: Familienfest? Bloße Tarnkappe!
LUFTFAHRTAUSSTELLUNG
Historische Flugzeuge, Flugschauen, Kinderschminken: das Programm der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) könnte ein Familienfest ankündigen. Tatsächlich treffen sich jedoch bis Sonntag die großen Akteure der Rüstungsbranche zum Schaulauf.
Über 200.000 Besucher verkehren während der sechs Tage auf der ILA in Schönefeld. Mehr als 1.200 Aussteller wie die Rüstungsgrößen Airbus Group und Thales Group, die deutsche Bundeswehr, die türkische Luftwaffe. Unis wie die TU München, die keinen Hehl daraus machen, für die Rüstungsindustrie zu forschen, und diverse Bundesländer, die um diese Unternehmen buhlen.
Die ganze Veranstaltung wäre um einiges erträglicher, wenn alle ehrlich wären und klar sagen würden, worum es geht: das Netzwerk der Rüstungsindustrien zu stärken. Stattdessen preisen die Unternehmen die Vorteile von Drohnen, dem diesjährigen Schwerpunkt der ILA, an – um etwa Brände zu löschen oder bei AKW-Katastrophen einzuspringen.
Es bedarf einigen Small Talks, damit der Mann am Stand des UAV Dach, des deutschsprachigen Lobbyvereins für die Drohnenbranche, Tacheles redet: „Die Industrie übernimmt die Führung der Projekte, die haben Erfahrung“, sagt er, die Universitäten würden das Wissen liefern, und das Militär teste. Dann holt er einen Drohnenkatalog unter dem Standtisch hervor, mit Geräten, die einiges mehr können, als Brände zu löschen. Man schaut auf – Waffen.
Wer beim Klang des Namens „Luft- und Raumfahrtaustellung“ an Weltallerkundung denkt, liegt also falsch. Die Deko der ILA: Eurofighter, Tornados, Kurzstreckenraketen und intelligente Tarnkappendrohnen, die selbstständig Entscheidungen treffen können. Schlimm genug, dass sich die Branche zum Geklüngel am Stadtrand trifft. Schlimmer, dass auch Politiker wie Angela Merkel, Sigmar Gabriel oder Ursula von der Leyen diese Netzwerktreffen besuchen und auch noch unterstützen und gute Zusammenarbeit wünschen. Die ILA – also doch irgendwie ein Familienfest. Doch das Fest einer Familie, zu der man nicht gehören möchte.
SVENJA BEDNARCZYK