: Bielefeld hat einen Trainer
Beim Spiel Arminia Bielefeld gegen Bayer Leverkusen fielen keine Tore. Was soll‘s: Viel interessanter als das Geschehen auf dem Rasen ist das Rätselraten um die Zukunft von Trainer Thomas von Heesen
AUS BIELEFELDVOLKER BACKES
Irgendwann hielt es ein energischer Herr der Generation 50+ auf der Pressekonferenz nach dem torlosen Remis zwischen Arminia Bielefeld und Bayer Leverkusen nicht mehr aus. „Jede Woche der gleiche Mist“, platzte es aus ihm heraus, „ich kann es echt nicht mehr hören.“
Der Mann bezog sich dabei nicht etwa auf die mäßigen Leistungen beider Teams, auch nicht auf die wortkargen Erklärungsversuche der Trainer, er meinte die Fragen der Journalisten nach dem künftigen Werdegang des Bielefelder Trainers Thomas von Heesen. Arminias Geschäftsführer Roland Kentsch nickte dem Mann aufmunternd zu: „Danke, dass Sie das auch so stört.“ Bemerkenswert an der Szene war allerdings, dass es sich dabei um einen Journalisten aus Bielefeld handelte. Es nervt beinahe alle Betroffenen, dass rund um manche Sportarenen derzeit wenig über Fußball gesprochen wird. Interessant sind Dinge, die neben dem Platz passieren oder eben auch nicht und über die eigentlich sowieso niemand reden will. Zumindest offiziell.
Dabei war das Duell zwischen Arminia und Bayer auch aus sportlicher Sicht spannend. Bayer Leverkusen dümpelt seit Wochen recht unbefriedigend im Mittelfeld der Liga herum. Aus dem DFB-Pokal verabschiedete sich der Club vom Rhein schneller als erwartet und auch im UEFA-Cup sieht die Zukunft nach der bitteren 1:2-Niederlage bei Dinamo Bukarest vergangene Woche nicht gerade rosig aus. Den Gesetzen des Geschäftes folgend steht Bayer-Trainer Michael Skibbe daher bei Fans und Medien zur Disposition, und auch die Treueschwüre der Vereinsführung zeigen bislang weniger Wirkung nach außen als gewünscht.
Eigentlich käme der ewige Abstiegskandidat Arminia Bielefeld als beinahe schon traditioneller Aufbaugegner in einer solchen Situation gerade recht, würden sich die Ostwestfalen nicht seit Wochen beharrlich weigern, den vorsaisonalen Einschätzungen der Experten endlich Rechnung zu tragen. Doch auch die deutliche 0:3-Niederlage bei Werder Bremen werde sein Team nicht umwerfen, kündigte DSC-Coach Thomas von Heesen im Vorfeld an und versprach den neuerdings in Bielefeld gewohnten Powerfußball seiner Elf.
Auf Seiten der Arminen hätte man sich darüber freuen können, endlich im Mittelmaß der Liga aufgenommen worden zu sein. Auf die Frage, ob sich heute zwei Mannschaften auf Augenhöhe begegnet seien, nickte Verteidiger Bernd Korzynietz lächelnd und meinte: „Ja, könnte man so sagen.“ In Wallung brachte die ostwestfälischen Seelen jedoch ein Mann, der mit dem Club am Teutoburger Wald im Prinzip nichts zu tun hat. Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke kündigte nämlich bereits Stunden vor dem Spiel eine Presseerklärung zum Thema Trainerposten beim BVB an, rechtzeitig genug, damit eine Zeitung das bereits am Samstag verbreiten konnte. Nach dem Spieltag erläuterte der Dortmunder vor laufenden Kameras seinen Plan, Trainer Bert van Marwijk zum Saisonende aus dem Vertrag zu entlassen. Und natürlich sei Thomas von Heesen ein interessanter Mann. Das war keine wirklich neue Erkenntnis und offen blieb die Frage, warum Watzke das gerade jetzt erklärte.
Im nicht so fernen Bielefeld setzte der sonst so eloquente von Heesen den nun einsetzenden bohrenden Fragen einen vernichtenden Blick entgegen, herrschte die Kameraleute an, ihr Arbeitsgerät abzuschalten und verließ fluchtartig den Presseraum. Denn Gespräche seien noch mit niemandem erfolgt. Das betonen alle Beteiligten seit Tagen immer wieder. Und sagen, dass sie nichts mehr sagen werden, woran sich aber nicht alle so ganz halten.
Derweil flüchtete sich DSC-Geschäftsführer Roland Kentsch in beißende Ironie: „Quatsch muss man nicht kommentieren. Wir können uns ja noch einen Verein suchen, mit dem wir einen Ringtausch vereinbaren, Mainz zum Beispiel. Wir holen Klopp, van Marwijk geht zu Mainz und von Heesen zum BVB. Oder so.“ Dann lachte er herzlich.