: „Konkurrenz zwischen den Häfen beleben“
Sie will Deutschland zu einem maritimen Hightech-Standort ausbauen: Dagmar Wöhrl (CSU), Maritime Koordinatorin der Bundesregierung, fordert im taz-Interview den weiteren Ausbau der Häfen Hamburg, Bremen und JadeWeserPort
taz: Frau Wöhrl, welche Erwartungen haben Sie an die Maritime Konferenz in Hamburg?
Dagmar Wöhrl: Ich erwarte einen intensiven, branchenübergreifenden Dialog und die Entwicklung tragfähiger Zukunftskonzepte, um die Wettbewerbsfähigkeit der maritimen Wirtschaft nachhaltig zu stärken. Diese ist auf Wachstumskurs, und diese positive Entwicklung ist dauerhaft zu sichern. Dazu müssen wir Deutschland zu einem maritimen Hightech-Standort ausbauen. Die maritime Wirtschaft entfaltet ihre Wirkungen nicht nur an der Küste. Schiffbauzulieferer agieren überwiegend im Binnenland, kombinierte Verkehre betreffen das Hinterland. Dieses Gesamtnetzwerk gilt es zu stärken.
Das Hafengutachten im Auftrag des Bundesumweltministeriums fordert, den Wettbewerb der norddeutschen Hafenstädte durch eine koordinierte nationale Hafenstrategie zu ersetzen. Gefordert wird zudem ein gemeinsames Positionieren im Wettbewerb mit Rotterdam und Antwerpen. Teilen Sie diese Einschätzung?
Nein. Das Gutachten missachtet die politische Beschlusslage. Bund und Küstenländer haben bereits eine gemeinsame Seehafenkonzeption. Sie beinhaltet die Strategie für die landseitige Anbindung der Häfen und für die seeseitige Zufahrt. Unter den vordringlichen Infrastrukturprojekten nehmen die Fahrrinnenvertiefungen von Elbe und Weser eine Schlüsselposition ein. Die Konkurrenz zwischen den Seehäfen soll – anders als vom Gutachten intendiert – nicht behindert, sondern im Gegenteil durch die Seehafenkonzeption belebt werden. Eine lebhafte innerdeutsche Konkurrenz wird mittelbar die Wettbewerbsposition der deutschen Häfen gegenüber den holländischen und belgischen stärken.
Sind weitere Investitionen des Bundes in den Ausbau der Häfen Hamburg sowie Bremen und Bremerhaven erforderlich, über die aktuellen Fahrrinnenanpassungen hinaus?
Für den Hafenausbau sind die Länder zuständig, der Bund investiert dort nicht. Der Bund gewährt den Küstenländern jedoch bis zum Jahr 2019 Finanzhilfen für besonders bedeutsame Investitionen in den Seehäfen. Sie betragen jährlich insgesamt 38,3 Millionen Euro.
Soll der künftige Tiefwasserhafen JadeWeserPort in Wilhelmshaven eine Ergänzung oder auch eine Konkurrenz zu Hamburg und den bremischen Häfen sein?
Beides. Soweit ihn Schiffe anlaufen, die auch nach den Flussvertiefungen Hamburg und Bremen/Bremerhaven nicht anlaufen können, ist er Ergänzung, im Übrigen ist er Konkurrenz. Auf jeden Fall ist der JadeWeserPort unverzichtbar. Die Aufwärtsentwicklung beim Hafenumschlag hält nach allen Prognosen an, eine Verdoppelung bis 2015 ist realistisch. Wir brauchen also die Kapazität des JadeWeserPorts.
Interview: Sven-Michael Veit