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Archiv-Artikel

Der verborgene Basar

Von vielen unbemerkt hat auch das Überseemuseum einen Weihnachtsmarkt. Doch die Aussteller vermissen die Werbung ebenso wie das Geschäft. Sie fühlen sich als museales Beiwerk missbraucht

von Jan Zier

Für die einen ist es ein „kostenloses Zusatzangebot“ zur musealen Dauerausstellung. Für die anderen ist es ein Weihnachtsmarkt mit TürsteherInnen, der Eintritt kostet: der „Überseemarkt“, der noch bis zum Sonntag im Bremer Überseemuseum stattfindet. Kritik kommt vor allem von den 30 AustellerInnen. Sie klagen über schlechte Geschäfte und führen dies auf mangelnde Werbung und fehlende Öffentlichkeitsarbeit seitens des Veranstalters zurück.

Susanne Reuter von „World at Home“ etwa verkauft Festschmuck aus West-Papua, Reislöffel aus Wasserbüffelhorn, aber auch eine hölzerne Schlafbank aus Java. Sie ist selbst in West-Papua groß geworden, nun importiert sie die Waren von dortigen Familienbetrieben. Für Stände wie den ihren nimmt das Überseemuseum rund 50 Euro pro Quadratmeter an Gebühren, gerechnet hat sich diese Investition für Reuter bislang nicht. „Der Überseemarkt hat Potenzial“, sagt sie, „aber viele erfahren davon nur durch Zufall.“

Ein Banner vor dem Museum sucht man bislang vergebens, Plakate in der Stadt ebenso. Auch der Hinweis auf den Internetseiten der Bremer Touristikzentrale fällt eher dürftig aus, verglichen mit dem Weihnachtsmarkt in der Innenstadt oder dem Schlachte-Zauber. Werbeflächen seien in der Vorweihnachtszeit „nur schwer zu bekommen“, sagt der kaufmännische Geschäftsführer des Überseemuseums, Dieter Pleyn. Dennoch ist er mit der öffentlichen Resonanz zufrieden. Im vergangenen Jahr, als der Überseemarkt zum ersten Mal stattfand, kamen in zehn Tagen gut 7.000 BesucherInnen. In diesem Jahr zählte Pleyn ein Fünftel mehr, allein in den ersten drei Tagen. „Und es gibt auch Aussteller, die zufrieden sind.“

Die Bio-Kaffee-Rösterei Seetezen gehört beispielsweise dazu, Ursula Jenkner nicht. In ihrer „RecycelBar“ bietet sie Taschen feil, die aus alten Telefonbüchern geflochten sind, oder Perlenketten, die aus Illustrierten gedreht sind. Ihre Bilanz fällt bislang „katastrophal“ aus, der Museumsleitung wirft sie vor, mit der Rolle als Veranstalter eines kommerziellen Basars „überfordert“ zu sein. „Hier gibt es nur ein paar Händler, die ganz gut verdienen. Der Rest sitzt die Zeit ab.“ Vergleichbare Märkte in Hamburg oder Stuttgart seien da „wesentlich besser organisiert“.

Pleyn hofft unterdessen noch auf „Synergien“ der drei Weihnachtsmärkte in der Stadt – und gelobt, im kommenden Jahr mehr Marketing zu betreiben und auch die seiner Ansicht nach „moderaten“ Standgebühren nicht zu erhöhen. Eintritt will er auch weiterhin verlangen. „Das ist so üblich.“

Manch einem geht es aber auch gar nicht so sehr ums bloße Geld verdienen: Götz-Peter Reichelt etwa gehört dazu, ein Foto-Journalist, der auf dem „Überseemarkt“ filigrane Schnitzarbeiten aus Holz ausstellt. Ein Nashorn etwa, dass die Lebensgeschichte eines dieser vom Aussterben bedrohten Tiere erzählt. Dem Kopf, sagt Reichelt, kann man die hölzerne Gewehrkugel entnehmen, „mit der es getötet wurde“. Dann folgen in mehreren Schichten im Inneren des Tieres detaillierte Szenarien aus der Savanne. Vier Monate hat Reichelt daran gearbeitet, verkaufen will er das Kunstwerk nur ungern. Lieber erzählt er die dazugehörige Geschichte, ist er doch „ein politisch radikaler“ Schnitzer. Einen „verkappten Greenpeacer“ nennt er sich, einen, der eine „Mission“ vertritt. Und das bisweilen auch gegenüber seinen AusstellerkollegInnen. Gerne hätte er seine „Arche Noah“ mitgebracht, mit 142 Tieren darin. Doch der Veranstalter beschied ihm, dass dafür kein Platz sei. Dafür steht sie im Guiness Buch der Rekorde.

Geöffnet täglich von 9 bis 18 Uhr, Samstags und Sonntags ab 10 Uhr; Eintritt: 6,50 Euro, Kinder 2,50 Euro, ab 17 Uhr „After-Work-Shoppen“ für zwei Euro