: Film vor Gericht
Wie genau muss die Fiktion sein? Der WDR geht im Rechtsstreit um verbotenen Contergan-Film in Berufung
Der Rechtsstreit um die Ausstrahlung eines Fernsehfilms über die Contergan-Affäre wird sich bis ins nächste Jahr hinziehen. Eine Sprecherin des WDR bestätigte, dass der WDR und die Produktionsfirma Zeitsprung Berufung beim Hamburger Oberlandesgericht (OLG) gegen die Urteile des Landgerichts eingelegt haben. Mit einer mündlichen Verhandlung wird etwa im Februar 2007 gerechnet.
Das Landgericht hatte auf eine Klage des Contergan-Herstellers Grünenthal und eines betroffenen Rechtsanwalts die Ausstrahlung des Films untersagt. Der Film „Eine einzige Tablette“ von Regisseur Adolf Winkelmann arbeitet in fiktionaler Form den Medikamentenskandal aus den 1960er Jahren auf. Damals hatten Mütter durch das Beruhigungsmittel Contergan bundesweit 2.600 missgebildete Kinder zur Welt gebracht. Der Prozess gegen sieben leitende Angestellte des Pharmakonzerns Grünenthal wurde 1970 eingestellt.
Zeitsprung-Geschäftsführer Michael Souvignier betonte anlässlich der Berufung: „Sollte dieses Urteil Bestand haben, würde hiervon eine verheerende Wirkung für alle Kunstschaffenden in Deutschland ausgehen. Die künstlerische Aufarbeitung historischer Stoffe wäre dann nicht mehr möglich.“ DPA