: Das Christkind liefert CO2-frei
Ein neuer Internetservice sorgt dafür, dass Weihnachtsgeschenke klimaneutral angeliefert werden. Das kann für die angeschlossenen Firmen unerwartet teuer werden
BERLIN taz ■ Das Piratenschiff und die Rapunzel-Braut bringt das Christkind jetzt auch klimaneutral – sagt der Verein CO2OL, der sich für die Verminderung von Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre einsetzt. Wer die Wunschzettel der Lieben zu Weihnachten über die CO2OL-Homepage abarbeitet, sorgt dafür, dass das während des Transports der Waren ausgestoßene CO2 an anderer Stelle eingespart wird.
Das Ganze funktioniert so: Der Kunde besucht den Shop auf der Seite www.co2ol.de. Von dort wird er zu verschiedensten Internetwarenhäusern weitergeleitet, wo er wie gewohnt auswählen und einkaufen kann. Eine Kennziffer registriert für den Kunden unsichtbar, dass er CO2-neutral kaufen will.
„Der Kunde muss für die Klimafreundlichkeit nicht zahlen“, sagt Harry Assenmacher, der Vorsitzende des Vereins. Dafür legt der jeweilige Internetladen je nach Gewicht zwischen 30 und 70 Cent pro Paket bei den Versandkosten drauf. Dieses Geld wird in die Aufforstung von Regenwald-Reservaten in Panama investiert. Organisiert wird das Baumprojekt von der Firma Forest Finance, die mit dem CO2OL-Verein zusammenarbeitet. Die Bäume nehmen nach Angaben des Vereins während ihres Wachstums die Menge an CO2 auf, die beim Warentransport produziert wird.
Nicht neutralisiert werden dagegen die Unmengen an Treibhausgasen, die bei der Produktion von Plastikspielzeug oder Parfüm anfallen. Zu kompliziert, sagt Assenmacher: „Da müsste man ganze Forschergruppen über lange Zeit beschäftigen, um die genauen Ausstoßmengen zu berechnen.“ Für Postpakete, Flugreisen oder Bahnfahrten hingegen gebe es genaue Berechnungen. Ein weiteres Problem: Die Firmen brüsten sich nicht gerade mit ihrem Engagement. Für die Weihnachtsaktion hat CO2OL zwar viele Internetfirmen als Partner gewonnen, die auch über die Feiertage hinaus die klimafreundliche Lieferung anbieten wollen. Doch auf keiner der Seiten finden sich Hinweise auf den Klimaschutz, wo doch sonst so gerne auf eine nachhaltige Unternehmenspolitik hingewiesen wird.
Die Firmen haben wohl Angst vor zu viel Zuspruch: Würden alle Kunden klimaneutral bestellen, triebe das die Versandkosten immens in die Höhe. Daher bietet auch kein Versand die CO2OL-Option direkt auf seiner Seite an. Harry Assenmacher ist trotzdem zufrieden: „Über die CO2OL-Homepage bestellen inzwischen täglich 200 bis 300 Kunden.“
ELISABETH SCHERER