GERT LINDEMANN, NEUER AGRARMINISTER NIEDERSACHSENS
: Alter Hase, alte Schule

■ 63, ist neuer Landwirtschaftsminister. Zuvor war er Richter und Staatssekretär im Agrarministerium des Bundes.  Foto: dpa

Schon mal besser: Mit Gert Lindemann wechselt diesmal kein Agrarindustrieller ins Landwirtschaftsministerium, sondern einer, der über 30 Jahre Staatsdienst auf dem Buckel hat. Lindemann gilt als kompetenter Agrarexperte – wegen seiner langjährigen Erfahrung als Staatssekretär und seiner weitreichenden Beziehungen.

Die hegt er auch zum Deutschen Bauernverband. Der fällt regelmäßig durch seine Bevorteilung von Großbetrieben auf und ehrte Lindemann im Oktober mit einem Preis für dessen agrarpolitische Bemühungen. Lindemann hingegen betonte, er wolle sich in seinem neuen Posten für Tierschutz und Verbraucher einsetzen. Die Opposition wird ihn beim Wort nehmen, sie erwartet einen Kurswechsel – weg von Lohndumping und Massentierhaltung.

Leicht wird es für ihn nicht: Christian Meyer von den Grünen bezweifelte seine Versprechungen und nannte ihn einen „Mann der alten Schule“. Die Linke fordert von ihm nun eine lobbyunabhängige Politik, Nabu, Peta und BUND eine klare Förderung bäuerlicher Landwirtschaft. Ja, Grotelüschen hat so manche Baustelle hinterlassen.

Seine Laufbahn kann da nicht schaden: Lindemann war Richter beim Oberlandesgericht Celle, 1983 bis 2003 dann Referats- und Abteilungsleiter in dem Ministerium, dessen Chef er jetzt ist. 2005 beorderte ihn Horst Seehofer ins Agrarministerium des Bundes, Ministerin Ilse Aigner warf ihn dann Anfang dieses Jahres wieder raus. Angeblich, weil er sie wie eine Sekretärin behandelte.

Lindemann lebt in Peine und ist Vorsitzender der Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH. Die gehört dem Bund und privatisiert in dessen Namen ehemaliges DDR-Land. Seit 2009 steht sie in der Kritik, weil sie die Preise unverhältnismäßig anhebt und gleichzeitig riesige Überschusssummen einfährt.

Sein neues Amt bezeichnete Lindemann als „krönenden Abschluss“ seiner politischen Ambitionen. Will er halten, was er verspricht, müsste er Grundlegendes verändern. Nur: Welchen Grund hätte er dafür, wenn er sich danach eh in den Ruhestand verabschiedet? GOB