: Kaum Harmonie
Finanzdebatte sorgt bei Orchestern für Misstöne
Wer in diesen Tagen bei den Bremer Philharmonikern oder der Deutschen Kammerphilharmonie nach den Finanzen fragt, bekommt dieselbe knappe Antwort: „Kein Kommentar“. Und das, obwohl es auch um die Zuschüsse für das Jahr 2007, das in drei Wochen beginnt, geht. Offenbar wird hinter den Kulissen hart verhandelt. Iris Spiess, kulturpolitische Sprecherin der CDU, sagt nur: „Ich mache mir um die Zukunft der Orchester keine Sorgen.“ Einzelheiten seien aber in der Kulturdeputation nicht mitgeteilt worden.
Immerhin – einen Eckstein gibt es schon: Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen (DKB) soll in den nächsten drei Jahren jeweils 1,479 Millionen Euro bekommen. Das ist die Summe, die sie auch bisher bekam: 613.000 Euro aus dem Kulturhaushalt, 204.500 aus dem Bildungsressort, 661.550 vom Wirtschaftssenator. Ab 2008 sollen diese Summen alle direkt übers Kulturressort fließen. So weit, so gut: Offen ist aber noch die Frage der „zusätzlichen Projektmittel“. Die dienten in den vergangenen Jahren der „Deckung des Wirtschaftsplanes“. Im Sommer 2005 wurden 730.000, im Jahr darauf sogar 770.000 Euro gezahlt. Dabei handelte es sich aber nicht um Kultur- sondern um „Wirtschaftsfördermittel“. Im Frühjahr soll den Wirtschaftsförderausschüssen über eine Betriebsuntersuchung berichtet werden, das bedeutet: Die Kammerphilharmoniker müssen sich vom Geschäftsführer der Glocke-GmbH durchleuchten lassen. Der will nach „Synergieeffekten“ schauen.
Bei den zusätzlichen Mitteln handelt es sich um Zuschüsse für die Konzertreisen: Das Orchester erfülle eine „Botschafterfunktion im Zusammenhang mit einem ausgedehnten Tourneegeschäft, das überwiegend keine Kostendeckungsbeiträge erwirtschaftet“, heißt es nüchtern in dem Papier des Wirtschaftssenators. Die Kammerphilharmonie betrachtet ihre Konzertreisen aber nicht als zusätzlich, sondern als Teil ihrer Rolle. Der gesamte Zyklus der Beethoven-Symphonien etwa, ein ambitioniertes Projekt des Künstlerischen Leiters Paavo Järvi, wird im Juni bei den Salzburger Festspielen zu hören sein, im Juli in Japan und in Montreal. Die DKB gastiert beim Beethovenfest in Bonn, in Chicago und New York: Das kostet Geld.
Bei den Philharmonikern geht es um andere Summen: Einen Zuschuss von 3,7 Millionen Euro aus dem Kultur- und 2,7 Millionen aus dem Theateretat hat die Orchester-GmbH mit ihren 98 fest angestellten Musikern in diesem Jahr bekommen. Die Vertragsverhandlungen für 2007 sind noch nicht abgeschlossen – angeblich klemmt es beim Theater. Der neue Intendant scheint die Fortschreibung der bisherigen Finanz-Praxis nicht für selbstverständlich zu halten. kawe