: Zukunftswerkstatt fürs Leben in der Schule
SchülerInnen und Lehrer haben gestern gemeinsam an einer Fortbildung teilgenommen: Schüler sollen mitreden
Eine außergewöhnliche „Schüler-Lehrer-Fortbildung“ ging gestern im Haus der Wissenschaft zu Ende, Thema war die „Förderung partizipativer Schülerbeteiligung“. Jugendliche können ihre Zukunft nur bewusst gestalten, wenn sie das beizeiten lernen – und wenn ihnen dafür die Spielräume gelassen werden, das war der Sinn des Angebotes. Und Lehrer müssen lernen, Schülerwünsche ernst zu nehmen. Weil das Wort „Spiel“ vollkommen falsch ist – es ging um ernste Dinge.
„Kein Lachen, wenn jemand anders ist“, stand auf einem der Zettel, dutzende hingen an den Pinnwänden. Unterricht ist langweilig, mehr Praxis, mehr „Aktivitäten“, mehr „nach-draußen-gehen“ ist die Antwort der SchülerInnen. Warum nicht „Mathe im Schwimmbad“? Oder Physik? Warum nicht Unterricht durch externe Experten? Warum nicht am Schuljahres-Ende ein anonymes Feedback für jeden Lehrer?
Die Schüler-Meinungen kamen ungeschminkt zur Sache: „Unfähige Lehrer leichter vom Schuldienst entfernen“, wollen sie. Nur die Frage, welche Rechte Schüler zur Durchsetzung ihrer Vorstellungen vom Leben in der Schule haben sollen, blieb offen.
Vorzeigebeispiel war etwa die „Demokratie-AG“ am Schulzentrum Koblenzer Straße. Bei PISA noch Problem-Fall, heute vielfach Vorzeige-Projekt. 15 Jugendliche treffen sich regelmäßig in der AG, 11 davon mit schwarzer Hautfarbe. Ein Mädchen mit Kopftuch aus dem Libanon ist dabei, eben eine typische Mischung für den Stadtteil. Auch ein paar Migranten germanischen Ursprungs. „Das bemerkt man gar nicht“, sagt eine schwarze Schülerin – Schülerinteressen sind alle gleich. Das Pausenradio, das die Lehrer abgestellt haben, will die Demokratie-AG wieder anstellen. Und organisiert einen Schul-Weihnachtsball. Und hat schmuddelige Toiletten saniert.
Am Ende des Fachtages stand gestern Abend eine Diskussion mit Bildungssenator Willi Lemke. „Warum ist unsere Traumschule nicht Realität, Herr Senator?“, wird er gefragt. Lemke antwortet ausweichend, „dass alle dafür verantwortlich sind“. Nachfrage: „Und was macht die Behörde falsch?“ Wieder keine klare Antwort. kawe