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Archiv-Artikel

Winzige Gärten vor dem Fenster

BALKONPFLANZEN Gerade im Mini-Format ist es wichtig, auf die richtige Dosis an Licht, Schatten und Dünger zu achten. Und auf möglichst kurze Transportwege – sonst kann es sein, dass die Pflanzen im Dunkeln stehen mussten und davon einen Knacks bekommen haben

VON SEBASTIAN BRONST

Grüne Städte stehen hoch im Kurs. Auch in Hamburg und anderswo im Norden zieht es viele Menschen in Ermangelung eigener Gärten auf die Balkone, um für ein bisschen Natur im tristen Häusergrau zu sorgen. Längst vorbei sind dabei die Zeiten der obligatorischen Einheitsgeranien. Betont bunt und abwechslungsreich darf es heute sein, auch der eigene Kräutergarten vor dem Fenster ist in. Allerdings ist das Balkon-Gärtnern kein Selbstgänger. Hier sind einige Tipps.

Basisausstattung wichtig

Einfache Ton- oder Kunststofftöpfe sind vergleichsweise billig zu haben. Teurer, aber bequemer sind moderne Plastikgefäße mit eingebautem Wasserreservoir. Sie verhindern, dass die Pflanzen vertrocknen, sollte das Gießen einmal vergessen werden oder Urlaub anstehen. „Das hat den großen Vorteil, dass man auch mal spontan eine Woche wegfahren kann“, sagt der Hamburger Gärtner Eggert Finder.

Zu viel Nässe schadet

Problematisch ist allerdings auch das Gegenteil: zu viel Nässe. Hierzulande regnet es relativ viel. Balkonbesitzer sollten beim Pflanzen deshalb auf ein Drainageloch am Topfboden achten, damit die Pflanzen nicht im Wasser stehen und eingehen. Beim Substrat wiederum sollte aus Qualitätsgründen möglichst nicht allzu sehr aufs Geld geschaut werden.

Dünger nicht vergessen

Vor dem Umtopfen müssen die Wurzelballen der frisch gekauften Pflanzen unbedingt gewässert werden, am besten sollten sie gleich in Wasser getaucht und richtig durchtränkt werden. Nach dem Einpflanzen darf auch das Angießen nicht vergessen werden. Außerdem sollten die Pflanzen mit ihren Wurzelballen nicht aus der übrigen Erde herausragen. Das wirkt wie ein Dochteffekt. Und auch Düngen ist nötig – gerade, um kräftig und lange blühende Pflanzen in relativ kleinen Töpfen mit genügend Nährstoffen zu versorgen. Einmal pro Woche sollte Flüssigdünger zum Gießwasser zugegeben werden, sagt Gärtner Finder. Alternativ könne gut auf Langzeit-Dünge-Kugeln zurückgegriffen werden.

Richtige Pflanzenauswahl

Hinsichtlich der Pflanzenauswahl haben Balkonbesitzer heute die große Qual der Wahl. Die Palette ist riesig, zudem gibt es auch bei Blumen regelrechte Modetrends. „Weiß ist in Hamburg angesagt“, berichtet Finder. Neben Pflanzen wie „Schneeflocke“ oder „Schneegestöber“ seien auch gelbe Blumen wie „Husarenknopf“ oder „Goldzweizahn“ beliebt. Hoch im Kurs stünden außerdem sogenannte Potpourris, also bunte Kombinationen. „Man will es nicht so monochrom.“ Einen Boom erlebe derzeit außerdem die Kräuter- und Gemüsezucht. „‚Grow it yourself‘ ist ein großer Trend.“

Licht oder Schatten

Entscheidend für die richtige Pflanzenauswahl sind dabei die Lichtverhältnisse auf dem Balkon. Zu unterscheiden sei grob zwischen sonnigen und schattigen Lagen, sagt der Gartenfachmann. Er selbst habe in seiner Gärtnerei etwa Schaukästen vorbereitet, an denen sich Kunden orientieren könnten. Generell gelte insbesondere für die derzeit sehr beliebten Kräuter, dass diese wegen ihrer mediterranen Herkunft sehr helle und warme Standorte benötigten. „Für sie ist es wichtig, dass es sonnig ist.“

Auf kurze Wege achten

Pflanzen sind empfindlich. Käufer sollten daher schon aus Qualitätsgründen darauf achten, dass die Ware möglichst nicht über allzu weite Strecken transportiert werde. Gärtner Finder bezieht seine Blumen nach eigenen Angaben mittlerweile aus einem Umkreis von nur noch rund 50 Kilometern – vor allem aus den Hamburger Vier- und Marschlanden, in dem sich ortsansässige Gärtnereibetriebe zusammengetan haben.

Generell kämen die in Deutschland verkauften Balkonpflanzen oft vom Niederrhein, einem großen Anbaugebiet 500 Kilometer von Hamburg entfernt, erläutert der Experte. Die entsprechend langen Transportzeiten aber hätten ihren Preis: „Wenn Pflanzen einen Tag im Dunkeln stehen, können sie schon einen Knacks weghaben“, sagt Finder. Das sei oftmals auch das Problem mit Super- oder Baumarktware.

Biologische Pflanzenpflege

Auch biologische Pflanzenpflege ist im Handel ein großes Thema, betont Finder. In seinem eigenen Betrieb setze er seit Langem auf natürliche Schädlingsbekämpfung mit sogenannten Nützlingen. Bei Befall werden Florfliegen oder andere Fressfeinde von Pflanzenschädlingen ausgesetzt, um sie in Schach zu halten. Dafür kommt eigens ein Experte in den Betrieb. Auch werden bestimmte Kräuter zur Abwehr zwischen die Pflanzen gesetzt. Das sei zwar teuer, sagt Finder. Inzwischen aber setzten auch große Betriebe auf solche Strategien. Ein Ökosiegel für Gartenpflanzen gibt es gleichwohl bislang nicht. Kunden bliebt also nichts anderes übrig, als sich bei ihren Händlern zu erkundigen.