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Archiv-Artikel

Die Fotze feixt

INSPEKTION Drei Gedichte, eine Miniatur – Ansichten über einsame Kriege, vergiftete Pfeile, reparierende Männer und unser Land

Ann Cotton

■ Stationen: Cotton, geboren 1982 in Iowa, beendete ihr Studium der Germanistik mit einer Arbeit über die Liste in der Konkreten Poesie. Ihr Debüt „Fremdwörterbuchsonette“ (Suhrkamp, 2007) wurde mit dem Reinhard-Priessnitz-Preis ausgezeichnet. Cotten lebt in Berlin.

■ Silvester: „Wie werden Sie feiern?“ – „Wenn ich das wüsste, würde ich versuchen, mich daran zu hindern.“ Foto: Verlag

VON ANN COTTON

Rosa Meinung

In des Landsgerichtes Fotze geh ich als ein blasser Traum. Frau ist alles, was ich kotze, lauter Wahrheit dieser Raum.

Dass man mir mein Schwärmen nähme, denk ich, aber glaub es kaum: Dieser Prunk im schmalen Schoße ist der Trödelväter Schaum.

Wenn ich nur die Arme breite, ächzt er wie ein Eichenbaum, kracht in brüchig tausend Scheite, schäumt, dass ich, Blitz, ihn ableite.

Brenn zu Asche, mich zu wärmen! (Denn ich will von Deutschland lernen.)

Der traurige Liebhaber der Gelehrsamkeit

Einst hatte ich eine Chance zu versuchen, in Schönheit mit einer anderen Person zu leben. Aber er überrumpelte mich andauernd so, dass ich mich schlecht benahm. Mein Körper, wiewohl von Sex überwältigt, entschied, dieser Mensch sei ein Feind, und schickte vergiftete Pfeile durch meinen Mund und meine Augen hinaus, wann immer ich nicht auf mich achtgab. Nach einer Weile hielt es die Person für besser, mich in Ruhe zu lassen, und ich musste ihr beipflichten. Seither ist es die sorgfältige Organisation und Präsentation von Material zur Überlegung, die ich am meisten liebe. Sie erweckt in mir eine große Trauer und Nostalgie für meine eine, verlorene Chance. Alleine auf Papier, in meinem Leben alleine, habe ich die liebendste und eleganteste Manier entwickelt, und Systeme, vor denen eine Krähe schamhaft erblassen würde. Das Licht jedoch ist trüb und wird nie mehr heller werden, denn mein Komet ist vorbeigegangen, sein futuritives Licht sieht längst seinen eigenen Abbruch, eine asymptotische Reduktion, unberührt von fieberhaften Entwicklungen.

Ich Kriegschaden

Braucht es zwei Seiten, um einen Krieg zu machen? Es braucht nur einen, um ein Krieg zu sein. Insofern ist die ganze Menschheit vereinigt,

zu einem Lebewesen, dem Krieg allein.

Es trennt der Humanismus die Geschlechter, er sagt uns, wen es uns erlaubt ist zu hassen, wir fassen es leicht mit angeborener Intelligenz,

geschmeidig wie eine Hand auf einer Lanze.

Fass die Halluzination! Hinter der Putze ragen zwei Tatzen hervor, und das bedeutet, mehr als das Leben liebt sie ihre Katze,

weil sie den Ausweg zeigt und nicht fordert.

Stapelt den Ernst auf mir! Mein Lachen ist öd, unmenschlich. Türmt den Ernst auf! Die Fotze feixt.

Wundert ihr euch? Mein Humor ist nicht von dieser Welt.

Ich will nicht von Trotteln verstanden werden. Ich will weg.

Männer

Wer sind wir? Wir sind die Naiven, die Daumen im Gürtel daheim. Wir singen nach unseren Trieben, wir singen und trinken Wein.

Wenn wir dich mögen, dann finde, dass wir sehr vernünftig sind, wir können dir alles erklären, wir reparieren dein Rad.

Wir kennen die Schrauben und Nieten, die Vernunft ist uns ein Gerät, wir reparieren den Schaden, den die Nichtnaivität

in den Medien den Mädchen und Jungen suggeriert: sie seien dumm, wenn sie glauben, sie hätten Leute wie uns verdient.

Verdienen, da ist ja die Tücke, da kommt unsere Macke her, Verdienen macht man von oben, wir können halt unten viel mehr.

Unsere Schönheit ist so beschaffen, wenn du uns liebst, liebst du die Welt, weniger können wir dir nicht lassen, wir sind ja ganz, wir sind alle, wir sind Fell, Kopf, Haut und Kralle, wir sind Arbeiter ohne Entgelt.