: das gibt zu denken
Horst Köhler, 63, Bundespräsident, würdigt den gestern 70 Jahre alt gewordenen Sänger Wolf Biermann als „unvergleichlichen Liedermacher.“ Bitte? Unvergleichlich, so ergab eine interne taz-Umfrage, sind bei Biermann nach seiner Entlassung aus der DDR vielmehr seine Arroganz, Vorhersehbarkeit, Egomanie und unerträgliche Langeweile. Ohne Zweifel hat Biermann in seinen frühen Jahren einige bemerkenswerte Songs geschrieben (zum Beispiel „Drei Kugeln auf Rudi Dutschke“ oder „Deutsche Misere“) und damit zur politischen Aufklärung beigetragen, aber wenn er selbst taz-intern wenig geschätzt wird, drängt sich doch die Frage auf, warum der Bundespräsident ihn derart über die Maßen würdigt. Von einem „unvergleichlichen Liedermacher“, wie etwa Rolf Zuckowski einer ist, sollte man doch etwas mehr erwarten dürfen.