: Gnade für toten Revolverhelden
Henry McCarty hat im Laufe seines 21 Jahre dauernden Lebens zwischen 2 und 21 Menschen getötet. Besser bekannt ist er unter dem Namen Billy the Kid, und die Unklarheit über sein Lebenswerk dürfte an dem Mythos um ihn liegen, der noch immer anhält und jetzt, mit einem Gesuch, ihn posthum zu begnadigen, neuen Stoff bekommt.
Geboren 1859 in New York, verdankt Billy the Kid seinen Künstlernamen seiner eher schmächtigen Statur. Als er 14 war, starb seine Mutter an Tuberkulose, und er schlug sich mehr oder weniger allein durch. Zum ersten Mal verhaftet wurde er mit 16, er hatte Kleidungsstücke gestohlen. Er brach aus dem Gefängnis aus, und von da an war er eigentlich nur noch auf der Flucht. Er schloss sich in New Mexico zunächst einer Bande von Pferdedieben an. Mit „The Boys“ zog er durch die Prärie, stahl, mordete und floh aus Gefängnissen. Bei Lucky Luke kommt er nicht so gut weg – ein arroganter Rotzlöffel mit O-Beinen, roten Haaren und Sommersprossen. Ansonsten galt er aber als höflicher und kurzweiliger Zeitgenosse.
Im Sommer 1878 erschoss er Sheriff William J. Brady, zwei Jahre später folgten seine Verhaftung und die Verurteilung zum Tode durch den Strang. Doch ihm gelang mal wieder die Flucht – vermutlich mithilfe eines seiner zahlreichen Fans. Drei Monate später taucht Billy bei einem Freund auf, nicht ahnend, dass dieser gerade von Sheriff Pat Garrett verhört wird, und wird erschossen.
„Das ist unsere Geschichte und sie ist wichtig für New Mexico, wir können sie nicht einfach willkürlich ändern“, sagte Susannah Garrett, 55, eine Enkelin des Sheriffs, der New York Times. Sie und ihre Familie wehren sich vehement gegen die Begnadigung des kleinen Gangsters. Das Argument für die Begnadigung ist, dass Billy mit Garrett ein Abkommen gehabt haben soll, dass er nach einer umfassenden Aussage begnadigt würde. Das jedoch hat ihm wohl zu lange gedauert und er büxte aus.
New Mexico hat die Todesstrafe 2009 abgeschafft. Aber diese Entscheidung gilt nicht rückwirkend, es sitzen noch immer zwei Verurteilte im Todestrakt. Statt Billy könnte man die doch begnadigen. FRAUKE BÖGER