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Archiv-Artikel

Freiheit für jungen Rom

FAMILIENTRAGÖDIE Vier Wochen nach einem Suizidversuch wird Miroslaw Redzepovic aus der Abschiebehaft des Hamburger Klinikums Ochsenzoll entlassen. Sein Anwalt fordert „humanitäres Bleiberecht“

Festgenommen hatte man ihn am achten Todestag des Suizids seines Vaters

Die Hamburger Ausländerbehörde hat den Rom Miroslaw Redepovic freigelassen. Nach Angaben seines Anwalts Enno Jäger verzichtete die Behörde auf die weitere Vollstreckung der Abschiebehaft des 22-jährigen. Der Mann mit serbischer Staatsangehörigkeit konnte somit gestern die psychiatrische Abteilung des Klinikums Ochsenzoll verlassen.

Dort saß er, seitdem er Anfang Dezember versucht hatte, sich in der Abschiebehaft zu erhängen. Wegen der tragischen Biographie des jungen Mannes hatte der Fall Aufmerksamkeit erregt. Er war am 23. November im Haus seiner in Hamburg lebenden Tante festgenommen worden – am achten Jahrestag des Todes seines Vaters Milos. Der hatte sich 2002 im Rathaus des niedersächsischen Syke mit Benzin übergossen und verbrannt. So wollte er die Abschiebung seiner siebenköpfigen Familie nach Serbien verhindern.

Doch das niedersächsische Innenministerium blieb hart: Einige Zeit nach dem Suizid des Vaters schob es dessen krebskranke Witwe und ihre fünf minderjährigen Kinder nach Belgrad ab. Dort lebte Miroslaw, das älteste der Kinder, bis zum Oktober vergangenen Jahres. Dann machte er sich erneut auf den Weg nach Deutschland – und geriet wieder in Abschiebehaft. Seinen dort gestellten Asylantrag lehnten die Behörden sofort ab. Am selben Tag beging er den Selbstmordversuch.

Wie es für ihn nun weiter geht, ist offen. Bis auf weiteres darf er unter Meldeauflagen zu seiner Tante. Sein Anwalt Jäger will nun einen Antrag auf „humanitäres Bleiberecht“ stellen. „Er hat weit über die Hälfte seines Lebens hier verbracht“, sagt der Anwalt. „Er spricht besser Deutsch als Romanes, hier hat er die Schule abgeschlossen und kurz vor seiner Abschiebung auch eine Ausbildung aufgenommen. Sein Lebensmittelpunkt ist Deutschland.“ CHRISTIAN JAKOB