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Archiv-Artikel

kurzkritik: „der geizige“ im schauspielhaus Auf den Punkt

Schick, dieses Loft. Große Panoramafenster, die um einen Innenhof herumgebaut sind. Vorne am Bühnenrand ist das Wohnzimmer, in dem der Vater herrscht. Hinten rechts und links sind die Zimmer seiner Tochter und seines Sohnes. Durch das Glas kann man immer sehen, was hinten in der Wohnung passiert. Da ist dann beispielsweise die Tochter, die ihre Aggressionen beim Tanzen zu harten HipHop-Grooves abbaut. Oder der Sohn, der sich einen prall gefüllten Kleiderschrank zugelegt hat, um den Vater zu ärgern. Denn der Vater ist „Der Geizige“, der nur ein einziges Entscheidungskriterium kennt: Geld.

Nun geht es aktuell in der Familie ums Heiraten. Vater will dem Sohn die finanzschwache Freundin wegnehmen, um sie selber zu ehelichen. Die Tochter will er verheiraten an jemanden, der sie ohne Mitgift nimmt. 1668, als Molières Lustspiel uraufgeführt wurde, muss das mit der Mitgift eine praxisnahe Frage gewesen sein. 2006 versteht man dafür die Wut der Kinder auf ihren durchökonomisierten Vater.

Aus Molières Charakterstudie des „Geizigen“ hat Regisseur Ivo van Hove ein Familiendrama gemacht. Bei ihm ist es die Geschichte von zwei Geschwistern, die gegen den Vater für ein selbstbestimmtes Leben kämpfen. Das tun sie lautstark, mit beeindruckender Energie und den Gefühlsverstärkern der Pop-Kultur. Ein Abend, der nicht in die Tiefe geht – aber oben kommt er auf den Punkt. KLAUS IRLER

nächste Aufführungen: 27. 11. um 19.30 Uhr, 1. 12. um 20 Uhr