: HSV Hamburg vor dem Aus
INSOLVENZ Der Handball-Bundesligist ist pleite und hat für die kommende Saison keine Lizenz bekommen. Der Verein will Widerspruch einlegen
HOLGER LIEKEFETT, HSV HAMBURG
Ein Jahr nach dem Sieg in der Königsklasse und dem Aufstieg zum besten Club Europas verweigerte die unabhängige Lizenzierungskommission der Handball Bundesliga (HBL) dem HSV Hamburg die Lizenz für die Saison 2014/2015. „Wir haben diese Entscheidung getroffen, weil der HSV bis 30. Juni der laufenden Saison aber auch für die kommende Saison die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit nicht nachweisen konnte“, sagte HBL-Geschäftsführer Holger Kaiser. Der deutsche Meister von 2011 wird nun binnen einer Woche nach Zustellung des Lizenzbescheides Beschwerde einlegen.
Alle anderen 17 Erstligisten erhielten – vorbehaltlich der sportlichen Qualifikation – die Erstliga-Lizenz, teilweise unter Auflagen. „Wir haben zuletzt alles in Bewegung gesetzt, doch für eine endgültige Verbesserung der Unterlagen lief uns nun die Zeit davon“, sagte HSV-Geschäftsführer Holger Liekefett. Auch die Konkurrenz will den HSV erstklassig. „Ich hoffe für die Hamburger, dass sie bei dieser Halle und diesen Zuschauern weiterhin Bundesliga haben“, sagte Kiels Geschäftsführer Klaus Elwardt.
Noch im April hatte der eigenwillige HSV-Mäzen Andreas Rudolph Lizenzprobleme vehement bestritten, ehe er am 8. Mai überraschend seinen Rücktritt als Präsident ankündigte. Der Unternehmer soll seit rund zehn Jahren etwa 25 Millionen Euro aus seinem Privatvermögen in den Verein gepumpt haben. Jetzt drehte er den Geldhahn zu. Er werde seine Sponsoren-Verpflichtungen erfüllen, aber kein privates Geld mehr zuschießen. Ohne diese Mittel, die Rede ist von zwei bis drei Millionen Euro zusätzlich zum Sponsoring in Höhe von 1,5 Millionen Euro pro Jahr, steht der HSV vor dem Aus.
Für den für die Spielzeit 2014/15 kalkulierten Etat von 8,1 Millionen Euro konnte der Verein bei der HBL keine Deckung nachweisen. Bisher erhielt der HSV die Lizenz immer dank der Rudolph-Bürgschaft. Die bleibt jetzt aus. Außerdem fehlen bis zum Saisonende am 30. Juni drei Millionen Euro und akut etwa eine Million, um die Insolvenz der Spielbetriebs-GmbH & Co. KG abzuwenden. Spieler und Trainer warten noch auf ihr April-Gehalt.
HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann hatte vor einigen Tagen mit Rudolph gesprochen. Der Ex-Präsident scheint bereit, mit einer kurzfristigen Finanzspritze zu helfen, erwartet aber auch was. So sollen unter anderem Spieler und Trainer Gehaltskürzungen akzeptieren. „Wir sind zu vielem bereit, weil wir alle diesen Verein lieben“, sagte Trainer Martin Schwalb. Die Hamburger wollen die beiden ausstehenden Saisonspiele absolvieren. Ein Gang in die sofortige Insolvenz würde einen Zwangsabstieg bedeuten. (dpa)