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Archiv-Artikel

Betr.: Issa

Wenn ich aufs Klo muss, habe ich schreckliche Schmerzen. Ich war bei ganz vielen Ärzten, jetzt muss ich operiert werden. Aber ich muss warten. Nachts wird mein Bauch ganz dick, morgens wird es wieder besser, hoffentlich hört das bald auf. Meine Eltern sind Schreiner und haben Angestellte in Syrien. Sie haben Schränke, Tische und Betten aus Holz gebaut. Dann hat eine Bombe unser Geschäft zerstört, wir mussten fliehen. Mein Vater ist mit meinem Großvater vor Kurzem heimlich zu uns nach Hause nach Syrien gefahren, um sich unser Haus anzusehen. Es war auch kaputt. Das macht mich traurig, weil wir ja darin wohnen wollten. Wenn der Krieg vorbei ist, müssen wir alles schnell wiederaufbauen. Dann will ich auch Schreiner werden. Hier im Camp ist mir oft sehr langweilig. Und meine Eltern lachen nicht mehr so viel wie früher. Wir spielen auch nicht mehr so viel. Ich habe einen Onkel in Algerien, der ist noch ganz jung. Er schreibt mir manchmal SMS: Wir sollen zu ihm ziehen. Ich will aber lieber nach Syrien zurück.

Issa, sechs Jahre alt, aus Sit Zeinab, lebt seit sechs Monaten im Flüchtlingslager Rajab Marej, Libanon