: Betr.: kinotaz nord
A
Adams Äpfel Dänemark 2005, R: Anders Thomas Jensen, D: Ulrich Thomsen, Mads Mikkelsen
„Ivan ist Landpfarrer in einem kleinen dänischen Kaff. Er ist der überzeugte Gutmensch und betreut immer wieder Schwerverbrecher zur Resozialisierung in seiner Kirche. Dazu gesellt sich Adam, ein überzeugter Neonazi. Alle Zöglinge müssen sich einer besonderen Aufgabe stellen. Adam entschließt sich, von dem im Garten stehenden Apfelbaum einen Kuchen zu backen. Doch das ist gar nicht so einfach. Hervorragende Charaktere in einer Mischung aus Action und schwarzem Humor. Eine bitterbös erzählte Fabel um den religiösen Glauben. Wobei Jensen meint, dass Fabeln interessanter sind als die wirkliche Welt. Selbst von den dänischen Pastoren gab es einen Preis. Wer diese Art von Filme mag ist gut unterhalten.“ (kinokai) H, HB, HH, KL
Aguirre, der Zorn Gottes Deutschland 1972, R: Werner Herzog, D: Klaus Kinski, Peter Berling
“Ende des Jahres 1560 bricht ein riesiger Expeditionszug von Spaniern und Indianern unter der Führung von Gonzalo Pizarro von den peruanischen Anden auf, um das sagenhafte Goldland El Dorado zu suchen, das in den Amazonas-Niederungen liegen soll. Mit einer visuellen Sensibilität, die im deutschen Film ihresgleichen sucht, protokolliert Herzog den allmählichen Tod eines Traums, erfindet ungemein suggestive Bilder, die sich, wie die Figuren, immer weiter von der vertrauten Wirklichkeit entfernen, um schließlich in einem halluzinatorischen Finale zu kulminieren. Das geschieht so mühelos und selbstverständlich, wie man es zum Beispiel von Louis Bunuel kennt. Wahn und Wirklichkeit, Mythos und Geschichte gehen nahtlos ineinander über.“ (Kölner Stadtanzeiger) HH
Alien Autopsy Großbritannien 2005, R: Johnny Campbell, D: Declan Donelly, Bill Pullman
„Herrlich absurder Film über Loser, Träumer, Abzocker und den wohl größten Schwindel des 20. Jahrhunderts. UFO-Fans wissen alles über die Legende von Roswell: Im Juni 1947 soll dort, im US-Staat New Mexico, eine fliegende Untertasse abgestürzt sein. Anschließend, so besagt die Mär, schaffte das US-Militär das interstellare Flugobjekt in eine geheime Forschungseinrichtung und leugnet seitdem hartnäckig dessen Existenz. 1995 machte der Zwischenfall erneut Schlagzeilen, als die Briten Ray Santilli und Gary Shoefield durch Zufall an einen Film über die Autopsie eines Roswell-Aliens kamen und ihn veröffentlichten. Die körnigen Schwarz-Weiß-Aufnahmen zeigen Männer in weißen Schutzanzügen, die sich über einen fremdartigen Körper beugen. Eine Weltsensation? Jetzt präsentiert das Duo Santilli/Shoefield einen selbst produzierten Spielfilm, der ihre wilde Geschichte erzählt. Ufologen und Esoterikjüngern dürfte er nicht gefallen, denn: Die Autopsie war ein Fake! Ein so dilettantischer obendrein, dass man sich fragt, warum er nie aufgeflogen ist.“ (Cinema) HB
B
Baron Blood Italien/ Deutschland, 1972, R: Mario Bava, D: Elke Sommer, Joseph Cotten / englische Fassung ohne Untertitel
„Bava zaubert mit Augenzwinkern barocke Bilder und die buntesten Lichteffekte aus der Trickkiste. Außerdem glänzt „Gli orrori del castello di Norimberga“ (so der Originaltitel) mit einer bemerkenswerten Elke Sommer, die in jeder Szene ein neues, cooles Siebziger-Outfit trägt und irgendwann aus dem Schreien gar nicht mehr raus kommt. Ein Gruselfilm mit höchstem Spaßfaktor.“ (b-movie) HH
Borat USA 2006, R: Larry Charles , D: Sacha Baron Cohen , Pamela Anderson
„Das Kultusministerium von Kasachstan beauftragt den Reporter Borat Sagdiyev, den Lifestyle der US-Amerikaner zu studieren und nach Osteuropa zu importieren. Obwohl er sich dort aufführt wie ein Neandertaler auf Crack und rassistische Sprüche en masse absondert, findet er immer noch Amis, die peinlicher sind als er. Dem britischen Komiker Sacha Baron Cohen, besser bekannt als Ali G., ist kein Auftritt zu grotesk. Vor laufender Kamera stürzt er sich auf vermeintlich aufrechte Amerikaner, die dem Pseudo-Reporter ihre wahren Fratzen zeigen: als fanatische Christen, Schwulenhasser, Rednecks, College-Chauvis und vermeintlich liberale Bildungsbürger. So entsteht ein unfassbar absurdes Panoptikum – rasend lustig und schmerzlich authentisch zugleich.“ (Cinema) DEL, H, HB, HH, HL, KL, OL
Bye Bye Blackbird Österreich, Luxemburg / Deutschland/ Großbritannien 2005 R: Robinson Savary, D: James Thierree, Derek Jacobi/ Originalfassung mit Untertiteln
„Engel werden auf dem Trapez geboren. Und sie stürzen tief. Sie ziehen Bewunderer an - wie Motten das Licht. Was aber passiert, wenn diese zu nahe kommen. Dies ist die Geschichte eines Trapezengels und eines Mannes, der nach trauriger Vorgeschichte im Zirkus endlich seinen Traum leben will. Robinson, Sohn des bekannten Zirkuserneuerers Jerome Savary legt mit seinem ersten Film einen poetischen Thriller aus dem Zirkusmilieu des 19. Jahrhunderts vor. Die Zirkusmanege als Zauberort verliert gerade ihre ästhetische Vorherrschaft gegenüber dem neuen Medium Kino - aber noch ist die Poesie leichter als Luft.“ (mannheim-filmfestival) H
C
Cars USA 2006, R: John Lasseter
„Animationsfilm um ein egozentrisches Rennauto, das in einer kleinen Stadt abseits jeden Trubels die wahren Werte des Lebens kennen lernt. Sofern man von der CGI-Komödie kein ununterbrochenes Gagfeuerwerk erwartet, offenbaren sich die Schönheiten dieses Films: der feine Witz im Detail und vor allem der ungeheuer liebevolle Blick auf ein längst verloren geglaubtes Stück Americana, das im 50er-Jahre-Design eines Städtchens an der Route 66 fröhliche Urstände feiert.“ (tip) H, HB, HH, OL
Casino Royale USA 2006, R: Martin Campbell, D: Daniel Craig, Dame Judi Dench
„Was haben die Kritiker und Fans Neu-Bond Daniel Craig im Vorfeld malträtiert: Er sei zu blond, zu unsympathisch und unerfahren. Aber spätestens jetzt dürften diese Stimmen endgültig verstummen. Denn der 38-Jährige Brite gibt dem berühmtesten Geheimagenten der Welt etwas zurück, was ihm in den letzten Filmen zunehmend fehlte: Eine Seele, wenn auch eine sehr dunkle. Mit knallharten Actionsequenzen und einer brutal-unterkühlten Atmosphäre gelang „Goldeneye“-Regisseur Martin Campbell eine adrenalintreibende Wiederbelebung des beliebten MI6-Agenten, der zuletzt immer mehr zu einem hochgerüsteten Comic-Helden mutierte. An die Stelle des aalglatten Gentleman-Agenten tritt nun ein grimmiger Weltenretter mit Ecken und Kanten - erstklassig verkörpert von Hauptdarsteller Daniel Craig: „Einen Wodka Martini.“ „Geschüttelt oder gerührt?“ „Mir doch scheißegal.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Children of Men USA/Großbritannien 2005, R: Alfonso Cuarón, D: Clive Owen, Michael Caine
„‚Children of Men‘ beschreibt die Zukunft, wie sie erschreckender kaum sein könnte: Im Jahr 2027 gibt es keine Kinder mehr auf der Erde, die Menschen sind schon lange unfruchtbar, weltweit regieren Angst, Terror, Chaos. Der resignierte Angestellte Theo hat sich mit dem sicheren Untergang mehr oder weniger abgefunden, bis ihn eine Rebellenorganisation bittet, ein schwarzes Mädchen , das die Hoffnung der ganzen Welt in seinem Bauch trägt, zu beschützen. Mit schwindelerregendem Tempo und spektakulärer Kameraführung jagt Regisseur Alfonso Cuarón (‚Y tu Mamá también‘) den Zuschauer in dem sehr sehenswerten Film durch seine finstere wie realistische Version der Apokalypse, ohne dass je eine Sekunde zum Luftholen bliebe.“ (Der Spiegel) DEL, H, HB, HH, OL
Cowards Bend the Knee Kanada 2003, R: Guy Maddin, D: Darcy Fehr, Melissa Dionisio / Originalfassung ohne Untertitel
„Ursprünglich eine Installation als Video Peep-Show von 10 x 6 Minuten, ist „Cowards Bend the Knee“ eine autobiographisch angehauchte Groteske über Guy Maddin, der im Film von Darcy Fehr dargestellt wird. Es geht um Hockeyspiele der „Winnipeg Maroons“, die schwangere Freundin des Protagonisten und die blonde Liliom, die einen Beauty Salon betreibt, der nachts zum Bordell wird. Maddins Inszenierung ist nicht weniger bemerkenswert wie seine Beschwörung verbotener Lüste sowie ihrer Verdrängungen. Die düstere Stimmung und einige Motive des Films erinnern an Horrorfilme der frühen 30er Jahre.“ (Jim Hoberman) HB
D
Deutschland. Ein Sommermärchen Deutschland 2006, R: Sönke Wortmann
„Die Spiele, die Euphorie, die Tore, die Partys: Wer die Magie, die sich während der Fußball-Weltmeisterschaft über ganz Deutschland legte, noch einmal spüren möchte, für den ist dieser Film ein Muss. Was Wortmann und sein Co-Kameramann Frank Griebe (‚Das Parfum‘) einfingen, ist mit nichts zu vergleichen, was über die Fernsehsender an die Öffentlichkeit gelangte. Dies ist der ungefilterte Blick auf einen Haufen sympathischer Jungs im Abenteuerland, das gefilmte Protokoll eines Unterfangens, das nach außen zwar staatstragende Züge hat, hinter den Kulissen aber mitunter an die Stimmung bei einer Klassenfahrt erinnert.“ (Cinema) H, HB, HH, HL, OL
Dracula - Pages from a Virgin‘s Diary Kanada 2002, R: Guy Maddin, D: Zhang Wie-Qiang, Tara Birtwhistle / Originalfassung ohne Untertitel
Völlig abgedreht ist „Dracula - Pages From a Virgin‘s Diary“, eine Melange aus Ballet und Horrorfilm, bei der Guy Maddin eine Choreographie des Royal Winnipeg Ballet bearbeitete, die auf dem Roman von Bram Stoker basiert. Auf den amerikanischen Kritiker Roger Ebert wirkte der Film wie eine lang verschollen Musical-Version von F. W. Murnaus „Nosferatu“. (hip) HB
Dr. Seltsam oder Wie ich lernte, die Bombe zu lieben Großbritannien 1963, R: Stanley Kubrick, D: Peter Sellers, George S.Scott
“‚Dr. Strangelove‘ ist die wohl ultimative schwarze Komödie über das Thema einer außer Kontrolle geratenen Technik. Und während Pilot Slim Pickens auf seiner Atombombe den Cowboyhut schwenkend der Vernichtung der Menschheit entgegenrast, streiten sich der amerikanische Präsident (Peter Sellers) und der russische Premier in einem unglaublichen Telefongespräch darüber, wem die ganze Sache mehr leid tut. Tröstlich, dass sie eine Kompromisslösung finden: Es tut beiden gleich Leid.“ (taz) H
E
Eden Deutschland/Schweiz 2005, R: Michael Hofmann, D: Darsteller: Josef Ostendorf, Charlotte Roche
„Konzentrierter und unterhaltsamer Film über die kulinarische Affäre einer verheirateten Kellnerin in einem Kurort im Schwarzwald. Geprägt vom Respekt vor der filmischen Unerreichbarkeit seines Gegenstandes, den Gaumenfreuden beim Essen, gelingt Regisseur Michael Hofmann auf heitere Art eine ähnliche Intensität wie in seinem Erfolg „Sophiiie!“.“ (tip) H, HH, KI
Eine unbequeme Wahrheit USA 2006, R: Davis Guggenheim
„Seit 1989 zieht Al Gore mit einem Vortrag durch die Lande, mit dem er sein Publikum für die Gefahren der ‚Globalen Erwärmung‘ sensibilisieren will. Dieser Vortrag ist das Kernstück von ‚An Inconvenient Truth‘, einem politischen Dokumentarfilm, der als Vervielfacher der Botschaft fungiert und aus dem Zuschauer/Zuhörer einen unmittelbar Handelnden machen will. Guggenheim und Gore nutzen das Kino selbstbewußt und offensiv als moralische Anstalt, in dem festen Glauben an die demokratische Utopie, dass Veränderungen diskursiv durchgesetzt werden.“ (tip)H, HB, HH,OL
Ein Freund von mir Deutschland 2006, R: Sebastian Schipper, D: Daniel Brühl, Jürgen Vogel
„Es kann keine größere Auszeichnung für den deutschen Film geben, als wenn sich unsere linksrheinischen Kinogötter zu dem Befund hinreißen lassen, es gebe im Lichtspielwesen neuerdings eine Nouvelle Vague Allemande. Der Film „Ein Freund von mir“ von Sebastian Schipper nährt aufs Schönste den Verdacht, die Franzosen hätten womöglich recht. Wie sich in diesem Roadmovie, das kein Roadmovie ist, eine Freundschaft entwickelt, die keine Freundschaft ist, und eine Liebe knospt, deren Blüte eher unwahrscheinlich ist: Das hätten wir dem deutschen Film vor ein paar Jahren nicht zugetraut.“ (Die Welt) H, HB, HH, HL,
OL
Ein gutes Jahr USA 2006, R: Ridley Scott, D: Russell Crowe, Marion Cotillard
„Einmal mehr arbeitet Ridley Scott mit dem australischen Schauspieler Russell Crowe zusammen, doch anstatt eines römischen Kriegers gibt Crowe diesmal einen erfolgsverwöhnten Broker, der sein Leben ganz der Arbeit verschrieben hat. Doch dann erbt er von einem Onkel ein Weingut in der Provence. Die Landschaft, der Wein und eine schöne Nachbarin sorgen dafür, dass sein Leben eine neue Richtung nimmt. Der Stoff von ‚Ein gutes Jahr‘ ist nicht gerade originell – doch die handwerklich perfekte Umsetzung und ein gut aufgelegtes Schauspieler-Ensemble habe dafür gesorgt, dass daraus ein schöner Unterhaltungsfilm geworden ist.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH, KL, OL
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Der Fluch – The Grudge 2 USA 2006, R: Takashi Shimizu, D: Amber Tamblyn, Teresa Palmer
„Mordlüsterne Gespenster in einem Haus in Tokio: Bei nur zehn Millionen Dollar Produktionskosten spielte der Vorgänger satte 143 Millionen ein – also müssen die Geister noch mal ran. Zur Handlung: Die junge Amerikanerin Aubrey (Amber Tamblyn, ‚Ring‘) fliegt nach Japan, um herauszufinden, was mit ihrer Schwester Karen (Sarah Michelle Gellar) passiert ist. Mit Hilfe eines Journalisten (Edison Chen) versucht sie, das Geheimnis des mysteriösen Hauses zu lüften.“ (Cinema) H, HB, HH, KL, OL
G
Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe Italien 1969, R: Dario Argento, D: Tony Musante, Eva Renzi, Mario Adorf
„In einer schicken Kunstgalerie versucht eine schwarz gekleidete Person, die Galeristin brutal zu erstechen. Autor Sam Dalmas wird Zeuge der rätselhaften Szene. Im Polizeiverhör kann er die Frage, was er genau gesehen hat, nicht beantworten. Irgendwas stimmt nicht mit dem Bild in seiner Erinnerung. Dario Argentos packendes Filmdebüt wurde zum unerwarteten Erfolg. Frisch, gewagt, stylisch und immer noch einer seiner Besten.“ (b-movie) HH
Der Golem, wie er in die Welt kam Deutschland 1920, R: Paul Wegener, D: Paul Wegener, Albert Steinrück /Stummfilm mit Live-Musikbegleitung
“16. Jahrhundert: Rabbi Loew, der geistliche Führer der jüdischen Gemeinschaft in Prag, ein Magier und Meister der schwarzen Kunst, haucht einer Lehmstatue Leben ein. Wegners Film war einer der künstlerisch und geschäftlich größten Erfolge der deutschen Stummfilmproduktion, dessen außergewöhnliche, von Jugendstil und Expressionismus bestimmte Bild- und Dekorgestaltung nichts an suggestiver Wirkung eingebüßt hat.“ (Lexikon des internationalen Films) HB
Goyas Geister Spanien/USA 2006, R: Milos Forman, D: Javier Bardem, Natalie Portman, Stellan Skarsgård
„Tragische Dreiecksgeschichte um den Hofmaler Goya, seine Muse Inés und den Inquisitor Lorenzo vor dem Hintergrund zunächst der Herrschaft der katholischen Könige und dann der Besatzung durch die napoleonischen Truppen. Aus dem historischen Stoff hat Altmeister Forman einen spannungsreichen, erzählerisch allerdings etwas überladenen Film gemacht über die zwangsläufige Brutalität jeder Weltanschauung mit universellem Geltungsanspruch, sei es der Glauben oder die Vernunft.“ (tip) H, HB, HH, HL, OL
H
Das Hochzeitsbankett Taiwan/USA 1993, R: Ang Lee, D: Winston Chao, May Chin / Origginalfassung mit Untertiteln
“Der gebürtige Taiwanese Wai Tung wagt nicht, seinen Eltern einzugestehen, dass er mit seinem Freund Simon zusammenlebt. Um auch den Wunsch der Eltern zu erfüllen, will er eine Scheinehe eingehen. Doch als die Eltern aus Taiwan einreisen, droht der Schwindel aufzufliegen. Eine turbulente Komödie voller irrwitziger Situationen, wie sie durch Tradition, Tabus und Familienpflichten entstehen können.“ (film.de) HH
Hokkabaz Türkei 2006, R: Ali Taner Baltaci, Cem Yilmaz, D: Cem Yilmaz, Mazhar Alanson / Originalfassung mit Untertiteln
„Ein türkisches Road-Movie als zeitgemäße Gauklerposse von G.O.R.A-Darsteller und -Drehbuchautor Cem Yilmaz. Das Regie-Debüt des Kabarettisten und Schauspielers Cem Yilmaz, der gleich noch das Drehbuch schrieb und die Hauptrolle übernahm, ist eine überdrehte und dennoch warmherzige Komödie über die unbändige Leidenschaft zur Bühne. Eine spritzige, teils brüllend komische, nie jedoch alberne Hommage an alle Gaukler, Zauberer und alle die, für die die Bretter tatsächlich die Welt bedeuten.“ (Blickpunkt:Film ) H, HB
J
Jagdfieber USA 2006, R: Anthony Stacchi, Roger Allers, Jill Culton
„Der Computeranimationsfilm ‚Jagdfieber‘ erzählt vom zahmen und bequem bei der Rangerin Beth lebenden Grizzlybären Boog, der dank der unseligen Aktivitäten des chaotischen und dauerquasselnden Hirschs Elliot in die Wildnis gerät und sich dort irgendwie zurechtfinden muss. Doch die wirklich gelungenen Gags sind eher rar gesät, und auch die finale Auseinandersetzung der Tiere mit ballerfreudigen Jägern fällt enttäuschend unoriginell aus.“ (tip) DEL, H, HB, HH, HL, KL, OL
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Das Leben der Anderen Deutschland 2005, R: Florian Henckel von Donnersmarck, D: Ulrich Mühe, Sebastian Koch
„‚Das Leben der Anderen‘ ist ein weiterer von den deutschen Filmen in diesem Frühjahr, die von jungen Regisseuren mit einer ganz erstaunlich komplexen und reifen Erzählhaltung inszeniert werden. Florian Henckel von Donnersmarcks Debütfilm handelt von einem Theater-Regisseur, der 1984 in der DDR von der Staatssicherheit beobachtet wird. Doch der heimliche Held des Films ist ausgerechnet der Stasi-Hauptmann, der diese Überwachun USA 2006, R: Oliver Stone, D: Nicolas Cage, Michael Penag leitet und sich langsam in einen Schutzengel für den Künstler verwandelt. Mit großem Ernst und Inspiration inszeniert, hat diese Geschichte nichts von der Ost-Nostalgie anderer Filme über die DDR, stattdessen ist dieses Drama zugleich hochpolitisch und mit Mitgefühl erzählt.“ (hip) H, HH
Der letzte Kuss USA 2006, R: Tony Goldwyn, D: Zach Braff, Jacinda Barrett
„‚Der letzte Kuss‘ zeigt, für Hollywood-Verhältnisse recht ernsthaft, die Furcht junger Männer vor dem Erwachsenwerden. Architekt Michael erfährt kurz vor seinem 30. Geburtstag von seiner Freundin Jenna, dass sie schwanger ist. Auf die erste Freude folgt bei Michael die Ernüchterung: Der Rest seines Lebens scheint begonnen zu haben - bis sich eine Studentin in ihn verliebt. Dank guter Darsteller und wohldosierter Situationskomik fällt kaum auf, dass Tony Goldwyn (Regie) und Oscar-Preisträger Paul Haggis (Drehbuch) in ihrem Remake des italienischen Films ‚L’Ultimo bacio‘ (2001) auch sehr viele Klischees bedienen.“ (Der Spiegel)H, HB, HH, OL
Der letzte Zug Deutschland 2006, R: Joseph Vilsmaier, Dana Vávrová, D: Gedeon Burkhard, Lale Yavas
„Berlin, Frühjahr 1943: Zum Geburtstag soll der Führer ein ‚judenfreies Berlin‘ bekommen. Die Gestapo geht daran, die wenigen noch verbliebenen Juden am Bahnhof zusammenzutreiben, in Viehwaggons zu laden und Richtung Auschwitz zu deportieren. Der neue Film von Joseph Vilsmeier spielt größtenteils in einem dieser Waggons und zeigt, wie eine bunt zusammengewürfelte Gruppe unter den höllischen Bedingungen des Transports ums Überleben kämpft. Trotz seiner starken Geschichte krankt der Film daran, dass er seine Figuren stark typisiert; zudem setzt Vilsmeier auf Rührseligkeit und melodramatische Effekte, statt den historischen Stoff wirklich ernst zu nehmen.“ (Rheinischer Merkur) H,HH
M
Madame Bovary Frankreich 1990, R: Claude Chabrol, D: Isabelle Huppert, Christophe Malavoy/ Originalfassung mit englischen Untertiteln
Die Geschichte der Emma Bovary, die an der Diskrepanz zwischen ihren Sehnsüchten und der provinziellen Enge ihres Lebens zerbricht. Eine formal ansehnliche Verfilmung des klassischen Romans von Gustave Flaubert, die jedoch weitgehend die dichterische Kraft und den Reichtum der literarischen Vorlage verfehlt.“ (Lexikon des internationalen Films) HB
Madeinusa - Das Mädchen aus den Anden Peru/Spanien 2005, R: Claudia Llosa, D: Magaly Solier, Yiliana Chong / Originalfassung mit Untertiteln
“Madeinusa“ spielt in einem entlegenen Dorf in Peru und beschreibt, wie Ostern zur Orgie wird. Weil Jesus zwischen Tod und Auferstehung nichts sehen könne, sei den Menschen in dieser Zeit nahezu jede Sünde erlaubt, glauben die Bewohner - eine Sichtweise, die viel für sich hat. Die Regisseurin Claudia Llosa, 30, Nichte des Schriftstellers Mario Vargas Llosa, führt den Zuschauer durch eine so brutale wie skurrile Welt, beschreibt deren Rituale und Traditionen voller Respekt und mit sinnlicher Präzision. Hierfür erhielt sie im Oktober den Kritikerpreis beim Filmfest Hamburg. Unaufgeregt, spannend und humorvoll erzählt sie vom Befreiungskampf einer Frau , die ihr Schicksal beherzt in die eigenen Hände nimmt.“ (Der Spiegel) HH
Mañana al mar Deutschland / Spanien 2006, R: Ines Thomsen 7 Originalfassung mit Untertiteln
„Ines Thomsen hat mit ihrer liebevollen Beobachtung älterer Menschen am Strand von Barcelona mit der Kamera ein starkes, von Zuneigung, Respekt, Humor und Würde geprägtes Denkmal gesetzt für eine Positive Lebenshaltung über alle Alters- und Schönheitstrends hinweg. Sie vermittelt den Zuschauern die zuversichtliche Einstellung ihrer Protagonisten und läßt uns teilhaben an deren alltäglichen Leben am Strand, das uns so besonders erscheint.“ (choices) HH
Marie Antoinette USA 2006, R: Sofia Coppola, D: Kirsten Dunst, Jason Schwartzman
„Porträt der französischen Königin Marie Antoinette von ihrer Verlobung mit dem Dauphin und späteren König Ludwig XVI. bis hin zur Flucht des Paares aus Paris während der französischen Revolution. Regisseurin Sophia Coppola blendet soziale und politische Zusammenhänge aus und lässt sich ganz auf die subjektive Sicht ihrer Hauptfigur ein, die sich mit Kauforgien, Partys und einer schalen Affäre aus der Langeweile und der strengen Etikette flüchtet. Ohne selbst in Oberflächlichkeiten zu erstarren, werden dabei konsequent die Grenzen der dekadenten höfischen Welt reflektiert.“ (filmdienst) H, HB, HH, HL
Mit Herz und Hand Neuseeland/USA 2005, R: Roger Donaldson, D: Anthony Hopkins, Jessica Cauffiel
„Burt Munro (Anthony Hopkins) ist ein Original, das am liebsten in seiner Garage in der neuseeländischen Provinz an seinem geliebten Motorrad, einer alten „Indian“, herumschraubt. Eines Tages erfüllt er sich einen Traum und macht sich auf die weite Reise nach Utah, um dort an der legendären ‚Speed Week‘ teilzunehmen und einen Geschwindigkeitsrekord aufzustellen. Auf der sehr skurrilen Reise begegnen ihm die verschiedensten Menschen, die sich allesamt vom kauzigen Charme des ‚Kiwi‘ anstekken lassen. Der Film ist eine liebevolle Hommage an einen symphatischen Außenseiter, der trotz aller seiner Ecken und Kanten durch seine humorige Lebensweisheit stets die Zuneigung aller auf seiner Seite hat. Der überzeugende Sportfilm lebt in erster Linie von der Präsenz seines hervorragenden Hauptdarstellers.“ (Neue Zürcher Zeitung) HB
Morgen, Findus, wird’s was geben Schweden / Dänemark / Deutschland 2005, R: Jørgen Lerdam, Anders Sørensen
„Es weihnachtet sehr im winterlichen Schweden, wo der alte Pettersson schwer damit beschäftigt ist, pünktlich zum Fest einen automatischen Weihnachtsmann für seinen kecken Kater Findus zu erfinden, denn der will nie wieder Weihnachten feiern, wenn der Weihnachtsmann nicht persönlich vorbeikommt. Zwar wurden unter der Regie von Jørgen Lerdam und Anders Sørensen Erzähl- und Animationsstil der ersten beiden Kinder-Cartoons geglättet und perfektioniert, aber wie immer bestehen die Helden auch dieses Kino-Abenteuer um Freundschaft und Hilfsbereitschaft mit Bravour und sorgen für herzerwärmendes Vorweihnachtsvergnügen.“ (Der Spiegel) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
N
Nicht auflegen! (Phonebooth) USA 2002, R: Joel Schumacher, D: Colin Farrell, Kiefer Sutherland
“Ein aus Neugier angenommener Anruf in einer Telefonzelle am New Yorker Times Square bringt einen vielbeschäftigten Agenturchef in Lebensgefahr: Dort, wo er sonst heimlich seine Geliebte kontaktiert, wird der verheiratete Mann Opfer einer perfiden Erpressung. Er soll seinen Mitmenschen, vor allem aber seiner betrogenen Ehefrau, seinen schlechten Charakter offenbaren, andernfalls würde er in der Telefonzelle erschossen. Kammerspielartiger Psychothriller, der sich auf klassische Traditionen des Spannungskinos beruft und dem es vor allem wegen brillanter darstellerischer Leistungen gelingt, auch ohne große Effekte über weite Strecken zu fesseln.“ (filmdienst) HB
O
Oh, wie schön ist Panama Deutschland 2006, R: Martin Otevrel
„Erste Verfilmung des Klassikers von Janosch über den kleinen Tiger und den kleinen Bär, die sich auf die Reise nach Panama machen, um festzustellen, dass es nirgends schöner ist als daheim. Sehr eng hält sich Regisseur Martin Otrevel (Janosch-erfahren mit ‚Papa Löwe und seine glücklichen Kinder‘) bei der ersten Verfilmung der längst zum Klassiker avancierten Kindergeschichte von Janosch aus dem Jahr 1978 an die Vorlage. Der Film besticht durch seine absolut kindgerechte Erzählung und den zeitlosen Charme der Figuren und Geschichte. Als Sprecher für die Hauptfiguren konnten die Top-Stars Til Schweiger und Anke Engelke gewonnen werden, die u.a. von den Comedians Mirko Nontschew und Ralf Schmitz unterstützt werden.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH
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Pakt des Schweigens – Das zweite Leben des Erich Priebke Deutschland/Argentinien 2004, R: Carlos Echeverría
„Dokumentarfilm über den deutschen Kriegsverbrecher Erich Priebke, dem 1947 die Flucht nach Argentinien gelang. Bis 1994 lebte er als angesehener Bürger im patagonischen Wintersportort Bariloche, der auch anderen Nazi-Größen als Zufluchtsort diente. Der faktenreiche Film verdichtet sich auch zur Anklage der Einwohner des Städtchens, die diese Entwicklung nicht nur billigend in Kauf genommen, sondern sie durch ihr Wohlverhalten auch unterstützen haben.“ (filmdienst) H
Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders Deutschland 2006, R: Tom Tykwer, D: Ben Whishaw, Dustin Hoffman
Tykwer hat das Paris des 18. Jahrhunderts in grandiosen Bildern lebendig werden lassen. Aber die Geschichte, die er erzählt, bleibt düster und brutal. Er hat auch einen verschwenderisch ausgestatteten Kostümfilm inszeniert, in dem 1000 Komparsen sich bei der Hinrichtungsszene die Kleider vom Leib reißen und sich orgiastisch miteinander vergnügen. Nicht nur bei dieser Sequenz, die Tykwer weder prüde noch obszön inszenierte, erweist er sich als ein stilsicherer Filmemacher, der so kreativ ist, dass er auch bei solch einer aufwendigen Literaturverfilmung seine eigene Duftmarke nicht verliert. (hip) H, HB, HH, HL,OL
Pingpong Deutschland 2006, R: Matthias Luthardt, D: Sebastian Urzendowsky, Marion Mitterhammer
„Nach dem Selbstmord seines Vaters besucht der 16-jährige Paul unangekündigt seine Tante Anna, die mit Ehemann und Sohn im gutbürgerlichen wie verlogenen Alltagsidyll vor sich hin lebt. Mit kühlen und eindringlichen Bildern seziert Regisseur Matthias Luthardt in seinem bemerkenswerten Debütfilm eine von innen zerfressene Familie, die nur noch die Sehnsucht nach dem schönen Schein zusammenhält.“ (Der Spiegel) H, HB, HH
Planet der Vampire Italien /Spanien 1965, R: Mario Bava, D: Barry Sullivan, Norma Bengell
„Bavas erster und einziger Ausflug ins Weltall ist praktisch in Vergessenheit geraten. Völlig zu Unrecht, denn ‚Planet der Vampire‘ begeistert durch atmosphärische Dichte und hat das Zeug zu einer echten Stil-Ikone der Sixties. Nach der Landung der zwei Raumschiffe Galliot und Argos auf einem düsteren Planeten werden einige Mannschaftsmitglieder der Argos von einer fremden Macht ergriffen, und dann wird die Besatzung der Galliot tot in ihrem Raumschiff aufgefunden. Es scheint, als ob sie sich gegenseitig getötet hätten. Doch die Angelegenheit wird noch mysteriöser als einige Leichen verschwinden, und dann lebend wieder auftauchen.“ (b-movie) HH
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Rette sich, wer kann (das Leben) Frankreich/Schweiz/Deutschland 1980 R: Jean-Luc Godard, D: Isabelle Huppert, Jacques Dutronc / Originalfassung mit englischen Untertiteln
„Ein Regisseur, der tödlich verunglückt; ein Mädchen, das aufs Land zieht; ein anderes Mädchen, das als Hure mühsam seinen Lebensunterhalt verdient: drei Geschichten, die sich immer wieder treffen und doch keine Einheit ergeben. Jean-Luc Godard kehrte mit diesem Film nach einer Phase des Schweigens und des Experimentierens mit Video wieder zum ‚großen‘ Kino zurück. Das Ergebnis ist ein schwer entschlüsselbares Filmexperiment, das als düsteres Gleichnis über die Gegenwart verstanden werden will; wegen seiner teilweise schokkierenden Ausdrucksmittel und der resignativen Grundhaltung fordert der Film zum politischen und weltanschaulichen Widerspruch heraus.“ (Lexikon des internationalen Films) HH
S
Santa Clause 3 USA 2006, R: Michael Lembeck, D: Tim Allen, Elizabeth Mitchell
„Die Vorgänger von 1994 und 2002 zogen ihren Reiz daraus, dass ein Mann aus der realen Welt (Tim Allen) zum Santa Clause in der Märchenwelt am Nordpol wird. Dieser Reiz ist im dritten Teil nicht mehr vorhanden, hier geht es um den witzlosen Streit von Santa und seinem Widersacher Jack Frost, ausgetragen vor kitschigen Billigkulissen. Wer’s unbedingt sehen will, sollte bis zum Schluss im Kino sitzen bleiben: die Outtakes im Abspann sind das Beste.“ (Cinema), DEL, H, HB, HH, OL
Scoop – Der Knüller Großbritannien/USA 2006, R: Woody Allen, D: Scarlett Johansson, Woody Allen
„‚Scoop‘ wäre ein klassischer Murder-Mystery, wären da nicht Sid und Sondra, Woody Allen und seine ideale Partnerin Scarlett Johansson, die sich als angebliches Vater-und-Tochter-Paar zusammentun, um in der feinen englischen Gesellschaft einem Serienkiller auf die Spur zu kommen. Es ist Woody Allens lustigster Film seit langem, auch wenn er keinen Kalauer auslässt. Als linkshändiger Magier verbreitet der bald 71-Jährige so viel altmodischen Charme, dass man die vielen schwergängigen Allen-Filme der vergangenen Jahre mit ihrer aufgesetzten Erotik – den letzten, den brillanten ‚Match Point‘ natürlich ausgenommen – schnell wieder vergisst.“ (Neue Zürcher Zeitung) H, HB, HH, HL, KI, OL
Shortbus USA 2006, R: John Cameron Mitchell, D: Raphael Barker, Lindsay Beamish
„‚Shortbus‘ ist eine Filmreise ins Wunderland der körperlichen Liebe, die der US-Regisseur John Cameron Mitchell rund um den New Yorker Privatclub Shortbus inszeniert hat. In dem Etablissement treffen sich allerlei experimentierfreudige Männer und Frauen, die auf sexuelle Selbstverwirklichung hoffen, weil sie von kleineren Nöten gepeinigt werden. Gleich zu Beginn sieht man etwa einem Paar dabei zu, wie es sich durch eine Art Hochleistungs-Kamasutra vögelt; eine Domina quält in einem Apartment mit Blick auf Ground Zero einen reichen jungen Schnösel; und ein junger Schwuler besorgt es sich selbst, indem er sich so lange verbiegt, bis er seinen Penis in den eigenen Mund befördert hat. Derlei amüsante Sensationen präsentiert Mitchell ohne Scheu vor pornografischen Bildern, aber mit umwerfendem Charme - frei nach der Devise: Befreie deine Triebe, dein Hirn wird folgen!“ (Der Spiegel) H, HH
7 Zwerge – Der Wald ist nicht genug Deutschland 2006, R: Sven Unterwaldt jr., D: Otto Waalkes, Mirco Nontschew
„Der Wald ist nicht genug“ für die debilen Gnome, die vor zwei Jahren fast sieben Millionen Zuschauer in die deutschen Kinos lockten. Im Fortsetzungsfilm soll ausgerechnet der einfältigste aller Zipfelmützenträger (gespielt von Otto Waalkes) die Zwerge gegen Rumpelstilzchen in den Kampf um Schneewittchens Kind führen. Der wüste Märchenmix setzt auf das bewährte All-Star-Team deutscher Komiker, doch statt der anarchischen Ausgelassenheit des ersten Teils breitet sich langatmige Einfallslosigkeit aus. Selten wirkte Dummheit auf der Leinwand so ermüdend.“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Snow Cake Großbritannien/Kanada 2006, R: Marc Evans, D: Alan Rickman, Sigourney Weaver
„Ein wortkarger Engländer nimmt bei einer Fahrt durch das winterlich kalte Ontario eine junge Anhalterin mit, die wenig später bei einem Unfall ums Leben kommt. Als er ihre Mutter aufsucht, wird er mit dem befremdlichen Verhalten einer scheinbar gefühlskalten Autistin konfrontiert, die den Tod ihrer Tochter ungerührt zur Kenntnis nimmt. Er bleibt bis zum Begräbnis bei ihr, wodurch auch bei ihm innere Narben zu schmerzen beginnen. Leises, berührendes Drama, das sich an Verdrängungen und seelischen Wunden abarbeitet, wobei manche Wendung des weitgehend über Bilder und Stimmungen erzählten Plots allzu abrupt und konstruiert wirkt.“ (filmdienst) H, HH
Sommer 04 Deutschland 2005, R: Stefan Krohmer, D: Martina Gedeck, Robert Seeliger
„Während der Sommerferien an der Schlei in Schleswig-Holstein fühlt sich eine etwa 40-jährige Frau für die frühreife Freundin des Sohnes verantwortlich, will sie vor den angeblichen Avancen eines Amerikaners schützen und verliebt sich selbst in ihn. Daraus entwickelt sich ein komplexes Familiendrama um die Grenzen von Moral, Schuld und Liebe; was in leichter Ferienatmosphäre beginnt, endet tragisch. Hervorragend gespielt und eindrucksvoll fotografiert, verbindet der anspielungs- und bedeutungsreiche Film die Nonchalance und Beiläufigkeit des französisches Kinos mit einer tiefgründigen Reflexion über das Sexuelle als treibende Kraft im menschlichen und sozialen Leben sowie das Schweigen und die Unaufrichtigkeit im Umgang der Generationen.“ (filmdienst) H, HH
Step Up USA 2006, R: Anne Fletcher, D: Channing Tatum, Jenna Dewan
„Ein Krimineller verliebt sich in eine Ballett-Schülerin. Nach ‚Dance!‘ kommt hier der nächste Film, in dem widerspenstige junge Menschen mittels flotter Sohle in die Arme der Gesellschaft zurückfinden. In diesem Mix aus Amore, wummernden Beats und heißen Tanzeinlagen überzeugen allerdings nur letztere. Denn wenn die Darsteller den Mund aufmachen, wird die Lust an ihren geschmeidigen Bewegungen erheblich geschmälert.“ (Cinema) H, HB
Die Super-Ex USA 2006, R: Ivan Reitman, D: Luke Wilson, Uma Thurma
„Sie ist eine Superheldin und lässt beim Ex die Superkräfte spielen: In ‚Die Super-Ex‘ wird Uma Thurman als G-Girl zur Kratzbürste, die mit Luke Wilson erst das Bett zum Beben bringt, dann aber ebenso unerbittlich vorgeht, als er ihr sagt, dass es aus ist. Allerdings bleibt Thurman im Doppelleben zwischen Graumaus und Superheldin fast der einzige Reiz, betreibt Regisseur Ivan Reitman hier doch nur harmlos dahinalberndes Komödienbusiness, das längst nicht so gut ist wie die Idee, auf der es basiert.“ (tip) DEL, H, HB, HH
Suspiria Italien 1977, R: Dario Argento, D: Jessica Harper, Udo Kier, Alida Valli
„Susie Banyon kommt als Schülerin in die Münchner Tanzakademie von Madame Blanc. Hier gibt es außer einer Menge Jugendstil viel zu entdecken: Wispern und Stöhnen auf den endlosen Fluren, rätselhaftes Personal, bisweilen gewalttätige Lehrerinnen, regnende Maden und grauenhafte Todesfälle. Die Musik von Goblin hämmert durch einen glutroten Irrgarten, unsere delirierende Heldin erleidet einen Zusammenbruch und kommt dem Ursprung des irdischen Gleichgewichts auf die Spur.“ (b-movie) HH
T
Der Teufel trägt Prada USA 2006, R: David Frankel, D: Meryl Streep, Anne Hathaway
„Lauren Weisbergers gleichnamiger Bestseller aus dem Jahr 2003 erschütterte weder die Welt der Mode, noch geriet die Bücherwelt aus den Fugen, aber die meisten Fashion-Victims krochen Weisberger auf den Leim. Viel pfiffiger als die selbstmitleidgetränkte ‚Abrechnung‘ zwischen Buchdeckeln ist die Leinwandversion. Es ist einmal mehr die Geschichte von Aschenputtel/Cinderella, die auch schon eine Audrey Hepburn oder Julia Roberts hell erstrahlen liess. Im Film spielt die erst 23-jährige Anne Hathaway einen Trampel, der keinen Schimmer hat von Mode. Die Pomeranze bewirbt sich beim Modemagazin ‚Runway‘ und wird von der Chefredaktorin, der teuflischen Miranda Priestly, als zweite Assistentin angestellt. Es beginnt ein Martyrium, denn Mirandas Eleganz ist gnadenlos. Meryl Streep ist satanisch gut in der Titelrolle, und Anne Hathaway ist ganz bezaubernd. Die Haute-Couture-Roben und -Kostüme, unerschwinglich für unsereiner, sind ein Gedicht.“ (Neue Zürcher Zeitung) , DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Der tierisch verrückte Bauernhof USA 2006, R: Steve Oedekerk
„Auf einem Bauernhof, wo alle Tiere sprechen können, ohne dass die Menschen dies ahnen, übernimmt ein junger Bulle nach dem Tod seines Vaters widerwillig die Leitung, wobei er gegen die partyhungrigen Hoftiere ebenso vorgehen muss wie gegen hungrige Kojoten. Unterhaltsamer Trickfilm in erstklassiger Computeranimation, mit plastischen Figuren und einigen hübschen Einfällen. Das Vergnügen trüben einige dann doch allzu unglaubwürdige Details sowie düstere (Kampf-)Szenen mit den ‚feindlichen‘ Kojoten.“ (filmdienst) H, HB, HH, KI, OL
TKKG – Das Geheimnis um die rätselhafte Mind-Machine Deutschland 2006, R: Tomy Wigand, D: Svea Bein, Lukas Eichhammer
„Die Hobbydetektive Tim, Karl, Klößchen und Gaby alias TKKG schreiten ein, als ein genialischer Mitschüler die ‚rätselhafte Mind-Machine‘ erfindet: eine gefährliche EEG-Apparatur wie aus Frankensteins Labor, mittels derer auch aus Unbegabten neue Einsteins werden. Tomy Wigands Verfilmung der Hörspielserie von 1979 bietet zeitgemäßes, erfrischendes Jugendkino, das die unsägliche TV-Adaption von 1985 vergessen lässt. Neben den Jungschauspielern überzeugen u.a. Jürgen Vogel, Ulrich Noethen und Jeanette Hain in Nebenrollen.“ (tip) H, HB, HH, OL
V
Volver – Zurückkehren Spanien 2006, R: Pedro Almodóvar, D: Penélope Cruz, Carmen Maura
„Es sind keine schrillen Weiber am Rand des Nervenzusammenbruchs, die Pedro Almodóvar hier inszeniert, sondern Frauen, die mitten im Leben stehen, lebende und höchst lebendige Tote. ‚Surrealistischen Naturalismus‘ nennt der Spanier sein Stilprinzip, das ihm erlaubt, mühelos zwischen der Welt der Lebenden und derjenigen der Toten zu wechseln und sein großartiges Frauenensemble durch eine Geschichte zu dirigieren, in der sich Witz und unvermittelter Ernst, Komik und plötzliche Beklemmung auf bezaubernde Weise die Hand reichen. Das kulminiert in den Szenen, in denen die tote Mutter (Carmen Maura) den Schwestern Sole (Lola Dueñas) und Raimunda erscheint, letztere verkörpert von einer hinreißend schönen Penélope Cruz, der der Regisseur auf erotische Weise huldigt.“ (Neue Zürcher Zeitung) KI
Vom Schaukeln der Dinge Deutschland 2006, R: Beatrix Schwehm
Rudolf Höhn war in den 90er Jahren ein erfolgreicher Schauspieler, Kabarettist und Autor. 1997 wurde bei ihm Parkinson diagnostiziert. Sechs Jahre nach dem Ausbruch der Krankheit wurde dann dieses Filmportrait gedreht. Dennoch ist dies keine deprimierende Krankengeschichte, denn Höhn hat erstaunlich kreativ und mit bewundernswerter Energie die Herausforderung dieses Schicksalsschlages angenommen. Der Film erzählt von der Krankheit, vom Theater, von der Literatur und vom Rugby - eigentlich müsste er heillos überladen sein, aber er wirkt wie aus einem Guss, weil Schwehm bei der Montage einer emotionalen Logik folgt und so die vielen Facetten von Höhn erstaunlich unangestrengt unter einen Hut bekommt. Dabei ist er oft sehr berührend, aber nie sentimental. (hip) HB, HL, KI, OL
W
Walle für Alle Bremen 2006, R: Jürgen J. Köster, D: Kurei Aslan, Walter Pohl Walle, rund um die Vegesackerstrasse: Der Film zeigt zahlreiche Menschen, die sich in unterschiedlicher Weise über Walle und zu ihrem Lebensgefühl in diesem Stadtteil äußern.“ (Kino 46) HB
Wer früher stirbt, ist länger tot Deutschland 2006, R: Marcus Rosenmüller, D: Markus Krojer, Jule Ronsted
„In einem Dorf in Bayern hört der elfjährige Sebastian, dessen Mutter vor Jahren bei einem Unfall ums Leben gekommen ist, die Erwachsenen oft über den Tod reden. Sie denken sich nicht viel dabei. Sebastian denkt sich zuviel dabei. Aus dieser Diskrepanz entwickelt Markus Rosenmüller seine Komödie „Wer früher stirbt, ist länger tot“. Sebastian (Markus Krojer) will an der Welt wiedergutmachen, was der Tod an ihr anrichtet. Einen überfahrenen Hasen setzt er unter Strom, dem Vater, der in seinem Witwerleben nicht froh wird, sucht er eine neue Frau. Leider liest er die Zeichen vom Himmel verkehrt und setzt auf die falsche Nachbarin. Aus dem Radio erfährt Sebastian schließlich das Geheimnis der Unsterblichkeit: Die Stromgitarre hat schon Jimi Hendrix am Nachleben erhalten. Mit zerschundenen Fingern spielt Sebastian also weiter Schicksal. „Wer früher stirbt, ist länger tot“ überzeugt durch eine profunde Logik, in die viele bayerische Überlebensweisheiten gemischt sind. Das lokale Idiom trägt entscheidend zum Charme des Films bei.“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) HB, HH
Wicker Man USA 2006, R: Neil LaBute, D: Nicolas Cage, Ellen Burstyn
„Ein Polizist reist auf eine kleine Privatinsel, um nach einem lange vermissten Mädchen zu fahnden. Er trifft dort auf eine sektenähnliche, oberflächlich sehr friedliche Gemeinschaft, die unter der Leitung einer ‚Königin‘ eine Gesellschaftsform ähnlich der Bienen aufgebaut hat. Doch das Matriarchat birgt ein dunkles Geheimnis, das dem Polizisten zum Verhängnis zu werden droht. Kraftlos-prüde Adaption eines Gruselklassikers aus dem Jahr 1973, dem es trotz vielversprechender Ansätze nicht gelingt, aus der in die Gegenwart transportierten Geschichte das angestrebte intellektuelle Angstkino zu machen.“ (filmdienst) H, OL
Winterreise Deutschland 2006, R: Hans Steinbichler, D: Josef Bierbichler, Sibel Kekilli
„Winterreise“ ist ein grandioser, aber auch anstrengender filmischer Höllentrip ins Hirn eines allmählich irre werdenden bayerischen Kleinunternehmers. Der ruppige, böse, aber auch charmante Mann wird vom Schauspieler Josef Bierbichler naturgemäß kraftstrotzend und nach allen Regeln der Seelenzerwühlungskunst dargestellt. Man hört viel Schubert-Musik und sieht tolle Bilder von bayerischen Schneelandschaften. „Winterreise“ ist aber auch eine schwelgerische Vergnügungsreise nach Afrika, weil der von kenianischen Gangstern übers Ohr gehauene Held auf der Jagd nach seinem Geld mit einer jungen Begleiterin (Sibel Kekilli) eben dorthin aufbricht. Das gibt dem Regisseur Hans Steinbichler Gelegenheit, viele aufregende afrikanische Slum-Ansichten und Berglandschaften zu zeigen und auch wüsten Kitsch. Das stört aber nicht weiter in dieser großartig eigensinnigen und poetisch durchgeknallten Tragödie eines lächerlichen Mannes.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, OL
Wo ist Fred? Deutschland 2006. R: Anno Saul, R: Til Schweiger, Jürgen Vogel
„Der fitte Bauarbeiter Fred (Til Schweiger) gibt sich als Behinderter aus, um einen signierten Basketball für den flegelhaften Sohn seiner Freundin zu ergattern. Mit Jürgen Vogel als prolligem Sidekick findet sich Schweiger in einer Serie von Behinderten-Slapsticknummern wieder. Als Vorbild dienen amerikanische bad taste-Komödien, aber weder ihr Witz noch ihre Schärfe werden erreicht.“ (tip) DEL, H, HB, HH, KL, OL
Wolfsburg Deutschland 2002, R: Christian Petzold, D: Nina Hoss, Benno Fürmann
„Der junge Angestellte eines Autohauses bei Wolfsburg verursacht einen Unfall, bei dem ein Junge verletzt wird, und begeht Fahrerflucht. Wochen später erliegt das Kind seinen Verletzungen. Seine Mutter macht sich auf die Suche nach dem Täter, in den sie sich verliebt, ohne seine Schuld zu kennen. Konzentriert erzählter Film, dessen einfache moralische Geschichte durch die elegante Inszenierung, komplexe Subtexte sowie einen stupenden soziologischen Reichtum zur tiefgreifenden Reflexion über Erkennen und Verkennen, Schuld und Sühne, Sprechen und Schweigen wird.“ (filmdienst) HB