: „Die jungen Leute wollen etwas verändern“
1. MAI Was bewegt junge Menschen, sich bei den Gewerkschaften zu engagieren? Allein für mehr Lohn zu kämpfen wäre schwierig, sagt Ricarda Zimmermann, die bei der BSR arbeitet. Wir klären Kollegen über ihre Rechte auf, sagt Eisenbahngewerkschafter Umut Celik
■ 24, wurde in Berlin geboren und ist in Brandenburg aufgewachsen. Sie arbeitet bei der Berliner Stadtreinigung (BSR) als Sachbearbeiterin. Davor hat sie eine Ausbildung zur Bürokauffrau gemacht. Sie ist sei 2009 Ver.di-Mitglied, heute Jugendvertreterin der BSR und stellvertretende Jugendsprecherin der Ver.di-Betriebsgruppe.
Ich habe im Jahr 2006 meine Ausbildung zur Bürokauffrau bei der Berliner Stadtreinigung (BSR) begonnen. Zuvor hatte ich mich bei verschiedenen Betrieben beworben, aber zur BSR wollte ich am liebsten, und das hat dann auch geklappt. Heute arbeite ich dort als Sachbearbeiterin.
Bei der BSR ist Ver.di stark vertreten. Über unsere ehrenamtlichen Vertrauensleute bin ich mit der Gewerkschaft in Kontakt gekommen. Von zu Hause kannte ich das eher nicht. Während der Ausbildung habe ich durch die Tarifverhandlungen und unsere damaligen Jugend- und Auszubildendenvertreter konkret mitbekommen, was unsere Gewerkschaft macht. Damals war mir gleich wichtig, auch selbst mitzuhelfen.
Am Ende meiner Ausbildung bin ich Gewerkschaftsmitglied geworden. Ich habe mich auch gleich als Vertrauensfrau aufstellen lassen, um richtig dabei zu sein. Dadurch bin ich immer auf dem Laufenden geblieben. Heute bin ich stellvertretende Vorsitzende der Ver.di-Jugendgruppe in unserem Betrieb. Außerdem bin ich Mitglied der Gesamt-Jugend und Auszubildendenvertretung.
Wir arbeiten eng mit unserer Gewerkschaft zusammen. Als Sprecherin der Ver.di-Jugendgruppe informiere ich die Auszubildenden über aktuelle Themen und helfe, zum Beispiel Streiks vorzubereiten. Aktuell organisieren wir die Veranstaltungen für den anstehenden 1. Mai und führen außerdem die Mitgliederbefragung zu den Tarifverhandlungen durch.
Bei der BSR hat Ver.di einen guten Stand, auch unter den Auszubildenden. Es schwankt natürlich von Jahr zu Jahr, wie viele Leute sich mobilisieren lassen. Aber es sind doch relativ viele Mitglied in der Gewerkschaft: aktuell mehr als die Hälfte unserer Auszubildenden.
Man merkt natürlich, dass es heute schwieriger wird, die jungen Leute von der Gewerkschaft zu überzeugen. Viele haben das Thema gar nicht wirklich auf dem Schirm. Sie wissen teilweise auch nicht, dass das, was sie inzwischen an Rechten und Vorteilen haben, früher erkämpft werden musste. Vieles wird als selbstverständlich hingenommen. Da muss man dann gut argumentieren und es ihnen erklären.
Ich finde es auf jeden Fall enorm wichtig, auch künftig Gewerkschaften zu haben. Das hat man auch wieder an den aktuellen Tarifverhandlungen gesehen: Durch mehrere Warnstreiks konnte man in der 3. Verhandlungsrunde einen guten Tarifabschluss erzielen. Allein wäre es eher schwierig, wenn man selbst mit den Arbeitgebern um mehr Lohn verhandeln müsste.
Mir gefällt an der Gewerkschaft das Gemeinschaftliche, dass man zusammen füreinander kämpft, für eine Sache eintritt. Es ist schon viel erreicht worden. Aber damit wir das behalten und weitere Ziele erreichen, muss man auch weitermachen.
PROTOKOLL: JULIANE SCHUMACHER