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Archiv-Artikel

EWE setzt Geschäftsführer vor die Tür

ENERGIE Der Oldenburger Energiekonzern begründet das mit unterschiedlichen Auffassungen über die operative Ausrichtung von Tochterfirmen. Weitere Gründe sollen delikater Natur sein

Nur zwei Tage nachdem der Oldenburger Energieversorger EWE seine schwachen Zahlen für 2013 vorgelegt hat, hat er die Trennung von zwei leitenden Mitarbeitern bekannt gegeben. Christian Haferkamp, Geschäftsführer der Tochtergesellschaft EWE Vertrieb und Konrad Meier, Chef der Tochtergesellschaft EWE Tel.

Offiziell heißt es von Pressesprecher Christian Bartsch, sie würden aus dem Unternehmen ausscheiden, weil es unterschiedliche Auffassungen über die künftige operative Ausrichtung gegeben habe. Hinter den Kulissen hört man, dass beide Geschäftsführer offenbar kein Konzept vorlegen konnten, um die Unternehmenssparten, wie gewünscht, enger zu verzahnen.

Von Christian Haferkamp bleibt vor allem das große Herz für besondere Kunden in Erinnerung. So sorgte er dafür, dass einem Delikatessenhändler in Oldenburg die Stromrechnung über rund 5.000 Euro erlassen wurde. Im angeschlossenen Restaurant waren Haferkamp und weitere EWE-Führungskräfte nach Aussagen der ehemaligen Wirtin häufig zu Gast, gern auch zum Champagnerfrühstück.

In einem internen Mailverkehr, der der taz vorliegt, empfiehlt Haferkamp, die Summe auszubuchen, also darauf zu verzichten. Aus seiner Sicht sei „da nichts mehr zu holen“. Andere säumige Kunden werden von der EWE nicht so nachsichtig behandelt. Schon nach drei Wochen erhalten sie die erste Mahnung.

Die EWE steht auch in der Kritik, weil sie von bestimmten Kunden jahrelang Konzessionsabgabe erhoben hat, diese aber nicht wie gesetzlich vorgeschrieben an die Kommunen weitergab. Erst nachdem das öffentlich wurde, hat die EWE nachgezahlt – rund eine Million Euro allein an die Stadt Oldenburg.

Mehrere hunderttausend Euro Verzugszinsen will die EWE eigenen Angaben indes nicht zahlen. Obwohl der entsprechende Passus in dem Vertrag mit der Stadt Oldenburg, der der taz ebenfalls vorliegt, eindeutig ist. Die Stadtverwaltung prüft den Vorgang seit mehreren Monaten. Die Oldenburger Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf Untreue gegenüber den Kunden.  CHRISTINA GERLACH