: Alle zusammen, jeder für sich
LÄRM & BETON Der Versuch einer „Fusion“ dreier Bürger- und Anwohner-Initiativen aus Woltmershausen und Neustadt ist missglückt
Günther Holzapfel
Am Montagabend haben die Anwohner- und Bürgerinitiativen (BI) Buntentor, Dötlinger Straße und Grünenstraße den Vorschlag abgelehnt, sich zusammenzuschließen, um künftig als eine stadtteilübergreifende Initiative gegen Stadtverdichtung und Lärm aufzutreten.
Der Vorstoß für die „Fusion“ stammt von Günther Holzapfel, Sprecher der BI Dötlinger Straße und Koordinator für Initiativen in der Neustadt und Woltmershausen. Holzapfel hatte auf einer Sitzung des Beirates Neustadt im März den Zusammenschluss angeregt. Für ihn ähneln sich die Ziele der Initiativen so sehr, „dass wir gemeinsam besser Öffentlichkeit herstellen und Druck ausüben können“. Momentan werde man überwiegend links der Weser wahrgenommen.
Die BI Grünenstraße fordert Maßnahmen gegen den Lärm des Lieferverkehrs der anliegenden Rewe- und Aldi-Märkte, die BI Dötlinger Straße die Einhaltungen von Lärmschutzrichtlinien dreier neu geplanter Märkte; der größte von ihnen ebenfalls ein Aldi. Und bei der BI Buntentor geht’s um die Bebauung des Rewe-Grundstücks am Buntentorsteinweg 171, wo rund 100 Mietwohnungen gebaut werden sollen (die taz berichtete). „Alle drei Initiativen haben es mit dem gleichen Gegenüber zu tun“, sagt Holzapfel.
„Unser Thema ist die Innenstadtverdichtung in Bremen“, sagt hingegen eine Aktivistin der BI Buntentor – und das unterscheide ihre Initiative von den beiden anderen: „Dort geht es um die schlimme Lärmbelästigung durch die vorhandenen und geplanten Supermärkte, bei uns geht es eher darum zu verhindern, dass links der Weser alles zubetoniert wird.“ Sie unterstütze vorbehaltslos die Belange der anderen Initiativen und werde das auch in Zukunft tun, „aber ich fürchte, dass wir uns durch einen Zusammenschluss verzetteln könnten.“ Das zeige auch die Erfahrung anderer Bürgerinitiativen, die Ähnliches versucht hätten: „Da fallen einzelne Aktivitäten aufgrund der gemeinsamen Plattform hinten rüber, Koordination und Absprachen behindern die Arbeit oft mehr als sie zu beschleunigen – und das führt oft zu Frustrationen.“
Holzapfels Frust fußt hingegen auf den für die Dötlinger Straße zuständigen Beirat Woltmershausen: „Der schläft.“ Und das, obwohl ein Gegengutachten „erhebliche Mängel“ am Lärmgutachten des Bauherren aufweise. Der Beirat Neustadt setze sich mehr für die Interessen der BürgerInnen ein – jüngstes Beispiel sei die Ablehnung der Baupläne für den Buntentorsteinweg 171. „Aber“, sagt Holzapfel, „damit ist die Sache nicht vom Tisch – so eine Entscheidung gilt gegenüber der Baubehörde lediglich als Empfehlung.“ Eine Vetomacht hat der Beirat nicht.
Auch Holzapfel setzt weiter auf die gegenseitige Unterstützung der drei Initiativen in ihrem Kampf gegen Lärm und Beton, hofft aber noch immer, dass daraus eines Tages ein Zusammenschluss wird. SCHN