: Anklage nach falschem Bombenalarm in Namibia
ATTRAPPE Chef der Flughafenpolizei von Windhuk wird angeklagt. Namibias Polizeichef empört
NAMIBIAS POLIZEICHEF HAITOTA
WINDHUK afp/dpa/taz | Wenige Tage nach dem Fund einer vermeintlichen Kofferbombe mit Zielort Deutschland, die sich als Bombenattrappe entpuppte, wird in Namibia Anklage gegen einen hochrangigen Sicherheitsoffizier erhoben. Ein Magistratsgericht in der Hauptstadt Windhuk ließ gestern die Anklage gegen Nehemia Shafuda, Leiter der namibischen Flugsicherheitsbehörde, wegen Verstößen gegen das Flugsicherheitsgesetz und das Gesetz über den Umgang mit Sprengstoff zu. Der 51-jährige Beamte, der bereits seit mindestens fünf Jahren für die Flughafenpolizei arbeitet, wurde kurz einem Richter vorgeführt und dann von acht Elitepolizisten in einem Hochsicherheitsfahrzeug abgeführt. Zu den Vorwürfen äußerte er sich nicht.
„Der Verdächtige wurde mittels eines Überwachungsvideos identifiziert. Auf den Bildern ist der Verdächtige beim Umgang mit dem Paket zu sehen“, sagte Vizepolizeiinspekteur Vilio Hinfiduka. Shafida wurde am Freitag festgenommen und soll gestanden haben. Das Verfahren wurde auf den 9. Dezember vertagt; bis dahin bleibt der Verdächtige in Untersuchungshaft.
Unklar bleibt, wieso Shafuda sich mit der vermeintlichen Bombe beschäftigte. Das verdächtige Gepäckstück, eine in Plastik gewickelte Laptoptasche mit Kabeln und einer Zeitschaltuhr in ihrem Inneren, war am Mittwoch auf dem Flughafen von Windhuk in dem Moment aufgefallen, als eine Maschine von Air Berlin nach München starten sollte. Die Maschine mit 296 Passagieren an Bord wurde festgehalten, Passagiere und Gepäck wurden erneut durchsucht. Später wurde bekannt, es habe sich um einen Testkoffer gehandelt. Air Berlin äußerte sich verwundert: Ein derartiges Vorgehen sei „sehr ungewöhnlich“, sagte eine Sprecherin der Fluggesellschaft. So sei für Air Berlin bis zum Freitag völlig unklar gewesen, ob es sich um einen Anschlagsversuch oder um einen Test gehandelt habe. Die Aktion habe erhebliche Unregelmäßigkeiten im Betrieb verursacht.
Nach einem Zeitungsbericht herrscht in Unternehmenskreisen zudem Unverständnis über das Verhalten des Bundeskriminalamtes. Dieses habe Befürchtungen genährt, es sei ein Anschlag auf die Air-Berlin-Maschine geplant gewesen. „Das Gepäckstück hatte keine Identifikation, war nicht für uns bestimmt und sollte nicht in unsere Maschine verladen werden“, sagte eine Sprecherin der Fluglinie.
Auch Namibias Polizei äußerte sich erstaunt. Polizeichef Sebastian Haitota Ndeitunga erklärte, sein Land wolle kein Testgebiet für Antiterrorübungen sein. „Namibia ist ein souveräner Staat und für derartige Witze nicht zu haben“, erklärte Haitota.
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