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Archiv-Artikel

DER RECHTE RANDWONACH DIE POLIZEI GESTERN IN ZAHLREICHEN WOHNUNGEN SUCHTE Verlinkt mit dem Nazi-Netz

Offline ist das rechtsextreme Internetforum „Thiazi.net“ schon seit knapp zwei Jahren. In dieser Woche, am frühen Mittwochmorgen, ging die Polizei erneut gegen Unterstützer der selbsterklärt „germanischen Weltnetzgemeinschaft“ vor: In 12 Bundesländern durchsuchten Ermittler unter Führung des LKA Mecklenburg-Vorpommern 38 Wohn- und Geschäftsräume. Datenträger und Rechentechnik wurden sichergestellt.

Insgesamt 35 Personen verdächtigt die Staatsanwaltschaft Rostock „der Bildung beziehungsweise Unterstützung einer kriminellen Vereinigung“. Die Beschuldigten stünden im Verdacht, das Forum durch Sach- und Geldspenden unterstützt zu habe, sagt Staatsanwalt Martin Fiedler. Darüber hinaus sollen sie verfassungsfeindliche Symbole und volksverhetzende Lieder verbreitet haben. Die Auswertung sei noch nicht abgeschlossen, sagt Fiedler gestern. Ob etwa in Niedersachen oder Schleswig-Holstein Waffen gefunden wurden, wisse er nicht.

Im Juni 2012 bereits war die Polizei gegen 26 Betreiber vorgegangen. Bis zu 30.000 registrierte Nutzer tauschten sich über das Forum über Aktionen und Konzerte aus, über „nationale“ Feinde oder verhasste Mitstreiter, aber auch über Erziehungs- und Backrezepte. Immer wieder fanden sich Lieder, in denen gegen Ausländer und Juden gehetzt wurde, zum Download – darunter solche, die als jugendgefährdend auf dem Index stehen.

Einer der damaligen Hauptfiguren war der Erzieher Klaus R. Bei seiner Festnahme 2012 zeigten sich die Kollegen von der „Villa Kunterbunt“ im vorpommerschen Barth erschüttert: Nie hätte man gedacht, „dass Herr R. ein Rechtsextremist ist“, sagte auch Bürgermeister Stefan Kerth (SPD).

Im Mai 2013 erhob die Staatsanwaltschaft gegen vier „Thiazi“-Betreiber Anklagen wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung. 14 weitere Anklagen, darunter wegen Volksverhetzung, liegen ebenfalls vor.

Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland