Geldspritze aus Berlin verteilt

Kultusminister beschließen Hochschulpakt, um Studierendenberg zu versorgen: Bremen und Hamburg bekommen Geld, damit sie keine Plätze abbauen. In Niedersachsen sollen bis 2010 gar 11.000 Studienplätze dazu kommen

Es gab eine Zeit Anfang dieses Jahrtausends, da beschlossen fast alle Bildungsminister, die Schulzeit zum Abitur von 13 auf zwölf Jahre zu verkürzen. Und die Wissenschaftsminister verkündeten, Studienplätze seien abzubauen. Was fehlte, war eine Antwort auf die Frage besorgter Eltern, wo denn die Studienplätze für den ersten zwölfjährigen Jahrgang herkommen sollten, der zeitgleich mit dem letzten 13-jährigen fertig wird.

Gestern nun einigten sich die Kultusminister in Berlin, wie sie von 2007 bis 2010 den geschätzten Bedarf von 90.000 zusätzlichen Studienplätzen decken. Der Bund stellt dafür 565 Millionen Euro bereit, die die Länder kofinanzieren sollen. „Sehr, sehr zufrieden“ zeigte sich gestern Hamburgs Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos). Nach zähen Verhandlungen sei es ihm gelungen, die Kultusministerkollegen davon zu überzeugen, dass Hamburg mit rund 11.800 Studienanfängerplätzen genug ausbilde. Gemessen am „Königsberger Schlüssel“, der Einwohnerzahl und Finanzkraft berücksichtigt, biete Hamburg 38 Prozent mehr Plätze an, als es müsste. Bremen übertreffe das Soll gar um 60 Prozent, Niedersachsen habe dagegen 20 Prozent zu wenig, Schleswig-Holstein stolze 30 Prozent.

Als Konsequenz bekommen Bremen und Hamburg nun zusammen 20 Millionen Euro dafür, dass sie die Platzzahl auf dem Stand vom 1. Januar 2005 halten. Hamburg werde davon etwa elf bis zwölf Millionen Euro erhalten – „da werden wir uns mit den Bremern schon einigen“, sagte Dräger. Ferner könnte Hamburg weitere elf Millionen bekommen, schafft es 685 zusätzliche Plätze – diese müssten aus dem Stadtetat mitfinanziert werden. Rechnerisch ginge dies, weil der Bund die Stadt um 18 Millionen Euro bei der Forschungsförderung entlastet.

Gelöst wäre das Problem des Hamburger Doppeljahrgangs aber selbst dann nicht: Etwa 9.000 statt der üblichen 4.500 Abiturienten werden 2010 fertig – verdrängen Haupt- und Realschüler bei der Lehrstellensuche.

Hier verweist der Senator auf die Nachbarn: Niedersachsen wird ab 2007 in vier Jahresschritten 11.000 neue Plätze zur Verfügung stellen. Schleswig-Holstein wird heute entsprechende Zahlen nennen. Allerdings sehen auch diese Länder einem Abiturientenzuwachs entgegen. Beinahe halbieren wird sich die Zahl dagegen in den neuen Ländern. Wer kein Spitzen-Abi hat, wird in Zukunft sein Glück wohl im Osten suchen. KAIJA KUTTER

der tag SEITE 2