: „Damit wird der Fußball nicht alleine fertig“
Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann hat für morgen einen runden Tisch einberufen, um über Gewalt in den Fußballstadien zu sprechen. Mit dabei ist Karl Rothmund, der Präsident des Niedersächsischen Fußballverbandes
Herr Rothmund, man hört in letzter Zeit vermehrt von Problemen mit gewalttätigen Fans in niedersächsischen Stadien. Überrascht Sie diese Entwicklung?
Karl Rothmund: Es ist in einigen Landesverbänden in Deutschland in letzter Zeit häufiger zu gewaltsamen Streitereien in den Ligen unterhalb der Bundesliga gekommen. Dadurch ist auch in Niedersachsen der ein oder andere Fall stärker in die Öffentlichkeit gerückt. Aber wir haben für Niedersachsen nicht festgestellt, dass die Gewalt zugenommen hat. Allerdings könnte die bundesweite Entwicklung unter Umständen auch verstärkt auf Niedersachsen zukommen.
Morgen setzen Sie sich mit Innenminister Schünemann und dem Polizeipräsidenten an einen Tisch. Worum wird es in diesem Gespräch gehen?
Wir wollen im Vorfeld eventuell sich ausdehnender Auseinandersetzungen Erfahrungen austauschen. Es gibt dann eine Reihe von Maßnahmen, etwa dass Mannschaften nicht nur die finanzielle und sportliche Qualifikation haben müssen, sondern auch ein Sportgelände, wo ein ordnungsgemäßer Ordnungsdienst arbeiten kann.
Woran liegt es, dass die Gewalt in den Bundesliga-Stadien kaum ein Thema ist, dafür aber in den unteren Ligen?
Die Krawallmacher haben gesehen, dass sie es in den Bundesliga-Stadien sehr schwierig haben bei der fast perfekten Organisation der Ordnungsdienste. Die Hooligans wollen Aufmerksamkeit auf sich ziehen, und das schaffen sie, wenn 30 bis 40 von ihnen zu einem Amateur-Oberligaspiel hinfahren, wo vielleicht 200 Zuschauer sind.
Die Polizeigewerkschaft verlangt, dass die Vereine ihrerseits die gleichen Sicherheitsvorkehrungen treffen, die auch in der Bundesliga herrschen. Ist das realistisch?
Das wird in den Amateurligen schwer zu bezahlen sein. Andererseits ist es auch ganz klar, dass man das alles nicht nur der Polizei aufhalsen kann.
Werden Sie als Verband dann gefragt sein, finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen?
Wenn wir das könnten, sicher. Aber die Sportförderung ist rückläufig und deswegen wäre ein Fußballverband mit dieser Aufgabe völlig überfordert.
Letztlich ist es also der Staat, der die Hauptlast tragen muss.
Ja, aber das ist nicht nur beim Fußball so. Es ist letztlich ein gesellschaftliches Problem, das sich nur beim Fußball ausdrückt. Und damit kann der Fußball nicht alleine fertig werden.
Interview: Klaus Irler