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Archiv-Artikel

„Ich musste das tun“

ARIEN Als Kind sang Pumeza Matshikiza im Kirchenchor einer Kapstadter Township, heute ist sie Sopranistin an der Stuttgarter Oper. Ein Gespräch über einen Traum, der wahr wurde

Pumeza Matshikiza

■ Beruf: Die Sopranistin (34) ist festes Ensemblemitglied der Staatsoper Stuttgart.

■ Kindheit: Als Mädchen zog Pumeza Matshikiza mit ihrer Mutter und den beiden Brüdern in Südafrika oft um, von Township zu Township. Sie sah, wie Polizisten Menschen erschossen, die gegen die Apartheid demonstrierten. Auf der Straße spielte sie mit Ziegelsteinen.

■ Kindheitstraum: Einmal die Welt bereisen und sehen, wie andere Menschen leben.

■ Erste CD: Am 21. März erschien „Voice of Hope“ (Decca). Darauf singt sie Opernarien und afrikanische Volksweisen.

■ Auftritte: An der Staatsoper Stuttgart als Mimì in der Oper „La Bohème“ von Giacomo Puccini – unter anderem am 30. Mai, 4. Juni, 15. Juni, 18. Juni, 20. Juni und am 24. Juni.

GESPRÄCH CAROLIN PIRICH

Pumeza Matshikiza probt in einem Berliner Tonstudio mit ihrem Pianisten für einen Auftritt in der südafrikanischen Botschaft eine Opernarie und mehrere afrikanische Volkslieder. Manche Texte sind auf Xhosa, einer Sprache, die mit ihren Schnalzlauten jede andere Sopranistin zur Verzweiflung bringen würde. Matshikiza singt sie mit Leichtigkeit. Es ist ihre Muttersprache.

sonntaz: Frau Matshikiza, an welche Geräusche Ihrer Kindheit erinnern Sie sich?

Pumeza Matshikiza: An Vogelzwitschern. Autos. Und an Schüsse.

Schüsse aus Waffen?

Ja, richtig.

Was waren das für Schüsse?

Von Polizisten. Ich erinnere mich an Demonstranten, schwarze Demonstranten, sie zogen durch die Straßen, sangen Freiheitslieder und riefen: „Befreit Nelson Mandela!“ Dann kamen die Polizisten dazwischen. Man hörte ihre Stimmen durch Lautsprecher. Sie benutzten Tränengas und schossen in die Luft. Trotzdem marschierten die Demonstranten weiter. Dann schossen sie in die Menge. Sie zielten direkt auf Menschen.

Vor Ihren Augen?

Ja. Ich habe furchtbare Dinge gesehen. Ich habe auch gesehen, wie jemand bei lebendigem Leibe verbrannt wurde. Er war angeblich ein Spion.

Sie haben die Bilder noch immer im Kopf.

Ich werde sie nicht los. Als es im August 2011 diese großen Aufstände in London gab, bekam ich Panikattacken. Erst dann habe ich begriffen, wie tief sie sich eingegraben haben. Ich hatte Angst. Und ich war wütend. Ich will das nie, nie wieder erleben, dachte ich. Ich habe die Aufstände von London nur im Fernsehen gesehen, aber ich fühlte mich, als wäre ich mittendrin. Es stieg wieder hoch, etwas Drohendes aus der Vergangenheit.

Die Erinnerung an die Demonstrationen gegen das Apartheidregime in Südafrika?

Ja, die auch. Ich war acht oder neun Jahre alt; was wusste ich schon davon, wer Nelson Mandela war? Jedenfalls sah ich große Plakate mit dem Foto von Nelson Mandela, die die Demonstranten in die Luft hielten, ich hörte seinen Namen. Ich sah die Buchstaben UDF. Erst später wurde mir bewusst, dass sie für die United Democratic Front, für die Oppositionspartei Südafrikas standen. Erst später war mir klar, welche Bedeutung das alles hatte –und was „Rassentrennung“ bedeutete.

Kinder nehmen die Welt so an, wie sie sich ihnen zeigt. Womit und was haben Sie als Kind gespielt?

Wir haben Ziegelsteine genommen und uns vorgestellt, sie wären Busse. Wir haben sie die Straßen rauf und runter fahren lassen. Ein Schuh war der Busfahrer. Wenn ich das jetzt sage, klingt es, als würde ich maßlos übertreiben, aber wir hatten wirklich nicht viel. Später habe ich allerdings eine Puppe bekommen.

Was haben Ihre Eltern gemacht?

Meine Eltern trennten sich, da war ich vielleicht drei. Mein Vater ist früh gestorben. Meine Mutter ist mit meinen beiden Brüdern und mir oft umgezogen, sie hat immer einen Job gesucht. Sie hat als Putzfrau gearbeitet und in einer Dentalfirma als Assistentin. Heute arbeitet sie in dem Gefängnis, in dem Nelson Mandela eingesperrt war; inzwischen ist es ein Museum.

Sie ist sicher stolz auf ihre Tochter.

Ja. Sie kommt bald nach Stuttgart, um mich in der Oper singen zu hören. Zum ersten Mal.

Wie haben Sie sich als Mädchen Ihre Zukunft vorgestellt?

Ich hatte keine konkreten Ziele, keinen richtigen Berufswunsch. Die Mädchen in meiner Straße sprachen vom Heiraten und so, das interessierte mich aber nicht. Ich träumte davon, die Welt zu sehen, wobei wir eigentlich kaum etwas von der Welt wussten. Trotzdem: Ich wollte wissen, wie andere Menschen leben, ich wollte sie kennenlernen.

Und wie war Ihr Plan?

Ehrlich gesagt, mir ist das erst im Rückblick aufgefallen, dass das mein Traum war. Einen Plan hatte ich nicht, so bewusst habe ich mir das gar nicht gemacht. Als ich vor einiger Zeit mal durch die Straße gegangen war, in der wir gewohnt hatten, traf ich eine alte Freundin. Sie hat mich mit großen Augen angeschaut und gesagt: Mein Gott, Pumeza, was man von dir in der Zeitung lesen kann, dass du in Europa bist und in Opern singst, sieh dich an! Wenn man bedenkt, woher du kommst und wo du jetzt bist, du hast so hart gearbeitet! Ich kann mich nicht erinnern, das damals wirklich so ausgesprochen zu haben, dass ich nicht heiraten, sondern reisen wollte.

Ihre Geschichte klingt wie ein Märchen.

Das stimmt. Ich frage mich manchmal im Stillen: Habe ich das, habe ich hart gearbeitet? Aber ich kann keinen Stolz fühlen. Es ist einfach so passiert.

Vielleicht darf man auch nicht so viel darüber nachdenken.

Warum nicht?

Man würde vielleicht die Leichtfüßigkeit verlieren. Man könnte sich selbst im Weg stehen.

Wenn man zu viel Respekt vor einem Ziel bekommen könnte?

Ja, zum Beispiel.

In meinem Fall war das bestimmt besser so, dass ich nicht so viel nachgedacht habe. Ich bin nicht besonders mutig, auch wenn es so wirkt, weil ich als Schwarzafrikanerin Opern singen wollte. Im Gegenteil. Es ist mir oft unheimlich zumute. Ich zweifle viel an mir, oft habe ich Angst vor mir selbst, Angst vor der eigenen Courage. Aber ein Teil von mir, der zieht mich in eine Richtung, der muss einfach machen. Ich musste das tun.

Oper ist ein ganz eigener Kosmos. Eine schöne, künstliche, vielleicht auch sehr weiße Welt.

Ja, das ist sie. Elitär. Nun, ich hatte damals wohl eben einen elitären Geschmack (lacht). Aber das wird besser. In Stuttgart sehe ich viele junge Leute in der Oper, die sich nicht in Schale werfen müssen.

Bis heute gibt es nur sehr wenige dunkelhäutige Opernsänger in Europa.

Ich habe nicht das Gefühl, dass ich durch meine Hautfarbe auffalle.

Wann haben Sie das erste Mal eine Arie gehört?

Ich war 14 oder 15 Jahre alt und habe an einem Radio herumgedreht. Plötzlich war sie da. Es war wie im Traum. Ich habe ja schon im Kirchenchor gesungen, ich war Solistin, aber so etwas kannte ich nicht. Ich hörte diese wunderschöne Musik und dachte, mein Gott, ich möchte so singen können! Wie machen die das bloß?

Welche Oper war das?

„Le nozze di Figaro“ von Wolfgang Amadeus Mozart. Danach bin ich in die Südafrikanische Nationalbibliothek gefahren und habe jede Platte mit klassischer Musik angehört, die es dort gab. Ich konnte nicht genug bekommen. Ich hatte noch nie zuvor ein Orchester gehört: Diese Geschmeidigkeit des Ausdrucks, all diese vielen, feinen Elemente. Ich war völlig fasziniert.

Haben Sie diese Faszination mit jemandem geteilt, mit Ihrer Mutter, Ihren Brüdern?

Nein. Manchmal hat mich eine Freundin aus dem Chor in die Bibliothek begleitet. Ich wollte hinter dieses Geheimnis kommen: Wie können die so singen?

Nach dem Schulabschluss haben Sie nicht sofort Musik studiert, sondern etwas ganz anderes: Vermessungswesen.

Ich war gut in Mathe und in den Naturwissenschaften. Ein Lehrer hat mir gesagt, wenn ich Geld verdienen und etwas Sicherheit im Leben haben wolle, dann sollte ich das tun. Von Musik leben zu wollen, ist in Südafrika waghalsig.

Wie haben Sie das Studium finanziert?

Ich habe mir Geld geliehen.

Sie haben es nicht abgeschlossen.

Ich hab ziemlich bald die Vorlesungen geschwänzt. Es hat mich einfach nicht interessiert. Mit 21 habe ich mich dazu durchgerungen, ehrlich zu mir zu sein und Musik zu studieren …

und Sie haben die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule in Kapstadt gemacht.

Und bestanden.

Was hat Ihre Mutter dazu gesagt?

Sie hat sich nie sehr um unsere Ausbildung gekümmert. Sie war alleinerziehend, sie musste uns ernähren. Sie hat mich also nie in eine bestimmte Richtung gedrängt. Sie hat mich auch nicht danach gefragt, wie es in der Schule war oder ob ich meine Hausaufgaben gemacht habe. Ich ging zur Schule und in den Chor, kam nach Hause, putzte, kümmerte mich um meinen jüngeren Bruder … Es gab nicht so viel Raum für Gespräche.

Und wie reagierten Ihre Freunde auf Ihre Entscheidung, Opernsängerin zu werden?

In den Townships sagt dir niemand, was du zu tun oder zu lassen hast, zumindest nicht, was die Ausbildung anbelangt. Es gibt höchstens mal einen Lehrer, der dir empfiehlt, in eine Richtung zu gehen. Das war’s aber auch.

Wie groß war der Schritt von Kapstadt nach London?

Ich sang in einem kleinen Projekt die Frasquita in „Carmen“. Einem südafrikanischen Komponisten fiel meine Stimme auf, und er fragte mich, ob ich nicht für eine Rolle in seiner neuen Oper vorsingen wollte. Ich hatte dazu nicht sehr viel Zeit, aber wir blieben in Kontakt. Als wir uns wiedersahen, erzählte ich ihm, dass ich unheimlich gern nach Europa gehen wollte, um mehr über die Kultur zu erfahren, aus der die Oper stammt. Und er besorgte mir das Ticket.

Nach London?

Ja. Er meinte, Deutschland wäre besser für mich, aber für den Anfang sei es leichter in einem Land, dessen Sprache ich sprechen kann. Er meinte, ich solle am Royal College of Music vorsingen.

Einfach so?

Er glaubte an mich. Er hatte einen Freund in London, bei dem ich wohnen konnte. Und er versicherte mir, ich solle mir keine Gedanken machen. Wenn ich die Prüfung nicht schaffte, sollte ich es als eine Art geschenkten Ferientrip sehen.

Sie haben vorgesungen und ein Vollstipendium bekommen. Hatten Sie damit gerechnet?

Nein, absolut nicht. Ich dachte, die machen Witze.

Das Stipendium galt für die Studiengebühren. Aber dann muss man in London ein Zimmer bezahlen, einkaufen, leben …

Auch dafür habe ich ein Stipendium bekommen, von Peter Moores. Er hört sich junge Musiker an und entscheidet, wen er unterstützt.

Ich stelle mir einen strengen älteren Herrn mit straffem Krawattenknoten vor.

Ja, genau.

Haben Sie noch Kontakt?

Ich schreibe ihm hin und wieder über seine Stiftung.

Wie wirkte London auf Sie?

Ich habe mich sehr auf das Studium gefreut, ich wollte alles über Oper wissen. Aber vor der Stadt habe ich mich gefürchtet.

Kapstadt ist doch auch eine große Stadt.

Sie ist übersichtlicher. In London sind überall Massen von Menschen: Auf der Straße, in den U-Bahnen, in den Parks, überall. Es ist busy. In Kapstadt haben wir kein so gutes öffentliches Verkehrssystem. Außerdem leben noch immer die verschiedenen Bevölkerungsgruppen voneinander getrennt. Die Weißen, die Inder, die Farbigen. Und die Schwarzen leben in den Townships. Es wird dauern, bis sich das ändert.

Was haben Sie in Ihren Koffer gepackt?

Ein Kleid fürs Vorsingen und ein paar Klamotten zum Wechseln. Ich hatte ja nicht geplant, lange zu bleiben.

Sie haben in Covent Garden gesungen, jetzt sind Sie Ensemblemitglied in Stuttgart; in dieser Spielzeit singen Sie die Pamina in der „Zauberflöte“ und die Mimì in „La Bohème“. Suchen Sie nach Ähnlichkeiten mit Ihren Rollen?

Ich glaube, dass jede Figur etwas Spezifisches hat, etwas, das man für sich finden muss. Ich suche in den Figuren nach Ähnlichkeiten mit Leuten, die ich kenne, oder ich frage mich, wie es ihnen wohl geht.

Wie geht es Mimì?

Ahnt sie, dass sie sterbenskrank ist? Oder denkt sie, sie hätte einen harmlosen Husten? Wie würde ich mich dabei fühlen? So nähere ich mich der Rolle. Aber manchmal hat der Regisseur andere Vorstellungen als ich. Vor allem in Deutschland begegnet mir das, hier hat der Regisseur oft schräge Ideen. Zum Beispiel singe ich eine meiner Meinung nach verliebte Frau. Das Orchester klingt warm, die Musik, die Worte sind die einer Verliebten. Aber der Regisseur sagt, dass die Figur hasst. Das ist manchmal nicht so einfach.

Haben Sie etwas mit Mimì gemeinsam?

Wir sind beide etwas schüchtern, auch wenn ich nicht so aussehe.

Sie sind nun große Säle gewohnt. Waren Sie nervös, als Sie kürzlich in Ihrer alten Schule in Südafrika waren? Es gibt ein Video davon, wie Sie vor einem übervollen Klassenzimmer stehen, die Kinder, vielleicht zehn, schauen sie still an …

Es war schon ein bisschen komisch. Aber ich will den Kindern zeigen, dass sich die Situation auch für Schwarze in Südafrika bessern kann. Ich möchte ihnen Hoffnung geben, dass ein neuer Anfang möglich ist.

Was wollten die Kinder von Ihnen wissen?

Nichts Konkretes, eigentlich. Eine Lehrerin stellte mich vor, sie sagte, schaut, Pumeza war als kleines Mädchen so wie ihr, nehmt euch ein Beispiel, wenn ihr hart an euch arbeitet, dann könnt ihr es weit bringen und so weiter. Wie gesagt, es hat sich für mich nicht so sehr wie harte Arbeit angefühlt. Ein Kind fragte mich dann, ob ich ihnen etwas vorsingen könnte. Das habe ich natürlich gemacht, ich habe ein Schlaflied auf Xhosa gesungen. Sie haben sich total gefreut.

Welche Musik haben Sie in Südafrika gehört?

Kirchenmusik. Ich habe jahrelang im Kirchenchor gesungen.

Was haben Sie gesungen?

Choräle und Lieder aus dem Gesangbuch hauptsächlich. Ich glaube, das sind alles Stücke, die man aus Amerika und Europa kennt. Wir haben sie in unsere Sprache übersetzt, ins Xhosa.

Kirchenlieder haben Ihnen als Jugendliche gereicht?

Ich mochte auch südafrikanische Popmusik von Leuten wie Brenda Fassie, Yvonne Chaka Chaka, Miriam Makeba.

Brenda Fassie und Miriam Makeba galten als Stimmen gegen das Apartheidregime.

Ich war ja jung. Ich hatte nicht verstanden, was ihr Ziel war. Später allerdings bedeutete es mir sehr, sehr viel. Es war nur sehr traurig, dass später Drogen Brenda kaputt machten. Ich glaube, sie hatte als Künstlerin große Probleme.

Sie haben vorhin bei der Probe mit dem Pianisten über das Südafrikanische in der Musik gesprochen. Was meinen Sie damit?

Wenn ich sie höre, sehe ich mich durch Dörfer in Südafrika laufen. Manche Arrangements erzeugen eine Weite, die mich an die Landschaft in Südafrika erinnert. Sie ist weit wie der Himmel. Wenn ich in Kapstadt aus dem Flugzeug steige und nach oben schaue, spannt er sich weit und hoch. Anders als in Europa. Da hängt er direkt über deinem Kopf.

Das klingt nach Heimweh.

Die ersten Jahre, als ich nach London kam, habe ich sehr darunter gelitten. Es war kalt, fremd. Ich habe meine Mutter angerufen und geheult und gedacht, ich schaffe das alles nicht. Sie hat mir geantwortet, dass ich doch stark sei.

War der Umzug nach Stuttgart leichter?

Nein. Ich musste mich daran gewöhnen, dass die Deutschen einen anstarren. Man wird ganz unsicher, malt sich die seltsamsten Dinge aus, weshalb sie das tun, bis man endlich versteht, dass sie es nicht böse meinen, dass es ihnen nicht einmal auffällt. Ich habe inzwischen aufgehört, viel über Heimweh nachzudenken. Ich fliege einmal im Jahr zu meiner Mutter nach Kapstadt.

Musik kann trösten. Oder Gefühle verstärken.

Ja, bei Heimweh lege ich südafrikanische Musik auf, oder Zulumusik. Ich putze und tanze dazu.

Und welches Stück ist zurzeit das am meisten gespielte auf ihrem iPod?

Verdis Requiem.

Eine Totenmesse. Die ganze?

Nein, nur das „Lacrimosa“. Ich höre es auf Dauerrepeat für die Arbeit. Aber wohl auch, weil ich seit Jahren in Europa bin.

Muss man südafrikanische Musik mit anderen Gefühlen singen als Arien?

Sagen wir so: Die Energie ist eine andere. Ich habe Glück, dass ich so viel für Musik empfinde. Mein ganzes System antwortet auf Musik, egal ob Rock oder Arien.

Hat Ihr Name auf Xhosa eigentlich eine Bedeutung?

Ja, er bedeutet, „etwas erfüllen“.

Das passt.

Sie denken, dass ich etwas erfüllt habe? Wahrscheinlich. Sicher werde ich es nur wissen, wenn ich sterbe. Aber wenn es meine Musik zulässt, dann würde ich gern noch andere Aufgaben erfüllen. Mehr für Frauen in Afrika tun. Sie wurden nicht nur von der Kolonialisierung, der Apartheid unterdrückt, sondern von ihren eigenen Kulturen.

Sie meinen Beschneidung?

Ja. Ich würde gern mehr darüber sprechen. Frauen in Afrika sind sehr stark, sie setzen sich ein für ihre Familie, die Gesellschaft. Kaum jemand erkennt das an, im Gegenteil.

Legen Sie los.

Die Musik ist wie ein kleines Kind, sie will rund um die Uhr Aufmerksamkeit. Aber eines Tages werde ich es tun.

Carolin Pirich, 35, lebt als freie Kulturreporterin in Berlin