: Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um
… und verweigert sich der Kunst. Denn Klaus Wowereit hat in den letzten Wochen 1,6 Millionen Euro Kulturmittel für seinen Wahlkampf abgezweigt und ihm droht nun eine schöne Beule. Dann nämlich, wenn er den Unmut über seine „Leistungsschau junger Kunst“ – die eine solche schon gar nicht mehr sein soll, aber was, weiß auch niemand – nicht wahrnimmt. Weder das Nichtkonzept noch das Prozedere oder der Termin passend zur Wahl und unpassend während der Venedig-Biennale erinnern an Nachhaltigkeit. Am ehesten geht das für Nicolas Berggruen als Besitzer des Austragungsorts am Humboldthafen auf. Denn, so munkelt man, etwa eine Million Euro sollen in den Umbau des Gebäudes fließen. Doch, so Moritz von Dülmen, Geschäftsführer der Kulturprojekte Berlin GmbH, die der Träger des Unternehmens ist, steht das Projekt in keiner Konkurrenz zu anderen künstlerischen Projekten. Hallo? Geld raus aus dem Topf, Geld weg! Doch damit nicht genug. Berliner KünstlerInnen können noch bis 17. 12. an einem Open Call teilnehmen, um sich und ihre neuesten Werke dem KuratorInnenteam vorzustellen. Diese werden noch ihre eigenen Netzwerke abklopfen. Wonach? Na, nach Berlin! Solch Hilflosigkeit schockt nicht nur, wenn man den engen Zeitplan berücksichtigt. Schließlich werden die JungkuratorInnen Angelique Campens, Magdalena Magiera, Jakob Schillinger und Scott Weaver Ende März wohl die Geschäfte an Klaus Biesenbach, Christine Macel und Hans Ulrich Obrist abgeben. Wer aber übernimmt die Verantwortung? Was herrscht, ist Atemlosigkeit (Stephané Bauer, Kunstraum Kreuzberg, ca. 75.000 Euro/p. a.) und Entsetzen (Gabriele Horn, Kunst-Werke Berlin e. V., 511.300 Euro/p. a.), als sich Montag die desaströse Lage bei einem öffentlichen Gespräch abzeichnet. Was tun? Boykott? Das Beste für Wowereit rausholen? Berlin 21? Alles Grusel!
■ Noch bis 17. 12., Open Call: www.kulturprojekte-berlin.de/opencall