notwendige Information.“

Die Männer waren am 10. Oktober verhaftet worden, als sie in der Provinz Aserbaidschan den Sohn und den Anwalt der zum Tod durch Steinigung verurteilten Iranerin Sakineh Mohammad-Aschtiani interviewen wollten. Zusammen mit der 43-Jährigen wurden die beiden am Montagabend in einem Interview des iranischen Nachrichtensenders Chabar vorgeführt. Darin sollen sie Fehler eingeräumt haben.

Den beiden Journalisten, die jüngst um Begnadigung gebeten hatten, werden auch Kontakte zu iranischen Dissidenten vorgehalten. Laut Fars habe der Ältere zugegeben, mit der in Deutschland lebenden Menschenrechtlerin Mina Ahadi kooperiert zu haben. „Ich wusste nichts von der ganzen Geschichte, aber ich sehe meinen Fehler ein“, sagte er in dem Interview. „Ahadi wusste aber (über die Konsequenzen) Bescheid und hat uns trotzdem in den Iran geschickt.“