: Zurück in die Zukunft
SPORTSTADT Die Handelskammer fordert mehr Geld für die Sportförderung und hat ein Ziel für Hamburg ausgerufen. Es lautet: Olympia-Bewerbung ab 2021
Es gibt Leute beim Deutschen Olympischen Sportbund, die bezeichnen das, was München gerade mit seiner Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2018 erlebt, als „Gewürge“. Sie denken dabei an die Konflikte mit Garmischer Weidebauern und das Murren von Regionalpolitikern. Ganz aktuell denken sie an die Grünen, die am Wochenende beschlossen haben, die Münchner Bewerbung nicht weiter zu unterstützen. Olympia 2018 in München ist derzeit kein Spaß und es läge nahe, vielleicht sogar ein bisschen froh zu sein, dass Hamburg mit seinen Olympia-Plänen bisher gescheitert ist.
Genau anders sieht das die Hamburger Handelskammer. Quasi antizyklisch stellte sie am Montag eine Studie zur „Sportstadt Hamburg“ vor, in der sie als Ziel eine erneute Olympia-Bewerbung Hamburgs in der Dekade 2021 bis 2030 fordert. Erreicht werden soll das Ziel unter anderem dadurch, dass sich Hamburg auf den Leistungssport konzentrieren soll. Die öffentlichen Sportfördermittel sollen erhöht werden, und zwar „um jeweils fünf Prozent pro Jahr bis zum Jahr 2020“, sagt Handelskammer-Präses Frank Horch. Ferner sollen Hamburgs Sportanlagen so hergerichtet werden, dass sie internationale Wettkampfvoraussetzungen erfüllen. Um das zu finanzieren, soll eine Gebühr erhoben werden für die Nutzung der öffentlichen Sportstätten – zahlen sollen alle Erwachsenen, nicht aber Kinder, Jugendliche und Leistungssportler.
Auf die Idee der verschärften Sportförderung ist die Handelskammer gekommen, nachdem sie den Sport als Wirtschaftsfaktor untersucht hat. Dabei kam heraus, dass die Sportwirtschaft in Hamburg eine Wertschöpfung von 1,2 Milliarden Euro pro Jahr erbringt. Sie rangiert damit zwischen dem Maschinenbau und dem Baugewerbe und liegt auf einer Höhe mit dem Verlags- und Rundfunkwesen. Wobei die Handelkammer zur Sportwirtschaft neben den 3.000 Unternehmen auch Effekte von Großveranstaltungen und den „öffentlichen Nutzen des Sports“ zählt – gemeint sind weiche Faktoren wie Imagewerbung und der Stolz der Hamburger auf ihre Stadt. Beides hat die Handelskammer nach einem brandneuen amerikanischen Rechenmodell in Euro umgerechnet.
In der Behörde von Hamburgs Sportsenator Heino Vahldieck ist eine abermalige Olympia-Bewerbung derzeit kein Thema. Im Januar wird die Behörde erstmal ihren Sportentwicklungsplan vorstellen. Darin könnte auch eine Nutzungsgebühr für Sportstätten auftauchen. Einen entsprechenden Vorschlag machte kürzlich der Sportwissenschaftler Christian Wopp, der den Plan im Auftrag der Stadt erstellt. KLAUS IRLER