Demo aus Notwehr

Polizeimord oder Notwehr? In Dortmund protestierten hunderte Menschen gegen Polizei und Staatsanwaltschaft

DORTMUND dpa/taz ■ Der Tod eines Mannes aus dem Kongo im vergangenen Frühjahr war am Samstag Anlass für eine Demonstration in Dortmund. In der Innenstadt protestierten etwa 300 Menschen gegen Polizei und Justiz und für Gerechtigkeit – darunter befanden sich Angehörige und Freunde des Getöteten.

Im April hatte ein Dortmunder Polizeibeamter den 23-Jährigen Dominique K. vor einer Trinkhalle im Stadtteil Eving im Einsatz erschossen. Nach Polizeiangaben soll das spätere Opfer mit einem Messer auf den Polizisten zugelaufen sein. Der bewaffnete Angreifer sei von dem Einsatzbeamten also aus Notwehr erschossen wurden. Andererseits behaupteten Zeugen, dass sich zwischen dem Polizisten und Dominique ein „Sicherheitsabstand“ befunden habe.

Die Staatsanwaltschaft Dortmund untersuchte das Geschehen, stellte die Ermittlungen bereits im Sommer wieder ein. Kritiker wie der Anwalt der Hinterbliebenen monierten eine vorschnelle Einstellung der Untersuchung. Doch auch eine eingeleitete Überprüfung des Falles durch die Generalstaatsanwaltschaft Hamm wurde am vergangenen Donnerstag eingestellt. Die Sprecherin der Generalstaatsanwaltschaft erklärte, dass es keine Zweifel an der Notwehr-These gebe: „Wir haben die Beschwerde zurückgewiesen, der Polizist hat aus Notwehr gehandelt.“

Das persönliche Umfeld des Afrikaners glaubt immer noch nicht an die Version der Ermittlungsbehörden. Die Schwester des Getöteten hatte deshalb – trotz Erklärung der Generalstaatsanwaltschaft – zum Protestzug aufgerufen. Ihr Motto: „Gerechtigkeit für Dominique“. Gemeinsam mit mehreren hunderten Protestanten fordert sie die Bestrafung des Polizisten, der ihren Bruder erschossen hat. Die Demonstration verlief friedlich.