„Süchtige sind kreativ“

Vergnügen Obwohl die Glücksspielsteuer verdoppelt wird, eröffnet heute ein neues Casino in Bremen

■ 58, ist Professor an der Bremer Universität und leitet die Fachstelle für Glücksspielsucht.

taz: Hilft eine Erhöhung der Vergnügungssteuer wie sie Bremen plant bei der Bekämpfung der Spielsucht, Herr Meyer?

Gerhard Meyer: Aus dem Blickwinkel der Suchtprävention wäre es sinnvoller, die Spielanreize zu verringern. Um die Sucht wirksam zu bekämpfen, müssten die Einsätze und die Gewinne reduziert werden, sodass keine Vermögenswerte mehr auf dem Spiel stehen.

Soll die Verdopplung der Steuer möglicherweise die leere Haushaltskasse füllen?

Das glaube ich nicht. Die Ergebnisse von aktuellen Spielsuchtstudien haben auch die Bundesregierung alarmiert. Allerdings sind die bis jetzt bekannt gewordenen Empfehlungen des Wirtschaftsministeriums nur kosmetischer Natur.

Zum Beispiel?

Es soll eine Spielerkarte eingeführt werden, mit der Spieler nur maximal 200 Euro verspielen können. Allerdings kann diese leicht missbraucht werden, da Spieler mehrere Karten besitzen oder einfach die Spielbank wechseln könnten. In Australien gibt es Spielerkarten, die den Fingerabdruck gespeichert haben. Das wäre eine Lösung. Wie bei jeder anderen Sucht, ist das Hauptproblem aber, dass die Süchtigen sehr kreativ sind. Die tun alles, um an ihren Stoff zu kommen.

Obwohl Bremen gegen Glückspiele vorgeht, wird heute ein neues Casino eröffnet. Sind die weniger gefährlich?

Nein. Es ist nachweislich bewiesen, dass die klassischen Spiele wie Roulette, Black Jack und Glücksspielautomaten, ein hohes Suchtpotenzial besitzen. Im Gegensatz zu Spielhallen, sind Casinos jedoch zum Spielerschutz verpflichtet. INT.: JAHU

Casino-Eröffnung: 18 Uhr, Schlachte 26.

Glücksspiel-Suchtberatung:

☎ 98 97 927