: Streit um Genreis-Lager im Hafen
Die Firma Euryza kämpft um ihr Geschäft: Der Rückruf von illegalem Reis hat sie rund 15 Millionen Euro gekostet. Die Ware lagert jetzt im Hamburger Hafen. Sie soll verbrannt werden. In den Läden wird der Reis derweil knapp
Reis wird teurer. „Wir müssen die Preise um 15 bis 20 Prozent erhöhen“, sagte Rolf Dziedek gestern der taz. Dziedek ist Chef der Hamburger Euryza GmbH, eines der größten Reis-Unternehmen weltweit. Und er ist sauer – auf Umweltschützer und auf die Politiker. Seine hundert Mitarbeiter sorgen sich um ihre Jobs.
Grund: der jüngste Genreisskandal. Hamburger, Bremer, aber auch andere Lebensmittelkontrolleure in der Bundesrepublik haben in den letzten Wochen gentechnisch veränderten Langkornreis aus den USA entdeckt. Sie spürten die Sorte LL Rice 601 zum Beispiel im „Oryza Ideal Reis 1000 g“ aus dem Supermarkt auf. Für den Markt ist das Gen-Produkt jedoch nicht zugelassen.
Die Sorte wurde von Bayer entwickelt und in den USA vor Jahren nur zu Versuchszwecken ausgesät. Sie breitet sich jetzt unkontrolliert aus. Noch ist unklar, um welche Mengen es geht. Für die Händler ist der Genreis aber schon jetzt eine Pleite.
Euryza hat alle Packungen von US-Langkornreis zurückgerufen. Chef Dziedek: „Mittlerweile sind bis zu 400 Tonnen zusammengekommen.“ 10 bis 15 Millionen Euro habe der Rückruf bislang gekostet, erzählt er. Allerdings steht der Hamburger Händler mit dem Problem nicht allein: Der Bundesverband von Nährmittel aus Getreide und Reis schätzt, dass seit diesem August insgesamt 10.000 Tonnen Reis vom deutschen Markt genommen wurden.
Gestern schlug Greenpace nun erneut Alarm: Der zurückgenommene „Genreis lagert im Hamburger Hafen“, meldeten die Umweltschützer. Und: Euryza habe erklärt, die Chargen „möglicherweise zur weiteren Verwendung als Nahrungsmittel“ exportieren zu wollen.
Dziedek zeigte sich erbost. „Wir waren in Deutschland eine der ersten Firmen,die die Produkte zurückgerufen haben“, sagt er – „Wo sollen wir das Zeug denn hinbringen?“ Der Reis werde nicht verkauft, er lande in einer Müllverbrennungsanlage. Der Euryza-Chef fürchtet, dass seine Marke in Verruf gerät.
Und er fühlt sich allein gelassen – vom Bundesverbraucherministerium sowie der EU-Kommission. Er fordert nicht mal Schadenersatz, dafür aber einheitliche Tests. Bislang werden die illegale Chargen nicht unbedingt entdeckt: Erst im August wurden US-Reisimporte im Rotterdamer Hafen fälschlicherweise als „gentechnikfrei“ freigegeben. „Wir haben alle Lieferungen aus den USA gestoppt“, sagt Dziedek. Reis werde knapp in den Läden. HANNA GERSMANN