: Pass gegen Energieverschwendung
Ab 2008 wird der Energiepass für alle Häuser Pflicht. Potenzielle Mieter oder Käufer sehen dann schnell, ob die Heizrechnung sie ruinieren wird. Und Hausbesitzer bekommen Tipps, wie sie den Energieverbrauch senken können
Gerhard Weiß kann zufrieden sein. Sein altes Schätzchen ist keine Energieschleuder. 140 Kilowattstunden Energie pro Quadratmeter und Jahr – das kann sich für ein gut 100 Jahre altes Haus sehen lassen. „Das ist ein guter Wert“, sagt der Hausbesitzer zufrieden. Gerhard Weiß hat für sein Haus einen Energieausweis erstellen lassen. Damit hat er schon jetzt in der Tasche, was für viele Eigentümer in rund einem Jahr Pflicht wird.
Eigentümer alter Häuser (vor 1978) müssen bei Verkauf oder Vermietung von 2008 an einen Ausweis über den Energieverbrauch vorlegen. Für Gebäude bis zu vier Wohnungen wird der strengere, bedarfsorientierte Pass mit Informationen über Gebäudezustand, Energieverbrauch und Anreizen für die Sanierung zur Pflicht. Bei allen größeren Gebäuden mit mehr als vier Wohnungen ist die Variante möglich, die den durchschnittlichen Energieverbrauch pro Quadratmeter angibt.
Im Auftrag der Deutschen Energie-Agentur hatte die Verbraucherzentrale NRW den Energiepass in zehn Städten des Landes als Prototyp erprobt. In Stadt und Kreis Aachen war der Zulauf groß: In der Testphase ließen rund 200 Hauseigentümer den Check machen, danach noch weitere 100.
„Es ist nicht alles ökologisch beseelt in diesem Bereich“, sagt die Energieberaterin der Verbraucherzentrale NRW, Ulrike Leidinger. Der Energieverbrauch wird zunehmend eine Frage des Geldes. Ein schlecht gedämmtes Haus reißt Löcher in die Familienkasse. Mieter oder Hauskäufer wissen aber bisher nicht, worauf sie sich bei einem Haus einlassen: guter Verwerter oder Energiefresser? Das soll sich mit dem Ausweis ändern.
Ein Energie fressender Altbau kann ohne weiteres auf 300 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr kommen – gegenüber 60 Kilowattstunden in einem Niedrigenergie-Haus. Das denkmalgeschützte Schätzchen des Aachener Eigentümers Gerhard Weiß hat viele moderne Qualitäten: Fernwärme, teilweise Dämmung, gute Fenster. Da das Haus eine Stuckfassade hat, sind seine Möglichkeiten, die Bilanz weiter aufzubessern, so gut wie ausgereizt. „Wir wissen aber jetzt, dass wir das, was wir bisher gemacht haben, gut gemacht haben.“
Bei alten, unsanierten Energieschleudern kann das dagegen ganz anders aussehen. „Je nach Maßnahme kann man den Energieverbrauch unter Umständen um 70 Prozent reduzieren“, sagt die Energie-Expertin Leidinger. Der Energiepass schlägt ganz konkrete Maßnahmen vor und gibt auch gleich den Spareffekt an.
Die jetzt noch freiwilligen Energieausweise sind auch noch nach Einführung der bundesweit einheitlichen Ausweise insgesamt zehn Jahre gültig, sagte ein Sprecher der Energie-Agentur. Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee (SPD) hatte mitgeteilt, der Energiepass werde 40 bis 120 Euro kosten. Fachleute halten das für zu wenig und reagieren erschrocken. Für so wenig Geld könne man sich ein Haus nicht mehr ansehen. Das reiche nur noch für die Berechnung am Computer. Und das sei für einen wirklich aussagekräftigen Energieausweis zu wenig. DPA