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Archiv-Artikel

Kirche schließt Container

LAMPEDUSA-FLÜCHTLINGE

Von BELA

Ab Montag wird alles anders: Nach genau einem Jahr ziehen die letzten 24 Lampedusa-Flüchtlinge am Pinnasberg aus, die Wohncontainer werden abgebaut. Am 2. Juni 2013 hatte Pastor Sieghard Wilm seine Kirchentür für die anfangs mehr als 80 afrikanischen Flüchtlinge, die über Libyen und Italien nach Hamburg kamen, geöffnet. Seit dem Herbst lebten 52 davon in Wohncontainern auf dem Gelände verschiedener Kirchengemeinden in Hamburg.

Das alles habe die Kirche nur mit der Hilfe von vielen Freiwilligen stemmen können, sagt Wilm. Zeitweise seien es über 200 gewesen, die sich insgesamt etwa 25.000 Stunden engagiert hätten: „Wir haben gespürt, wie stark wir sind“, sagt Wilm. „Da ist auch noch viel mehr möglich.“

Trotzdem wollen die Pastoren ihr Engagement für die Lampedusa-Flüchtlinge jetzt beschränken. „Manches ist zu kurz gekommen im letzten Jahr“, sagt Wilm und verweist auf die Jugend- und Sozialarbeit der Kirche und das Thema Obdachlosigkeit. „Das muss jetzt wieder mehr Gewicht bekommen.“

Andere sollen nun fortführen, womit die St.-Pauli-Kirche begann. „Wir nehmen uns zurück, damit auch andere nach vorne gehen können“, sagt Wilm. Ohnehin habe die Solidarität auf St. Pauli auch anderswo Hilfsbereitschaft ausgelöst. „Wir sind hier sehr öffentlich gewesen. Aber viel Arbeit in dem Bereich geschieht im Stillen“, sagt Wilm. Seine Hoffnung: Die Willkommenskultur, die auf St. Pauli gelebt wurde, soll der Stadt erhalten bleiben.

Ganz enden soll das kirchliche Engagement für die Afrikaner aber nicht: „Es geht einiges weiter“, sagt Pastor Wilm: Die Kirche will weiter Anlaufstelle für die Männer bleiben und Sprachkurse anbieten. Auch der Hygiene-Container auf dem Kirchengelände bleibt stehen – für die Flüchtlinge, die auf der Straße oder in Kellern leben. Wilm: „Es geht so weiter, wie wir es auf Dauer tragen können.“

Der Großteil der 24 Männer, die jetzt noch in den Containern wohnen, wird in reguläre öffentliche Unterkünfte umziehen, bis über ihren Antrag für eine Aufenthaltsgenehmigung entschieden wurde. Mehr als 40 Lampedusa-Flüchtlinge wohnen bereits in den regulären öffentlichen Unterkünften. Einige planen, zurück nach Italien zu reisen.

Im Sommer könnten diejenigen, die vom Senat eine vorübergehende Duldung erhalten haben, vielleicht auch arbeiten dürfen: Die Bundesregierung will die Wartezeit auf eine Erlaubnis für Geduldete von einem Jahr auf drei Monate verkürzen. „Diejenigen, die sich gemeldet haben, dürften dann arbeiten“, sagt Innenbehördensprecher Frank Reschreiter.  BELA